(Am 16. August 1848)
[177.1] Spricht Petrus: „Lieber Freund, du hast im Grunde des Grundes meinen Vortrag nicht verstanden! Siehe, die Frage lautete ja also: ‚Wollt ihr – und zwar mit Beibehaltung aller eurer Lebensvorteile, insoweit sie euch nicht durch Gesetze dahin geschmälert werden, dass ihr des Reiches Gottes wegen frei denselben (es versteht sich von selbst: nur jenen Lebensvorteilen, die zum Leben nicht unumgänglich nötig sind) entsagt – Gottes Kinder gleich uns werden oder nicht?‘ So ich von der Beibehaltung rede, da glaube ich doch, dass du die Sache so erfassen wirst, wie ich sie dir vorgetragen habe!
[177.2] Glaube mir, Freund, dass wir im Gottesreich auch so weise sind, um einzusehen, dass sich eine Sonne nicht zu einem gemeinen Planeten umgestalten lässt, so man eine einmal festgestellte Ordnung des ganzen Universums nicht stören will; und dass Sonnenmenschen von ganz anderer Natur und Beschaffenheit sind als die Menschen eines kleinen Planeten! Das alles wissen wir sicher ebenso gut als du, Freund.
[177.3] Aber ihr habt gewisse von euch für euch selbst gemachte Gesetze, die eigentlich gar keine Gesetze sind, weil sie nichts gebieten als eine allerungebundenste Willkür im Handel und Wandel! Diesen Gesetzen zufolge könnt ihr auch eure alten, weisen Urgesetze verwerfen und die allernichtigsten neuen an ihre Stelle setzen. Frage: Rechnet ihr solch eine Willkür auch unter die eigentlichen Vorteile eures Lebens?
[177.4] Euch haben Engel aus den Himmeln eine Ehe, das heißt einen rechtlichen Verband eines Mannes mit einem ordentlichen Weib angeordnet, und haben euch gezeigt die rechte geistige Zeugung der Kinder, nach der ihr wohl noch bis jetzt eure Genituren [Zeugungen] bewerkstelligt habt. Wie kommt es aber, dass nun die Väter ihre eigenen Töchter tierisch beschlafen, wo sie doch ein Gebot haben, dass kein Vater bei Strafe mit seiner Tochter nicht einmal eine geistige Zeugung vornehmen solle!
[177.5] Sage, rechnest du auch solches zu den unerlässlichen Vorteilen eures Sonnenlebens? Rede, wie du das nimmst, und was darüber deine Meinung ist!“
[177.6] Spricht der Weise: „O Freund, solches gehört nicht zu den Vorteilen unseres Lebens, da es uns allen wohl die größten Nachteile fürs natürliche wie fürs geistige Leben gebracht hat! Daher versteht es sich von selbst, dass wir solche wahren Nachteile für unser Leben gar überaus wohl können fahren lassen. Unter dem aber, was ich so eigentlich ‚Vorteile unseres Lebens‘ nannte, verstehe ich bloß nur jene Ureigentümlichkeiten unseres wesenhaft-natürlichen Lebens, durch die wir zum größten Teil Herren über die Natur und Wesenheit dieser unserer Welt sind!
[177.7] Ein solcher Vorteil unseres Lebens ist, dass wir dem Boden dieser unserer Erde alles entlocken können, was wir nur wollen, als Herrlichkeiten ohne Zahl und Maß – und auch alle erdenklichen Notwendigkeiten zur Verpflegung unseres Leibes.
[177.8] Ich meine, die Bitte um Belassung solcher unserer Lebensvorteile wird vor den Augen des Herrn doch keine Sünde sein und kein Grund, uns darob die Aufnahme in Seine Kindschaft zu verweigern?
[177.9] Solle aber solch eine Bitte vor dem Herrn eine Sünde sein, dann freilich müssten wir auch wohl darauf bestehen, dass es uns gewährt werden möchte, lieber so zu verbleiben, wie wir nun sind, als dass wir dieses nun ersichtliche Sichere mit etwas höchst Unsicherem und schwerst zu Erreichendem vertauschen sollen!
[177.10] Siehe, Freund, so meine ich! Ist dir das recht, da sagen wir alle zu deinem Antrag ja; ist dir aber das nicht recht, da sagen wir alle nein. Denn etwas Unmögliches kann der Herr Selbst von uns nicht verlangen, außer Er umgestaltet uns ganz und gar und versieht dies unser Leben mit ganz anderen uns bis jetzt völlig unbekannten Eigenschaften und Fähigkeiten. Denn gegen die Allmacht des Herrn kann kein Wesen protestieren, also auch wir nicht!“
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