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159. Musikalisches von der Sonnenwelt. Petrus’ Mahnung an Martin, seine Sinnlichkeit zu überwinden

[159.1] [Martin:] „Aber nun vernehme ich wie Glockentöne! Was wohl wird da herauskommen? Oh, das ist herrlich! Also, also auch hier Musik! Es lässt sich zwar nichts von irgendeiner Rhythmik vernehmen, aber das Durcheinandertönen ist dennoch herrlich. Wäre vielleicht neugierig, mit was für Tonwerkzeugen sie das zuwege bringen!“

[159.2] Spricht Petrus: „Lieber Bruder, es sind das auch eine Art Glocken, ungefähr also, wie sie bei den alten Ägyptern gebräuchlich waren und jetzt noch bei den Persern, Gebern und Hindus zu Hause sind; nur sind sie hier viel reiner tönend als auf der Erde. Diese Glocken bestehen aus einer Art Scheiben, an die mit elastischen Hämmern geschlagen wird, bei Gelegenheiten von besonders großen Festen, oder auch bei großen Naturszenen, die hier eben nichts Seltenes sind.

[159.3] Für kleinere Ereignisse haben sie eine Art Schellen, mittelst derer sie ihre verschiedenen Zeichen geben. Sie haben aber wohl auch eine Art Harfen, die sie ganz meisterlich behandeln können; aber diese wirst du erst dann hören, wann du dich im Innern dieses Wohntempels befinden wirst! Nun weißt du schon, was zu wissen dich gar zu sehr gejuckt hat. Da sie aber nun sogleich aus der Wohnung hervorkommen werden, so sind wir nun ruhig und erwarten sie.“

[159.4] Fragt Martin ganz kurz noch: „Freund, ist unsere Stellung recht zu ihrem Empfang?“

[159.5] Antwortet Petrus: „Sind wir ja doch keine Soldaten oder gar Komödianten! Was ist dir denn da wieder eingefallen?“

[159.6] Spricht Martin: „Ich bitte dich, lieber Bruder, werde nur du mir nicht gram, sonst müsste ich ja in eine ordentliche Verzweiflerei hineinkommen; denn sooft ich jetzt nur den Mund öffne, so kommt richtig etwas Dummes zum Vorschein!“

[159.7] Spricht Petrus: „Ja, ja, es ist mit dir nahe so. Aber die Ursache davon ist, dass du, ohne vom Herrn aufgefordert zu sein, in einem fort redest und fragst! Zudem hast du aber auch noch eine bedeutende Portion fleischliche Sinnlichkeit in dir, die in deiner Seele wie kleine Schlangen herumkreiselt und -ringelt. Das trübt noch fortwährend die Sinne deines Geistes derart, dass du nur dann ein wenig weiser zu reden vermagst, so diese deine in dir rastende Sinnlichkeit nicht durch äußere Reizmittel von neuem angeregt wird.

[159.8] Ich bitte dich aber um des Herrn willen, mache endlich einen Bund mit dir selbst und lasse dich ewig nimmer gelüsten nach dem, was deines Geistes nicht würdig ist, so wird die Sehe deines Geistes heller werden stets fort und fort, und du wirst allzeit Worte reden aus der reinen Weisheit. Wo du aber das nicht vollernstlich tun wirst, da wirst du aus deiner Dummheit nimmer herauskommen. Und der Herr wird dich, statt höher zu leiten, in den Mond der Erde geben auf 1.000 Jahre, nach der naturmäßigen Zeit der Erde bemessen!

[159.9] Es werden nun sogleich eine große Menge der allerschönsten und reizendsten Weiber und Töchter der Sonne zum Vorschein kommen. Ich sage dir im Namen des Herrn ganz vollernstlich: Bis hierher nur und nicht weiter ist es vom Herrn vorgesehen dich zu führen, um dich endlich von aller deiner Sinnlichkeit loszumachen! Wirst du diese Prüfung bestehen, so wird es wohl und gut sein für dich. Wirst du aber da dich nicht behaupten, so wirst du von uns plötzlich verlassen sein und wirst – anstatt auf der Sonne, auf des Mondes kahlstem Boden dich befinden, von welcher Welt du schon früher einmal einen Weisen verkostet hast!

[159.10] Denn siehe, alles, was seit deiner Ankunft in unserer Geisterwelt mit dir und um dich geschah, das geschah alles hauptsächlich deinetwegen, um aus dir einen tüchtigen Arbeiter in des Herrn großem Weinberg zu machen. Wie es dir auch der Herr Selbst sagte, dass du Ihm besonders auf dieser Welt ein nützlicher Diener werden könntest, darum Er auch so Großes tut, um aus dir einen rechten Engel zu machen. Aber du musst selbst auch etwas tun, so der Herr so viel tut, sonst wirst du dir ein höchst widriges Los bereiten, und wirst dann im wahren Gottesreich, was dir bis jetzt noch immer fremd ist, im besten Fall nichts als ein elender Lumpensammler werden!

[159.11] Nun weißt du, was alles das bedeutet. Daher nehme dich endlich einmal für bleibend fest zusammen, sei ernst und gut, und wenn dich eine zu große Schönheit beirren will, da blicke zum Herrn hin, und du wirst sobald Ruhe finden und haben! Denn du musst es dahin bringen, dass dich noch viel größere Schönheiten nimmer überreden können, und das pur darum, weil du des Herrn bist und ewig sein willst. Dann erst wirst du fähig sein, in den wahren Himmel aufgenommen zu werden, allwo Seligkeiten ohne Namen und Zahl deiner harren, von denen du jetzt noch keine Ahnung hast.

[159.12] Denn bis jetzt hat dein Auge noch nichts gesehen, was der Herr denen bereitet hat, die Ihn wahrhaft und getreu lieben, und nicht wie du über den Anblick einer glatten, rundgespannten Weiberhaut Seiner nahe völlig vergessen, solange es ihnen nur noch einigermaßen erträglich geht, und nur dann zu Ihm wieder die Zuflucht nehmen, wann sie durch ihre grenzenlose unsinnige Torheit bis an den Mund in eine Pfütze versunken sind!

[159.13] Siehe, Martin, bisher warst du noch meistens so beschaffen und warst nach deinem eigenen öfteren Bekenntnis stets mehr Vieh als Mensch. Nun aber, da wir am Ziel stehen, so lege im Namen des Herrn dein Tierisches endlich einmal vollkommen ab und ziehe den alten Adam vollkommen aus! Und ziehe in aller Fülle der Liebe Christus vollkommen an, so wirst du sogleich in den wahren, eigentlichen, festen Himmel, in das Neue Jerusalem aufgenommen, dessen Bürger ich, Johannes und zahllose andere schon gar überlange sind! Martin, hast du mich nun verstanden?“

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Bischof Martin

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