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167. Der Herr und Uhron, der Sonnenweise. Uhrons Bekehrung und gute Antwort

[167.1] Nun komme Ich vollends herzu und rede: „Uhron, sage, geht die Pforte dieses Hauses schwer oder leicht auf? Geht sie leicht, so führe uns hinein. Geht sie aber schwer, da lasse Mich die Probe machen, auf dass Ich sehe, wie schwer sie geht!“

[167.2] Spricht der Weise: „Höchst erhabenster Freund aller Engel und Menschen! Mir kommt es vor, Du bist nicht einer, der da suchte die Weisheit bei den Menschen. Denn alle unsere Weisheit ist ja ohnehin Deine Gabe an uns, und alle unsere Einrichtung ist Dein Werk. Und so meine ich, dass es gar nicht nötig sei, dass ich Dir dartun soll, ob schwer oder leicht dieses Hauses Pforte aufgehe! Gebiete, was da geschehen soll, und es wird geschehen, wie du es gebieten wirst, sogleich!“

[167.3] Rede Ich: „Du sagtest, was Ich von dir verlangte. Die Pforte geht leicht auf, daher führe Mich ins Haus! Denn Ich fragte nicht nach der Pforte dieses eures Wohnhauses, ob sie leicht oder schwer aufginge. Denn was liegt Mir daran, da es doch ewig in Meiner Macht liegt, Myriaden solcher Häuser in einem Augenblick entstehen und im nächsten Augenblick wieder vergehen zu machen!

[167.4] Ich aber stellte die Frage nur an dein Herz, das da ist die rechte Pforte in das Haus deines Lebens. Und siehe, diese Pforte aber geht leicht, und das ist, was Ich will, dass du Mich da hineinführen sollst! Und du hast Mich schon eingeführt und tatst wohl daran. Daher aber führe nun uns alle, zum Zeugnis dessen, was deines Lebens ist, auch in dies äußere Haus, auf dass alle, die hier sind, sehen, dass Ich auch ein Herr dieses Hauses und dieser Erde bin!“

[167.5] Spricht der Weise: „Du bist der Herr hier wie endlos allenthalben! Dir allein gehört auch dieses äußere Haus ewig. Außer Dir hat niemand ein Recht, darinnen zu schalten und zu walten nach seinem Belieben. Daher wäre es im höchsten Grad vermessen von mir, so ich Dich als den ewigen ausschließend wahrsten Ureigentümer dieses Hauses wie dieser ganzen Welt, usurpatorischerweise in dies Dein vollrechtliches Eigentum einführen soll!

[167.6] O Herr, Du ewiger Eigentümer der Unendlichkeit, da Du nun endlich einmal auch in dies Dein vollstes Eigentum gekommen bist, so führe Du uns als ein allein wahrster und rechtlichster Hausvater in dies völlig Dein Haus!“

[167.7] Rede Ich: „Du hast wohl und recht geredet, da es so ist, wie du nun geredet hast. Aber Ich habe dich durch Meine Engel ja zu Meinem Sachwalter gestellt und komme nun, mit dir zu rechnen. Da meine Ich, dass es denn doch an dir wäre, Mich als den Herrn in Mein dir anvertrautes Eigentum zu führen?“

[167.8] Spricht der Weise: „O Herr, so Du ein Pächter wärst, dann ja! Denn so jemand, der noch nichts besitzt, hie oder da einen Hof pachtet, da wohl muss er füglich vom Sachwalter, der die Sachen kennt, in solch einen Afterbesitz eingeführt werden. Du aber bist ein Besitzer alles dessen in aller Fülle der höchsten Wahrheit, und es ist Dir kein Atom alles dessen unbekannt, was dieses Haus fasst, wie auch meine überschlechte Haushaltung, darum Du mit mir nicht viel wirst zu rechnen haben, da ich nun nur zu sehr überzeugt bin, dass Dir meine schlechte Rechnung schon seit Ewigkeiten bestens bekannt ist in allen ihren treulosen Punkten.

[167.9] Daher komme ich nun noch einmal mit der demütigsten Bitte und sage: Du alleinigster Herr und Vater dieses wie jedes anderen Hauses, ziehe Du in dies Dein vollstes Eigentum ein. Mir aber als Deinem schlechtesten Sachwalter sei gnädig und barmherzig, und züchtige mich nicht nach dem Maße meines sicher selten so argen Verdienstes!“

[167.10] Mit diesen Worten fällt der Weise vor Mir auf sein Angesicht und weint zum ersten Mal seines Lebens; denn das Lachen wie das Weinen ist den oft sehr schroff-weisen Bewohnern dieser Welt nahe ganz fremd.

[167.11] Ich aber berufe den Martin und sage: „Martin, wie gefiel denn dir die Sprache dieses nun völlig bekehrten Weisen?“

[167.12] Spricht der Martin: „O Herr, der hat nun wohl die allervollste Wahrheit gesprochen, und zwar so umfassend, dass ich mir ewig nichts Wahreres vorstellen kann.

[167.13] O hätten doch die Juden, als Du auf die Erde kamst, so geredet! Da hätte Dich ewig kein Judas verraten und kein Kaiphas und kein Pilatus kreuzigen lassen. Denn auch dort kamst Du in Dein vollstes Eigentum, aber die Deinen haben Dich nicht erkannt so wie dieser Fremdling nun hier in dieser Welt!

[167.14] Aber was geschehen ist, das können Menschen nicht mehr ungeschehen machen! Daher vergebe, o Du bester Vater, aber auch allen, die nicht wissen, was sie tun – zu denen zu gehören auch ich leider die Ehre habe!“

[167.15] Rede Ich: „Nun gut, gut, Mein Martin, auch du hast recht geredet! Aber nun nehmt diesen Weisen und tragt ihn auf euren Händen vor Mir in dies Haus! Es sei, es geschehe!“

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