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178. Petrus’ Vorschlag zum Danken und Bitten. Uhrons Ablehnung der an Gott gerichteten Bitte

[178.1] Spricht Petrus: „Des Herrn Allmacht ist Seine ewige Ordnung, aus welcher Ordnung ihr und die ganze Unendlichkeit hervorgegangen seid. Wollte euch der Herr nun ganz eigens umgestalten, so müsste Er auch Seine ganze Ordnung zuvor umgestalten, was Er wohl ewig nie tun wird, da Er eben diese Ordnung Selbst ist!

[178.2] Aber euer bisheriges Leben ist ein außerordentlich bequemstes und sorglosestes zu nennen! Es kostet euch nirgends einen Kampf, nirgends eine Mühe und Anstrengung. Von der Geburt an bis zu eurem wahrhaft freiwilligen Austritt aus diesem eurem Leibesleben wisst ihr von keiner namhaften Unvollkommenheit etwas, daher auch von keiner Selbstverleugnung.

[178.3] Ihr wisst es wohl, dass ihr samt eurer Welt Werke eines allweisesten Gottgeistes seid, den ihr darum auch allerhöchst verehrt. Aber wann habt ihr Ihn noch um etwas Besonders gebeten und wann Ihm gedankt für eine der großen Lebenswohltaten, die Er euch doch allzeit im höchsten Übermaß hat zukommen lassen?!

[178.4] Seht, bis nun lebtet ihr wie völlig unabhängig von Ihm. Wäre es etwa zu viel von euch verlangt, so ihr in der Folge euch bequemen würdet, von Ihm doch etwas mehr abhängen zu wollen, als es bis jetzt der Fall war? Rede nun wieder und zeige mir getreu deinen Entschluss!“

(Am 10. August 1848)

[178.5] Spricht der Weise: „Freund, das wollen wir allerdings! Besonders was da unsere allerschuldigste Dankbarkeit betrifft, wollen wir wohl alles Erdenkliche aufbieten, um diese für so viele und große Wohltaten gebührendst auszudrücken und dem heilig-großen Geber so zahllos bester Gaben vom Grunde unseres Lebens [zu] bezeugen. Aber was da betrifft das Bitten, so muss ich dir gestehen, dass ich damit durchaus nicht einverstanden sein kann, da ich jede Bitte als eine notwendige Beleidigung der göttlichen Weisheit ansehe und ansehen muss.

[178.6] Denn durch eine Bitte an die Gottheit bekenne ich doch offenbar, dass ich einsichtsvoller bin als Gott und daher gewisserart besser einsehe oder einsehen will, was mir nottut, als der Herr Selbst! Ich meine, so was solle sich wohl selbst ein Kind Gottes nicht anzumaßen getrauen, geschweige erst ein anderes Geschöpf?!

[178.7] Ferner erscheint mir eine jede Bitte auch wie ein höflicher Kampf, durch den das Geschöpf eine gewisse Härte und eine gleichsam eigensinnige Unbarmherzigkeit im Schöpfer besiegen und sogestaltig über Ihn triumphieren möchte!

[178.8] Wahrlich, Freund, ehe ich mir’s getrauen möchte, dem allweisesten, allmächtigsten und allgütigsten Schöpfer mit einer Bitte zu kommen, durch die ich Ihm doch offenbar dartäte, dass ich meine Bedürfnisse besser kenne als Er – und ehe ich bitten möchte für andere und Ihm dadurch zeigte, dass ich offenbar besser und barmherziger bin als Er, wollte ich lieber nicht sein! O Freund, welche Achtung vor Gott, dem ewig urweisesten und allmächtigsten Geist, wäre wohl das?!

[178.9] Daher ist meine Antwort auf deinen Antrag folgende: Wir wollen für ewig wie bis jetzt in allem ganz von Gott abhängen, weil es unmöglich ist, von jemand anderem abzuhängen. Also wollen und werden wir Ihm auch ewig aus dem tiefsten Lebensgrund für alles unaufhörlich danken, da wir eine jede Gabe aus und von Ihm für endlos gut ansehen und sie als solche auch allertiefst anerkennen. Aber bitten werden, wollen und können wir den Herrn um nichts, da wir nun zu klar wissen und einsehen, dass der Herr endlos besser einsieht, was uns allen nottut, und nicht nötig hat, von uns erst darauf aufmerksam gemacht zu werden durch eine nichtssagende Bitte, als wir elende und kaum halb lebende Geschöpfe gegen Ihn. Und so sei es von uns auch ewig ferne, Ihm eben durch solch eine Bitte zu sagen, dass Er ein harter Gott ist und eine solche Schwäche hat, die erst durch die Bitten von Seite der Geschöpfe kann in die wahre Ordnung gebracht werden!

[178.10] Freund, wir alle achten Gott, den allerhöchsten Geist, zu endlos hoch und haben eine zu heilig-erhabenste Vorstellung von Seinen allervollkommensten Eigenschaften, als dass wir uns je so tief vergessen könnten, dem mit einer Bitte kommen zu wollen, der uns doch ohne unsere Bitte so vollkommen als es für uns notwendig war, erschaffen hat!

[178.11] Danken, ja ewig danken werden und wollen wir Ihm für alle die endlos vielen Wohltaten und Gaben, deren die kleinste so groß und heilig ist, dass wir sie wohl je kaum in aller Fülle werden zu würdigen imstande sein. Aber – wie nun schon gründlich gezeigt – mit einer Bitte wollen und werden wir uns wohl an Ihm, dem allerheiligst Vollkommensten, nie versündigen!

[178.12] Tue du nun, was du willst. Aber es wird dir mit aller deiner Weisheit wohl schwerlich gelingen, uns dahin zu stimmen, dass wir uns in der Folge auch an das Bitten machen sollen! Es müsste nur sein, dass der Herr Selbst es ausdrücklich von uns verlangte?! Natürlich – gegen den Willen Gottes kann kein Geschöpf sich stemmen. Aber bei unserer Freiheit bleiben wir auch frei und werden tun, was wir als recht vor Gott und den Menschen und Engeln erkennen!“

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Bischof Martin

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