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198. Disput zwischen Johannes und Satan. Ein Wink über Gottes Allgegenwart. Von der Entstehung des Bösen und wie Gottes Vollkommenheit dadurch nicht kompromittiert wird

[198.1] Johannes antwortet: „Allerdings, Seinem Gottwesen und Willen nach ist Gott unendlich und somit auch allgegenwärtig. Aber als wesenhafter Gottmensch und als wahrster Vater Seiner Kinder wohnt Er persönlich nur unter Seinen Kindern im Himmel der Himmel!“

[198.2] Spricht Satan: „Gut, du bekennst sonach die Allgegenwart Gottes unwiderruflich; da du aber das notwendig bekennst, so sage mir gefälligst auch, ob Gott allerhöchst weise und durchaus gut ist und daraus allwissend und allsehend, und wählt Er zur Erreichung Seiner beabsichtigten Zwecke zufolge Seiner höchsten Weisheit und endlosen durchgängigen Güte wohl auch alle Male die besten und tauglichsten Mittel?“

[198.3] Antwortet Johannes: „Allerdings; denn Gott ist in Sich die reinste Liebe, und diese kann nicht anders als ewig durchaus gut und allerhöchst weise sein! Ich weiß aber schon, wo du hinauswillst; aber frage nur zu, ich werde dir keine Antwort schuldig bleiben!“

[198.4] Spricht Satan weiter: „Hat Gott wohl alles, was die Unendlichkeit fasst, erschaffen, oder gibt es noch irgendeinen anderen Gott, der das, was ihr ‚böse‘ und ‚schlecht‘ nennt, zwischen das von deinem guten Gott Erschaffene gemengt hat? Oder hat der eine gute Gott aus Sich heraus wohl Gutes und Böses erschaffen können?“

(Am 4. Okt. 1848)

[198.5] Spricht Johannes: „Im Anfang (alles Werdens und Seins) war das Wort, das Wort war bei Gott, Gott war das Wort, und alle Dinge sind durch dasselbe gemacht. Dies Wort ist dann auch Selbst Fleisch geworden und hat unter dem geschaffenen Fleische Wohnung genommen; aber die Finsternis der Welt hat es nicht erkannt.

[198.6] Der Herr Selbst kam, alles neu zu schaffen, zu den Seinen in Sein Eigentum. Aber diese Seinen erkannten nicht das Licht, die Weisen der Welt nicht das ewige Wort und die Kinder nicht ihren ewigen heiligen Vater. Denn du ganz allein hieltest aller Welt Sinne gefangen, auf dass sie Den ja nicht erkennte, der da von Ewigkeit war, ist und ewig sein wird alles in allem!

[198.7] Da aber sonach Gott allein der Schöpfer aller Dinge ist, da es außer Ihm keinen Gott irgendwo gibt, so ist es auch klar, dass da alles, was aus Seiner Hand hervorging, unmöglich anders als nur gut und vollkommen sein konnte.

[198.8] Alle Geister gingen von Ihm aus so rein und gut, wie Er Selbst ist. Aber da Er den Geistern die vollste Freiheit des in sie gehauchten Willens gab, demzufolge sie alles tun konnten, was sie wollten – und um sie den Gebrauch dieser Gaben zu lehren, gab Er mit dem freiesten Willen auch durch Ihn Selbst geheiligte Gesetze, die sie entweder beobachten oder aber auch nicht beobachten konnten;

[198.9] und so siehe, alle beobachteten die Gesetze bis auf einen; dieser eine und erste, mit dem größten Erkenntnislicht begabt, verschmähte die Gesetze Gottes aus seinem freien Willen heraus und widerstrebte ihnen, nicht achtend der Sanktion!

[198.10] Dieser Geist verkehrte sonach in sich die göttliche Ordnung mittelst seines freien, ihm von Gott eingehauchten Willens. Auf diese Art und Weise ist er denn gegenüber jenen Geistern, die ihren ebenso freien Willen nicht missbraucht haben, widerordentlich geworden und für sich selbst böse und schlecht, und musste sich sodann, durch sich selbst genötigt, von der besseren Gesellschaft entfernen auf so lange, bis er nicht freiwillig umkehren wird und eintreten in jene Ordnung, die der Herr allen Geistern gleich gegeben hat, nämlich die Ordnung der Liebe.

[198.11] Gott und uns allen nun rein himmlischen Geistern gegenüber aber kannst du als eben derselbe widerordentlich gewordene Geist nie böse sein, da du uns ewig nie schaden kannst. Böse und schlecht bist du nur gegen dich selbst, weil du dir ganz allein nur schadest, solange du in deiner Widerordnung verharrst.

[198.12] Du hast mich nun fragen wollen, da du meintest, ich werde genötigt sein zu sagen, dass Gott auch Böses erschaffen habe, weil du als ein böser Geist auch ein Geschöpf Gottes bist. Aber wo du hindenkst, da bin ich schon um eine ganze Ewigkeit voraus und kenne nur schon zu gut alle deine kniffische Weisheit! Daher rate ich dir auch freundlichst und ernstlich, behalte du deine künftigen, noch allfällig folgen sollenden Fragen, so sie auf meinen Fang gezielt sein sollen, bei dir, denn mit mir wirst du ewig keine Wette gewinnen!

[198.13] Siehe, ich sehe es dir aus deinen Schalksaugen an, dass du mir am Ende deiner Fragen sehr gerne das bewiesen hättest, dass wir im Ernst von Gott die unreinsten und Seiner unwürdigsten Begriffe hätten, da wir bei unseren Erkenntnissen am Ende doch selbst bekennen müssten: es gäbe entweder zwei Götter – einen guten und einen bösen –, oder der eine Gott ist ein Zwitter und somit ein Pfuscher Seiner Werke. Aber siehe, dem ist nicht so, wie du aus meinen Worten entnehmen kannst, sondern gerade so, wie ich dir’s nun gezeigt habe.

[198.14] Wohl aber wäre Gott dann unvollkommen, so Er den geschaffenen Geistern nur einen gerichteten und keinen vollkommen freiesten Willen hätte einhauchen können, wovon aber eben du selbst den allermächtigsten Gegenbeweis lieferst! Denn wie ungeheuer frei und vollkommen Gott alle Geister und also auch dich erschaffen hat, ist ja eben daraus am hellsten zu ersehen, dass du, obschon kreuz und quer dem Äußeren nach gerichtet, doch dich dem Schöpfer schnurgerade entgegenstemmen kannst, solange du es nur willst; kannst aber auch ebenso gut wie wir alle vollkommen frei nach dem Willen des Herrn handeln!

[198.15] Ich sage dir, im ganzen Himmel gibt es keinen Geist, der einen größeren Beweis für die endlose und unbegrenzteste Vollkommenheit Gottes geben könnte, als gerade du! Du bist sozusagen das größte Meisterwerk des Herrn als Schöpfer, und kannst daher auch dem Herrn gegenüber kein Pfuschwerk sein.

[198.16] Daraus aber muss nun ja auch klar sein, dass du mich mit deiner Verkehrtheit nie fangen wirst; denn was du weißt, das weiß ich schon lange. Und das ist wieder ein neuer Beweis für die endlose Vollkommenheit Gottes, dass ich – als ein aus deinem Wesen gelöster Geist – dir in allem deinem Wollen auf das Mächtigste widerstehen kann!

[198.17] Was sagst du nun, hast du etwa für mich noch einige Fangfragen in Bereitschaft? Nur heraus mit ihnen, ich werde dir jede gehörig beantworten!“

[198.18] Hier stutzt der Satan gewaltig und kommt in eine große Verlegenheit; denn er findet nicht, was er nun dem mächtigen Johannes erwidern soll.

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Bischof Martin

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