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51. Drei Kampfgenossen Roberts vor dem Herrn. Auch sie sollen gebessert werden. Die dankbaren Tänzerinnen als Werkzeuge.

[1.51.1] (Der Herr:) „Es war schon ehedem einmal die Rede von deinen drei anderen Freunden, nämlich von Messenhauser, Jellinek und Becher. Es ward gefragt, wo diese, die mit dir das Los teilten, wären. Deine Freunde gaben ihnen ein eben nicht zu glänzendes Zeugnis. Ich sage dir, so plump und grob zwar dieses Zeugnis an und für sich auch immer war, so war aber dennoch im Ernst etwas daran. Denn alle drei waren heimlich von einem ganz anderen Geist getrieben als du. Du hattest nach deinem Verstand und Erkenntnis nur einen, irdisch genommen, guten Zweck vor dir, den du eben so zu erreichen strebtest, wie du einen gleichen in deinem Land auch wirklich erreicht hast. Aber nach solch einem irdisch allerdings achtbaren Zweck und Ziel trachteten deine drei vorbenannten Freunde nicht. Während du als ein echter Philanthrop handeltest und wirktest, handelten und wirkten die drei, mit geringen Gesinnungsunterschieden, bloß nur für die Erreichung entweder des losesten Volksabsolutismus oder, so dies fehlschlüge, doch wenigstens einer reich bespickten Börse, mit der sie sich dann bei einer günstigen Gelegenheit in nächtlicher und nebliger Dunkelheit hätten empfehlen können!

[1.51.2] Aber die schlüpfrige Fortuna war ihnen nicht günstig. Sie stellte wohl auf eine Zeit lang ein tüchtiges Füllhorn dem ersten vor die Füße. Aber er merkte es nicht, dass sich unter dem Füllhorn jene fatale Rollkugel befand, die an das Unbeständige alles irdischen Glücks gar so trefflich mahnt! Und so geschah es denn auch leicht, dass das irdische Glück des Messenhauser nur zu bald umschlug.

[1.51.3] Den andern zweien war diese Fortuna freilich sichtlich nicht so günstig, obschon sie mit Hilfe der Gänsekiele alles aufboten, um sich diese Göttin der Heiden geneigt zu machen. Sie fochten mit den Waffen, die ihnen die Gänse gaben, gleich einem Simson herum, und schlugen damit eine Zeit lang gar sehr wacker und ohne alle Schonung auf den Köpfen der sogenannten reaktionären Philister herum. Aber es wollte an diesen Wunden, die sie ihren Feinden mit den Gänseschwertern beibrachten, niemand sterben. Und die Fortuna war auch so trotzig und eigensinnig und wollte ihnen kein freundliches Gesicht zeigen. Das ärgerte sie sehr mächtig, dass sie darob die erste Waffengattung von sich warfen und borgten sich dafür andere beim Mars, mit denen sie im Ernst Simsonische Philisterniedermachungseffekte zu bewerkstelligen vermeinten, und zwar aus dem Grund, dass ihnen dadurch die für sie einzig göttlichste Fortuna geneigter werden möchte als sie es früher war, wo sie bloß die leichtere Waffengattung gebrauchten. Aber da stand es bald noch ärger um die beiden. Die Fortuna wurde erbost und warf ihnen am Ende so viele Kugeln unter die Füße und machte den Boden, auf dem sie fest stehen wollten, so glatt und schlüpfrig, dass es für sie unmöglich ward, sich noch fernerhin aufrecht zu erhalten; sondern gleich jenen sonst gutmütigen Tieren, die manchmal auch einen Tanz auf dem Eis versuchen sollen, zu fallen; und ihr Liedchen an die Fortuna ist damit auch vollends zum Ende gekommen.

[1.51.4] Mit diesem Fall traten diese drei Helden aber auch von dem Schau- und Prüfungsplatz der Außenwelt ab; und sind nun, dir gleich, in diese ewig gleich fortdauernde neue Welt herübergewandert, natürlich unter zahllosen Verwünschungen jener Weltmächtigen, die sie mit einer wahren Extraschnellpost hierher befördert haben. Sie sind nun alsonach auch ohne allen Zweifel, hier in der Geisterwelt, und das sicher nicht gar zu weit von hier.

[1.51.5] Du sprichst in dir: ‚Das ist sicher und wahr; aber wo so ganz eigentlich? Schweben sie etwa auch, mir gleich, noch irgendwo zwischen Himmel und Erde im Äther? Oder sind sie etwa gar hier in der Nähe dieses Hauses irgendwo in einem Winkel verborgen?‘

[1.51.6] Ich sage es dir: Nicht im Äther und nicht in irgendeinem Versteck, etwa in der Nähe dieses deines Hauses, das da gleich ist dem Innern deines Herzens. Sondern wie sie in deinem Herzen durch dein liebevolles Gedenken an sie gegenwärtig sind, so sind sie auch in der Wirklichkeit in diesem Haus gegenwärtig! Eine einzige Türe scheidet sie noch von dir und Mir. So wir diese Türe öffnen, da wirst du sie noch ganz so, wie sie die Erde verlassen hatten, antreffen.

[1.51.7] Aber so Ich dir die Türe öffnen werde, da darfst du sie nicht sogleich anreden, sondern sie eine Zeit lang an Meiner Seite belauschen, was alles sie untereinander abmachen und beschließen werden. So sie erst einen Vollbeschluss werden gefasst haben, alsdann erst wird es an der rechten Zeit sein, sie anzureden und sich ihnen zu zeigen. Das also zu deiner Darnachrichtung!

[1.51.8] Vorderhand aber wollen wir noch mit unseren Tänzerinnen ein paar Wörtlein wechseln und sie für unsere kommenden Operationen ein wenig vorbereiten. Denn diese werden wir in der Folge so gut brauchen können, dass du dir’s nun noch gar nicht vorzustellen vermagst! Daher nun an dies nötige Vorwerk.“

[1.51.9] Nach dieser kurzen Vorunterweisung begeben wir uns aber auch sogleich zu unseren Tänzerinnen, die uns beide gar liebfreundlichst empfangen und fürs Erste gar herzlich danken für die so überaus gute Bewirtung, und fürs Zweite aber auch für den energischen Schutz gegen jene, die üble Absichten auf ihre ohnehin sehr unglücklichen und elenden Personen hatten! Auch bitten sie den Robert tausendmal um Vergebung, dass sie, was er wohl merken hatte können, ihn für ein hartes Wesen hielten, während er nun in der Tat bewiesen habe, was für ein überaus liebevoller und rechtlicher Mann er sei.

[1.51.10] Robert, solches Lob zwar gerade nicht ungern anhörend, aber ermahnt sich doch gleich und spricht in seinem gewöhnlichen, etwas rau-ernstlichen Ton: „Hört, ihr meine lieben, armen Schwestern! Seid nicht zu voreilig mit eurem Lob und Dank! Denn ihr wisst es ja noch lange nicht, wer hier der eigentliche Geber aller guten Gaben ist!

[1.51.11] Das sage ich euch, und ihr könnt es mir aufs Wort glauben, dass ich durchaus nicht der Geber bin, sondern jemand ganz anderer. Ich aber bin hier nur sozusagen ein recht derber und grober Hausknecht, aber dabei gottlob kreuzehrlich! Aber das ist nun alles eins, ob ihr mir oder dem eigentlichen Herrn dieses Hauses dankt; denn was mir nicht gebührt, das nehme ich auch nicht an, sondern gebe es ganz getreu meinem einzigen Herrn wieder!

[1.51.12] Doch nun von etwas anderem! Sagt ihr uns beiden, ob ihr nun noch darauf besteht, eine Tanzproduktion in diesem Haus zu veranstalten? Oder seid ihr nun etwa gar von dieser tollen Idee im Ernst abgekommen?“

[1.51.13] Sprechen die Tänzerinnen: „O ihr allerbesten und liebevollsten Freunde der armen Menschheit! So ein Verlangen wäre nun wahrlich die größte Tollheit von unserer Seite! Denn wir wollten ja nur darum allhier unsere armseligste Kunst in die Ausübung bringen, um uns durch sie möglicherweise so viel zu verdienen, dass wir mit dem Verdienst doch den brennendsten Hunger hätten stillen können! Da wir aber nun, dank euch beiden, bei euch auch ohne unsere beabsichtigte Produktion die herzlichste Aufnahme fanden, da wäre es ja doch eine der größten Torheiten von unserer Seite, so wir nur an so was gedenken möchten, davon wir nun nur zu sehr überzeugt sind, dass unsere genug elende irdische Kunst in euren sicher himmlisch reinen Augen ein Gräuel ist! Oh, so ihr beide uns nur stets so gnädig seid, wie ihr es bis jetzt wart, da wollen wir von unserer Kunst auch ewig nichts mehr hören und wissen! Dessen könnt ihr vollends versichert sein.“

[1.51.14] Spricht Robert: „Das freut uns, und das ist schön und gut von euch. Aber so wir beide später eines gewissen guten Zwecks wegen von euch verlangen möchten, dass ihr bei einer bald kommenden Gelegenheit denn doch so ein Tänzchen produzieren möchtet – würdet ihr auch dann dem sehr löblichen Entschluss, nimmer zu tanzen, getreu verbleiben?“

[1.51.15] Sprechen die Tänzerinnen: „O Freunde, was immer ihr wollt, das werden wir auch tun, da wir nur zu gut wissen, dass ihr nur etwas Gutes wollen könnt, und so wollen wir auch tanzen, so ihr es verlangt. Denn euer Wille soll fortan stets auch der unsrige sein!“

[1.51.16] Spricht Robert: „Nun gut, so haltet euch dazu bereit! Denn es wird die Gelegenheit sich in kurzer Frist ergeben.“

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