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181. Des Johannes Rede über die geistige Bedeutung der Verheißungen des Herrn. Prophetisches Bild von dem neuen Haus und der neuen Stadt

[181.1] Spricht Johannes: „Freunde, und du, Bruder Uhron, insbesondere, der du das Wort führst! Irdisch genommen magst du wohl recht haben. Aber da des Herrn Worte und Verheißungen doch sicher allergeistigst sind und ihre wahre Geltung nur den Geist und nicht dessen notwendig vergängliches Fleisch berührt, so gehört auch ein recht geistiges Verständnis jeder göttlichen Verheißung dazu, um sagen zu können, ob der Herr in Seinen Verheißungen getreu ist oder nicht!

[181.2] Was der Herr verheißt, das erfüllt Er auch getreuest, aber nur für den Geist und nicht für den notwendig sterblichen Leib! Ich werde euch nun sogestaltig in Seinem Namen eine Verheißung machen. Sage mir aber dann auch, ob und wie du sie verstanden hast! Also aber laute sie:

(Am 25. August 1848)

[181.3] ‚Ein neues Haus wird der Herr erbauen, und wird eine neue Stadt aus den Himmeln lebendig niedersteigen lassen. Und das Haus wird sein wie die Stadt aus vielen Häusern.

[181.4] Die aber bewohnen werden das neue Haus und zugleich bewohnen die neue Stadt und die vielen Häuser der Stadt, die werden größer sein denn das neue Haus und die Stadt und die vielen Häuser der Stadt.

[181.5] So sie beziehen werden das neue Haus des Herrn, da wird es sich beugen vor ihnen, und es wird sich beugen die Stadt und in ihr die vielen Häuser.

[181.6] Das Haus aber wird klein sein von außen, aber dafür übergroß von innen zur Aufnahme von zahllosen Bewohnern, und es wird also auch sein die Stadt und alle die vielen Häuser in ihr!

[181.7] Wohl denen, die dieses Haus beziehen werden und die Stadt und die vielen Häuser in ihr! Denn das Haus und die Stadt und in ihr die vielen Häuser werden ihnen anziehen das Kleid der Kindschaft des Herrn!

[181.8] Da werden sie sein stets mächtig aus dem Haus, aus der Stadt und aus den vielen Häusern der Stadt! Aber der da nicht bewohnen wird das Haus, die Stadt und die vielen Häuser der Stadt, der wird schwach sein, und diese Schwäche wird zunehmen und wird sie töten!‘

[181.9] Nun, Freund Uhron, da hast du die Verheißung des Herrn, die an euch höchst getreuest wird erfüllt werden. Darum aber sage mir nun auch, ob und wie du diese rein göttliche und wahrste Verheißung verstanden und begriffen hast!

[181.10] Aber das sage ich dir zum Voraus, dass du da auch sehr vergeblich auf eine äußere, also buchstäbliche Erfüllung harren wirst. Gerade wie einst auf meiner Erde ein Prophet Jonas vergeblich auf den vom Herrn vorhergesagten Untergang der großen Stadt Ninive geharrt hat. Also rede du nun, was dir von dieser Verheißung dünkt!“

[181.11] Spricht nach einigem Nachdenken der Weise, sagend: „Freund, von dieser deiner für rein göttlich bestimmten Verheißung kann ich dir aus ganz rein vernünftigsten Gründen nichts anderes sagen als: sie ist eine ganz reine kopf- und herzlose Faselei. Daher sie vor dem Richterstuhl unserer hellsten Weisheit auch gar keine Aufnahme finden kann.

[181.12] Ich sage dir ganz gerade heraus: Wer mir, wie diesem ganzen Volk irgendeine Verheißung geben will oder ein Gebot, der gebe es mit Worten so, wie der reine, klare Wortsinn es gibt. Aber eine solche Verheißung, die in allen ihren Teilen ein der Natur und Ordnung widrigster Unsinn ist, mag von diesen Gefilden stets ferne verbleiben.

[181.13] Denn so wir schon unsere gegenwärtigen Lebensvorteile gewisserart aufzugeben genötigt sind, um dadurch die Gotteskindschaft zu erlangen, die wir bisher noch nie so ganz eigentlich gesucht und festweg gewünscht haben, so wollen wir aber auch dafür die Verheißungen wie die Bedingungen klar ausgedrückt haben. Nicht mit Worten, durch die man Weiß verheißt und dann Schwarz geben kann, sondern mit solchen Worten, die das ganz natürlich klar ausdrücken, was man zu gewärtigen hat!

[181.14] Ich meine, mein Verlangen ist doch sicher so klar als billig; daher rede du meinem Verlangen gemäß, so werden wir leicht eins werden! Aber mit einem neuen Haus, vom Herrn erbaut, das da kleiner als dessen Bewohner sein soll, und dessen Inneres größer sei als dessen Äußeres, und dergleichen die Stadt mit ihren vielen Häusern, komme mir nicht wieder. Denn vor solchen Widersprüchen müsste bald ein jeder unserer Zuhörer den barsten Ekel bekommen!

[181.15] Ist der Herr schon der höchste und reinste Geist, so hat Er aber ja dennoch auch die unreine Natur erschaffen. Daher rede Er auch mit den Geistern geistig, aber mit uns natürlichen Menschen rede Er auch natürlich! Denn ich bin der Meinung, dass Er ebenso gut rein natürlich verständig wird reden können, als Er ganz allein die Natur ganz rein natürlich erschaffen hat.

[181.16] Freilich wohl hat der Herr ein unumstößlichstes ewiges Urrecht, zu reden, wie Er will. Aber desgleichen glaube ich, dass auch wir ein Recht haben zu sagen: ‚Herr, das verstehen wir nicht, es ist für uns ein Unsinn, daher rede mit uns, wie Du es weißt, dass wir es verstehen!

[181.17] Verberge Dich nicht stets hinter Wolken, sondern trete offen in Dein Eigentum. Denn Du hast doch offenbar nicht vonnöten, Dich vor uns, Deinen Werken, zu genieren, da wir doch nicht anders sein können, als wie Du uns haben willst und haben wolltest.

[181.18] Du weißt es am besten, welche Sprache Du uns gelehrt hast und welche wir daher auch verstehen; daher rede Du mit uns auch also verständlich, wie Du uns gelehrt hast! Rede mit Deinen himmlischen Geistern und Kindern geistig und himmlisch, aber mit uns rede natürlich!

[181.19] Willst Du aber schon durchaus nur geistig und in übersinnlichen Bildern himmlisch mit uns reden, so gebe uns zuvor aber auch das nötige Verständnis; denn sonst ist Deine Rede für uns kein Gewinn und für Dich bei uns keine Ehre! Denn was man nicht versteht – ob es von Gott oder von einem Geist oder Menschen ist, das kann man auch nicht würdigen nach Gebühr. Und was man nicht würdigen kann, wie soll man das ehren?

[181.20] Ich meine, dass ich nun sehr verständlich gesprochen habe; rede auch du (Johannes) so, und ich werde dich hören und ich werde dir folgen mit allem diesem großen Volk und mit all seinen Nachkommen!“

[181.21] Spricht Johannes: „Freund, du verlangst Dinge, die rein unmöglich sind, und stehen selbst mit eurer reinsten Naturweisheit im größten Widerspruch! Wie kannst du rein Geistiges ganz natürlich dargestellt haben wollen? Oder so du schon durchaus Natürliches willst, ist dann das nicht so natürlich als möglich, dass ich vom Herrn aus dir Geistiges und Himmlisches verheiße durch Hilfe von natürlichen Bildern, innerhalb welcher sich Geistiges und Himmlisches ebenso birgt wie dein eigentliches geistiges Leben innerhalb deines natürlichen Leibes?

[181.22] Welchen Nutzen aber hätte ein rein materielles Wort für deinen Geist? Wäre so ein Wort nicht gleich einer hohlen Frucht, die wohl ein äußerliches Ansehen hat, als wäre sie etwas – aber von innen ist sie hohl und hat nichts, damit du deinen Magen erquicken und stärken könntest?

[181.23] Also gebe ich dir vom Herrn aus aber auch gleichmäßig keine hohlen Worte und Verheißungen, sondern volle vom Innersten bis zum Auswendigsten. Und es wird mit der Gabe das Verständnis nicht unterm Wege verbleiben! Sage, was willst du denn da noch mehr haben?“

[181.24] Spricht der Weise: „Ja, Freund, wenn das rechte Verständnis zu solcher Sprache hinzukommt, dann lasse ich es mir wohl gefallen. Aber so sage mir denn nun auch, wie man das anzufangen hat, um hinter das rechte Verständnis zu kommen!

[181.25] Was ist mit dem neuen Haus, was mit der vom Himmel herabsteigenden Stadt und den vielen Häusern in ihr? Was mit ihrer Lebendigkeit? Wie werden die Einwohner größer sein denn die Häuser, oder ein Haus, oder die ganze Stadt? Wie wird sich das Haus, die Stadt und die vielen Häuser in ihr neigen vor ihren Einwohnern? Und wie wird das Haus, die Stadt und die vielen Häuser in ihr von außen kleiner sein denn von innen?

[181.26] Siehe, das sind für unsere Weisheit gar sonderbare Dinge! Wir können sie unmöglich fassen, daher gebe uns auch ein Verständnis, so wollen wir dann schon mehreres annehmen, und wäre es anfangs aus gleichen Gründen auch noch so unverständlich für unsere Weisheit!“

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Bischof Martin

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