[180.1] Spricht der Weise: „Ja, Freund, ja, es ist uns schon alles recht, was der Herr will; denn wie schon einmal bemerkt, man kann sich ja doch dem allmächtigen Willen des Herrn nicht widersetzen, ob Er von uns Leichtes oder Schweres verlangt! Denn tun wir’s nicht frei zu unserem einstigen Besten, so müssten wir es aber dennoch tun durch ein Gericht zu unserem Verderben! Also tun wir es doch um endlos vieles lieber frei und wollen dadurch für unser künftiges Leben lieber etwas gewinnen als etwas verlieren.
[180.2] Ich sehe wohl aus alledem, was du und dein Vorgänger uns gesagt habt, dass wir hier die bisher freie, schöpferische Willenskraft, mittelst der wir bis jetzt unsere Gärten bestellten und unsere Häuser und Wohnungen zu allermeist herstellten, ganz rein in die Hände des Herrn werden zurücklegen müssen. Aber das macht gerade eben darum nichts, weil wir nun auf dem Weg der Bitte diese Fähigkeit doch ganz ungeschmälert wieder haben können!
[180.3] Freilich wissen wir auf dem Wege unserer inneren Wahrnehmungen und durch allerlei Geister aus deiner Erde, dass der Herr es mit Seinen Verheißungen eben nie gar zu buchstäblich genau, wie ihr zu sagen pflegt, nehme. Dem Er Reichtum verheißt, dem gibt Er Armut. Dem Er bei Gesundheit ein langes Leben zusagt, der kann sich sobald auf Leiden und auf ein baldiges Ende seines irdischen Lebens gefasst machen. Dem Er des Lebens Freiheit geben will, der wird in Kürze ein irdisch Gefangener. Die Er lieb hat, die lässt Er versuchen und gewaltig züchtigen. Die getreuest an Ihm und Seinem Wort hängen, die lässt Er Not und allerlei Verfolgungen erleiden. Und die Ihn über alles lieben, die lässt Er kreuzigen – und dergleichen mehr!
[180.4] Aber – wie gesagt – das macht alles nichts; denn Er allein ist der allmächtige Herr Seiner Werke und kann mit ihnen tun, was Er will. Und niemand kann Ihn fragen und sagen: ‚Herr, warum tust Du dies oder jenes, das uns unbillig vorkommt?‘, denn Er ist der Herr ganz allein, und das genüge jedem!
[180.5] Der Herr, wie wir es wissen, verhieß Seinen Königen auf der Erde eine ewige Herrschaft, und sie starben wie ein jeder andere Mensch. So verhieß Er einem gewissen Volk ein ewiges Land und Reich, und wie wir nun häufig erfahren, so hat dieses erwählte Volk nun kein Reich und kein Land mehr! So wissen wir auch, dass Er Weise erwählte, die dann dem Volk Seinen Willen, und was Er tun werde, offenbaren mussten. Als es aber dann an der Zeit war, dass solche Offenbarung hätte sollen erfüllt werden, da standen die Weisen wie barste Maulreißer da; denn der Herr ließ nicht geschehen, was Er durch die Weisen verkünden ließ! Und dergleichen mehreres!
[180.6] Du siehst, dass man sich auf des Herrn Verheißungen, wie gesagt, so ganz buchstäblich nicht verlassen kann, und es wird auch gerade mit der Gewährung der verschiedenen Bitten der gleiche Fall sein; denn wer könnte Ihn dazu wohl je nötigen können!?
[180.7] Aber alles dessen ungeachtet wollen wir dennoch deinen Antrag annehmen, da wir wohl nur zu gut wissen, dass da eine Weigerung von unserer Seite wohl die größte Torheit wäre. Also denn geschehe, was da der allmächtige Herr will!“
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