[150.1] Rede Ich: „Mein lieber Martin, dein Wille und dein Mut sind überaus gut und alles Lobes wert. Aber nur musst du dir nie im Feuer – wenn auch eines gerechten Ärgers – etwas zu tun vornehmen, bevor du den wahren Grund durchschaut hast, aus dem du wie ein Löwe mit tausend Schwertern kämpfen möchtest!
[150.2] Siehe, Ich habe dich ehedem zu einem Fischmeister dieser Welt ernannt, und das wirst du auch verbleiben. Und deine vom Petrus angebotene Heldenkrone wird dir auch bleiben, weil du hier wirklich ganz eigentümlich meisterlich dich benommen hast. Denn wie dir Mein Bruder Petrus selbst bemerkt hat, so ist es äußerst schwer, diese Wesen dahin zu bringen, als du sie – wennschon durch Meine Kraft in dir – gebracht hast.
[150.3] Glaube ja nicht, dass diese drei nun, weil sie von Mir notwendigerweise etwas zurückgedrängt worden sind, der Liebe – laut ihrer langen Wahrheitsrede – entsagt haben in ihrem Herzen! Hätten sie das, da hätten sie uns nimmer ihnen zu folgen geheißen und hätten auch nicht so viele Worte an uns gerichtet; denn siehe, ihre Weisheit ist sonst sehr einsilbig.
[150.4] Aber weil eben ihr Herz heimlich an uns gar mächtig hängen blieb, so hatten sie viele Worte gemacht, und wären noch gar lange nicht fertig, so wir ihnen etwas eingewendet hätten. Da wir sie aber reden ließen, wie ihnen die Zunge gewachsen ist, so mussten sie endlich fertig werden, und Ich sage es dir, sie schieden heimlich mit überschwerem Herzen von uns und können nun nicht erwarten, bis wir ihnen nachkämen; daher, wie du es nun sogleich selbst sehen wirst, sie uns auch sogleich wieder entgegenkommen werden, bis hierher sogar, darum wir auch ein wenig hier verharren!
[150.5] Siehe, es wäre daher sehr unbillig, so wir sie nun nach ihrer früheren, rein aus ihrer Eifersucht hervorgehenden Rede beurteilen wollten, welche Eifersucht eben die neuerwachte Liebe in ihnen erzeugt hat! Sie sahen, dass uns ihre Schönheit gewisserart kalt lässt und dass sie bei uns sich weder durch ihre Schönheit, noch durch ihre heftige Liebe so recht beliebt machen können. Daher nahmen sie zu einer gutmütigen Weisheit ihre Zuflucht und wollen sich uns so viel als möglich nützlich erweisen.
[150.6] Sage nun selbst, wäre es wohl löblich, so du sie als ein Löwe mit tausend glühendsten Schwertern bekämpfen möchtest? Denke darüber nur selbst bei dir so ein wenig nach und sage Mir, ob sich die Sache nicht so verhält!“
[150.7] Martin denkt hier, ganz große Augen machend, auch ganz ernstlich nach und spricht nach einer Weile: „Ja, ja, ja, ganz überaus bestimmt ja! Es ist richtig also! O ich Vieh, o ich dümmster Esel und Ochse zugleich, vielleicht der einzige auf dieser großen, lichten, besseren Erde!
[150.8] Wo – wo – wo habe ich denn um Deines heiligsten Namens willen meine Augen, meine langen Ohren, meine fünf Sinne überhaupt gehabt?! Nein, wenn ich nun nur so einen recht festen Knittel bei der Hand hätte, um mir meinen dümmsten Hirnkasten so recht tüchtig durchzuklopfen, da geschähe es mir ordentlich leichter!
[150.9] Diese allerliebsten liebendsten Herzerln wollte ich – nein, ich mag es gar nicht wieder aussprechen, denn es ist zu dumm, was ich wollte. Und richtig, dort kommen sie schon wieder über eine kleine Anhöhe herab! O ihr allerliebsten Kinderchen! O kommt nur, o kommt nur! Diesmal sollt ihr schon besser empfangen werden!
[150.10] Was soll ich aber nun nur tun, um meinen zu eselhaft großen Fehler wiedergutzumachen? Denn wahrscheinlich werden sie es auf ein Haar wissen, was alles ich zu Dir über sie geredet habe! Oh, das wird schon wieder eine herrliche Wäsche abgeben!“
[150.11] Rede Ich: „Martin, sei du weder auf der einen, noch auf der anderen Seite so hitzig, so wird alles gut gehen! Denke an den Unterricht, wie man sich hier zu benehmen hat, nämlich immer voll Liebe mit äußerem Ernst, so wirst du der stets gleiche Sieger verbleiben, und ein Meister der Fischerei in den Gewässern der Sonne! Nun also nur ernst, denn sie sind uns schon ziemlich nahe wieder!“
[150.12] Spricht Martin: „O Herr, gib mir aber doch ein wenig mehr Ein- und Durchsicht, auf dass ich in der Folge besser möchte zu beurteilen wissen, wenn die drei Herrlichsten mir wieder mit ihrer immer sehr frappanten Weisheit kämen! Sonst stehe ich nicht gut, ob ich nicht wieder einen Haupteselsstreich begehe!“
[150.13] Sage Ich: „Kümmere dich dessen nicht, denn gerade so, wie du hier bist, kannst du Mir hier mehr dienen als Petrus und Johannes, deren Sehe in alle Geheimnisse dieser Welt reicht! Denn wer da schon im Voraus weiß, was seine Mühe für Früchte tragen wird zufolge der gemachten Ordnung dieser Welt, der getraut sich nicht so viel zu unternehmen, als einer, der zufolge seiner nicht so klaren Sehe diese Wesen mehr nach der Ordnung seiner eigenen Welt behandelt. Daher bleibe du nur wie du bist, und du wirst so am meisten wirken können!
[150.14] Diese Menschen verlieren auch bald die Lust zu einem Geiste, so sie merken, dass er ihnen an der Weisheit gleichkommt oder, wie es bei Petrus und Johannes der Fall ist, ihnen gar bei weitem überlegen ist! Denn da werden sie außerordentlich spitzig und ziehen sich dann sehr zurück. Aber so sie mit einem, wie du es bist, zu tun haben, dann sind sie die allerzuvorkommendsten besten Wesen, die du nur irgend zu finden vermagst, und sind dann auch sozusagen um einen Finger zu wickeln. Daher sei, wie du bist, so wirst du Mir hier am besten dienen können! Aber nun nur stille, sie kommen schon ganz zu uns!“
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