(Am 14. März 1849)
[1.57.1] Blum, Messenhauser und Becher trinken alle daraus und verwundern sich über alle Maßen über die unaussprechliche Güte dieses wahrhaft allerechtest himmlischen Weins.
[1.57.2] Messenhauser nimmt das Wort und spricht: „Ja, wahrhaftig, deine Anspielung ist wirklich nahe so trefflich, wie dieser Wein hier! O Herr, ist das aber ein Wein! Bruder Blum, weißt du, in diesem Haus ist gut sein; ich glaube, wir sollen uns hier geradeaus für ewig einquartieren! Denn wo es in einem Haus, ob in der materiellen oder geistigen Welt, so ein Brot und so einen Wein gibt, da ist es schon ein für alle Mal non plus ultra gut sein! Daher bleiben wir hier in diesem Haus nur gleich für ewig, wenn es sein kann, beisammen! Sollte sich etwa dann und wann so uns gleich ein armer Sünder einfinden, d. h. wie wir – natürlich mit Ausnahme dieses unseres bisher namentlich noch unbekannten Freundes – es waren und eigentlich noch sind, so wollen wir ihn aufnehmen und ihm hier, wie man zu sagen pflegt, einen guten Tag angedeihen lassen, und wenn’s auch einer unserer ärgsten irdischen Feinde wäre! Was meint ihr in dieser Sache?“
[1.57.3] Spricht Blum: „Freund Messenhauser, das war von dir sehr schön und würdig gesprochen, und das darum, weil du diese Worte wirklich aus deinem Herzen geholt hast, und nicht aus deinem Verstand. Ich sage es selbst: So jetzt der Windisch-Graetz hierherkäme als ein dürftiger und notleidender Geist, wahrlich, er soll bei uns sicher eine bessere Aufnahme finden, als wir sie auf der Erde bei ihm gefunden haben!“
[1.57.4] Alle drei schreien: „Bravo, so ist es recht! Um ein rechter Christ zu sein, muss man aus seinem tiefsten Lebensgrund das Böse mit Gutem vergelten können! Denn wer noch Rache in sich verspürt, der ist noch lange nicht ein vollkommener Geist und hat einen noch sehr großen Mangel an jeder freien Lebensgröße. Aber wer, wie einst der größte und weiseste Lehrer der Juden, am Galgen noch sagen kann: ‚Herr! Vergib es ihnen; denn sie sind voll Unverstand und wissen nicht, was sie tun!‘ – der hat in sich gewiss die höchste Lebensfreiheit! Ja, wir möchten sogar behaupten und sagen: Der ist ein Gott! Und das spricht auch am meisten für die Annahme der sonst noch sehr ins Dunkel gestellten Gottheit Christi.
[1.57.5] Wo etwa doch dieser einstige Jesus, an dessen irdischer Existenz gar nicht zu zweifeln ist, sich nun in dieser Geisterwelt befindet? Wahrlich, das war wohl ein allergrößter Freund der Menschen! Freund Blum, hast du bisher noch nie eine Gelegenheit gehabt, hier über diesen höchst merkwürdigen Mann irgend Näheres in eine sehr erwünschte Erfahrung zu bringen?“
[1.57.6] Spricht Blum: „O liebste Freunde, ich kann euch auf mein ganzes Leben versichern, dass gerade Er meine erste Bekanntschaft in dieser Welt war!“
[1.57.7] Fragen alle freudigst überrascht: „Wieso? Wie ging das zu? In welcher Gegend ereignete sich das? Was hat Er zu dir geredet?! Geh Bruder, geh und gib uns davon etwas zum Besten!“
[1.57.8] Spricht Blum: „Liebe Freunde, da wir nun etwas ganz anderes zu tun haben, so wollen wir das auf irgendeine günstigere Gelegenheit verschieben. Aber das kann ich euch schon in aller Kürze im Voraus versichern, dass Er mich gar bald wieder besuchen wird, bei welcher Gelegenheit dann auch ihr Ihn sicher werdet sehen und näher kennenlernen.“
[1.57.9] Spricht Jellinek: „Aber das kannst du uns doch im Voraus auch noch dazu sagen, ob du mit Ihm nicht über Seine von gar vielen Schwachgläubigen geglaubte Gottheit zu reden gekommen bist? Und hat Er solchen Glauben gebilligt oder nicht?“
[1.57.10] Spricht Blum: „Ja, liebe Freunde, ich sage euch ganz kurz, wir haben darüber sehr viel gesprochen. Und ich muss euch nun das schon hinzu sagen, der für euch nun freilich kaum begreiflichen Wahrheit gemäß: Christus ist der alleinig wahrste Gott von Ewigkeit! Er ist der Schöpfer aller Himmel und aller Welten! Mehr kann ich euch nun nicht sagen. Wenn Er aber kommen wird, da werdet ihr alles Nähere schon von Ihm Selbst erfahren!“
[1.57.11] Spricht Jellinek: „Freund Blum, das ist wegen des Beweises wahrlich nicht nötig, wohl aber wenigstens meines Herzens wegen. Denn ich muss euch’s offen bekennen, dass so Er jetzt daherkäme und mir winkte, Ihm zu folgen, so würde ich euch allen augenblicklich untreu! Denn ich liebe Ihn schon als einen vollkommensten, besten Menschen mehr als alle Menschen der Erde zusammengenommen; denn alle Menschen zusammen haben Ihm bisher aber auch nicht das Wasser reichen können; wie um sehr vieles mehr aber werde ich Ihn erst lieben und liebe Ihn eigentlich schon, so Er auch wirklich Gott ist! Um das: wie Er ein Gott sein kann, will ich mich gar nicht kümmern. Denn ich habe einen Wahlspruch einmal wo in einem Buch gelesen, und dieser lautet: ‚Gott ist die Liebe! Wenn dein Herz je irgendwo und -wann von einer mächtigen Liebe ergriffen wird, so denke: Gott ist in dieser Liebe!‘ – und seht, dieser Spruch ist mein Barometer für das Dasein Gottes auch in einem Menschen, wie gleicherweise in einem ganzen Volk! Wenn sonach ich aber nun zu Christo eine allermächtigste Liebe in meinem Herzen verspüre, da sagt mir eben diese Liebe dann: Christus, den ich gar so überaus achte und liebe, ist und muss ein Gott sein; denn wie könnte ich Ihn sonst gar so mächtig lieben! Darum liebe ich auch diesen himmlischen Bruder gar so sehr nun, weil Er sicher gar viel Gottesliebe in sich birgt! Habe ich recht oder nicht?“
[1.57.12] Spricht Blum: „Ganz vollkommen! Nur das Herz kann Gott begreifen, der Verstand ewig nie! Aber nun, liebe Freunde, zu etwas anderem! Da wir schon gerade bei dem Kapitel der Liebe sind, so können wir dieses vermeinte andere gar leicht damit verbinden.
[1.57.13] Hört! Wohl ist die Liebe der einzige Beweisbarometer für die Gottheit und Ihr unbestreitbares Dasein. Aber wir wissen es auch, dass es neben uns ein weibliches zartes Geschlecht gibt, das nur gar zu oft unsere Herzen dergestalt in den Anspruch nahm, dass wir darob einer höheren und reineren Liebe für Gott gar nimmer fähig waren! Nun, meint ihr wohl, dass auch in dieser, zumeist doch nur rein sinnlichen Liebe, Gott wohne?!“
[1.57.14] Spricht Jellinek: „Allerdings! Wäre nicht Gottes Zartheit in dem Weib, wer könnte sie lieben? Aber dass dessen ungeachtet diese Liebe auch ausarten kann, daran ist gar nicht zu zweifeln.“
[1.57.15] Spricht Blum: „Wenn zur Probe hier mehrere so ganz ausgezeichnete weibliche Schönheiten allenfalls im schönsten Ballettkostüm auftreten, und zwar mit der größten Freundlichkeit gegen uns und daneben aber auch der strenge, wenn sonst auch übergute Gottmensch Jesus – sage mir, besonders du, Jellinek, was würde dein Herz dazu für eine Miene machen? Denn ich weiß, dass dir die sogenannten Choreografinnen stets am meisten gefährlich waren!“
[1.57.16] Spricht Jellinek: »Bruder, du hast zwar hier eine meiner leider schwächsten Seiten berührt. Aber so viel kann ich dir dagegen doch als vollends von mir gewisserart rühmlich dartun, dass ich trotz all meiner Schwächen dennoch für ein echtes Haar Christi, wenn es darauf ankäme, 10.000 Choreografinnen auf der Stelle kann sitzen oder tanzen lassen! Denn weißt du, die Liebe zu Gott wird doch etwa ein bisschen mächtiger sein als die Liebe zu einer schmucken Tänzerin. Die Liebe zu den Weibern kann nur dann die Liebe zu Gott schwächen, wenn man entweder an einen Gott kaum glaubt, oder auf einen Gott zu glauben bemüßigt ist, der irgend in einer Hostie gleich einem Buschklepper stecken soll!? Aber so die Gottheit wirklich, und zwar in der Person Christi da ist, dass man Sie sieht, als solche erkennt und mit Ihr sogar reden kann, Bruder, da fahre du ab mit 10.000 Fanny Elßler und Cerritos [berühmte Tänzerinnen]! Aber natürlich ohne Christo könnten mir so einige gar sehr üppig bestellten Fannys in der Brust etwas mehr Wärme erzeugen, als so keine da sind.“
[1.57.17] Spricht Blum: „Bruder, möchtest du einige sehen?“
[1.57.18] Spricht Jellinek: „Wenn du auch derlei Geister hier hast, so lass sie sehen, auf dass wir an uns erfahren, inwieweit sie uns gefährlich werden könnten! Experientia docet [Erfahrung lehrt].“
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