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129. Begegnung mit Petrus und Johannes. Vom Wesen der Liebe und der Weisheit bei den Sonnenmenschen

[129.1] Als er (Martin) wieder eine geraume Zeit fortwandelt und sich selbst heimlich befragt, wann etwa doch das Tal zum Vorschein kommen wird, da kommen ihm Petrus und Johannes der Evangelist entgegen und grüßen ihn überfreundlich; und er erkennt sie sogleich, und ganz besonders Petrus, der sein erster Führer war in der geistigen Welt, und kann vor Freude kaum reden, dass er seinen Petrus wieder einmal zu Gesicht bekommt, den er nun schon so lange vermisst habe. Nach einer Weile der Freude des Wiedersehens sagt Martin:

[129.2] [Martin:] „Aber Freund, Bruder, du Fels des Wortes Gottes, wo warst denn du so lange? Warum kamst du nicht zu mir in das Haus, was der Herr mir gegeben hat? O wärest du doch zugegen gewesen, da hättest du gestaunt über und über, was der Herr alles für ewig unbegreifliche Wunder gewirkt hat! Aber ich bin auch nun über die Maßen froh, dass du nur endlich wieder einmal bei mir bist! Nun wirst du aber etwa doch wieder bei mir eine längere Weile verbleiben?“

[129.3] Spricht Petrus: „Lieber Bruder, du weißt es, wir alle haben nur einen Willen, und dieser Wille ist des Herrn. Was Er will und anordnet, das ist gut. Die Unendlichkeit ist groß und ist voll von Seinen Werken; wir aber sind Seine Kinder und sind wie Sein Arm. Daher sind wir bald hier, bald dort, und wie und wo uns der Herr gebrauchen will, da sind wir auch im Augenblick, ob Milliarden Sonnenentfernungen tiefer unten oder höher oben, das ist gleich; denn für uns gibt es keine Entfernungen mehr dem Raum nach.

[129.4] Und siehe, so habe ich nach dir viel zu tun gehabt und konnte nicht sichtlich zu dir kommen. Aber nun habe ich samt diesem unserem liebsten Bruder Johannes wieder etwas mehr Muße und werde mich in deiner Gesellschaft eine rechte Weile aufhalten! Ganz ein Hauptgrund aber ist stets der Herr Vater Jesus; ohne Ihn, d. h. ohne Seiner sichtlichen Gegenwart, können wir es nie eine zu lange Weile aushalten, und bei solchen Momenten schon gar nicht, in denen Er wieder einmal Selbst sehr rührig wird und heraustritt aus Seiner Geduld und Langmut!

[129.5] O Freund, auf den Weltkörpern, besonders auf der lieben Erde, geht es dir zu, dass du dir gar keinen Begriff machen kannst. Daher auch ward der Herr rührig, und wir werden bald Dinge erschauen, von denen du dir bis nun gar keine Vorstellung machen kannst. So wir nun aber hier auf der Sonne hinabkommen werden in ihre großen Täler, da wirst du dich selbst überzeugen, wie es hier in den großen Landen der Lichtwelt wahrlich recht toll zuzugehen anfängt. Aber nach dieser unserer natürlichen Bewegung werden wir noch eine gute Weile brauchen, bis wir ins erste Tal gelangen werden. Aber Wunder wirst du ersehen, von denen du dir bis jetzt auch noch keinen Begriff machen kannst, obschon du nun samt mir ein Einwohner des dritten Himmels bist!

[129.6] Aber nur musst du den Begriff ‚Ernst‘ nie aus den Augen lassen, denn die Sonnenmenschen sind dir ganz kuriose Füchse! In ihrem Äußeren sind sie der Abglanz der Himmel und in ihrem Inneren sind sie schlauer denn die Füchse. Sie haben dir die höchste Hochachtung vor uns reinen Kindern Gottes, aber so du ihnen nur irgendeine sinnliche Blöße zeigst, dann wirst du ihrer nicht so leicht mehr los, und sie werden dir mit einer Weisheit entgegentreten, von der du bis jetzt noch nicht die leiseste Ahnung hast. Unser Bruder hier, der wird dir so manches mehr sagen können, da er hauptsächlich mit den Sonnenbewohnern zu tun hat.“

[129.7] Spricht Martin: „Nein, hörst du, mein geliebtester Bruder, deine Erzählung ist zwar sehr anziehend schön; aber ich habe keine große Lust, mit diesen Lichtweltbewohnern recht bald zusammenzukommen, so diese Wesen so sonderbare Käuze sind! Das weiß ich schon, dass sie unendlich schön sind, da ich schon einmal das Glück hatte, von meinem Haus aus einige zu erschauen. Aber dass hinter ihrer Schönheit so eine gewisse Weisheitsknifferei stecken soll, das habe ich nicht noch so ganz fest weg gewusst.

[129.8] Der Herr hat mir wohl Andeutungen gegeben, wie ich mich benehmen soll – diese stimmen wohl mit deinen gegenwärtigen Bemerkungen genau überein. Aber von einer gewissen hinterlistigen Schlauheit ist mir in einer gewissen Klarheit noch nichts gesagt oder sonst angezeigt worden. Der Herr stärke mich und auch meine geliebtesten Brüder! Aber ich werde ihnen die Pfiffigkeit schon austreiben mit eurer Hilfe! Oh, das wäre nicht übel, wenn wir uns von diesen lichtglatten Sonnenschönheiten möchten einschlingeln lassen!“

[129.9] Spricht Johannes: „Bruder, siehe, die Liebe ist beisammen und ist für Liebe ganz offen! Die Liebe erkennt die Liebe bald! Aber der Weisheit Pfade sind unendlich; außer dem Herrn werden wir sie wohl ewig nimmer völlig durchschauen. Daher ist mit der Weisheit durchaus kein Streit anzufangen auf eigene Faust, sondern lediglich nur durch den Herrn, dem allein alle ihre Wege klarst bekannt sind, weil alle endlose Weisheit aus Ihm ist, darum auch Er allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben!

[129.10] Du weißt, dass mir der Herr die große Gabe der tieferen Weisheit verliehen hat, und hat mir gegeben eine tiefste Offenbarung, und hat mir darum nun auch gegeben die Völker aller Sonnen, und hat mir untergeordnet Äonen Geister von tiefer Weisheit, welche aber dennoch alle aus meinem Überfluss schöpfen. Und siehe, mich selbst haben die Bewohner, besonders von dieser Sonne, schon in eine gar nicht unbedeutende Verlegenheit gebracht! Wäre mir in solchen Momenten der Herr nicht zu Hilfe gekommen, da hätte ich mit Schanden abziehen können!

[129.11] Wenn es aber mir, der ich nun doch schon nahe bei 2.000 Erdjahren mit den Sonnenvölkern zu tun habe, noch manchmal ganz nahe gehen kann, was würdest dann du machen, der du nun zum ersten Mal in die Berührung mit diesen Völkern kommst?!

[129.12] O, ich sage dir, siehe, wie herrlich diese Gebirgsgegend nun ist, wie majestätisch diese lichten Felsen in den Lichtäther hineinragen gleich großen Diamantkristallen, und wie herrlich auch diese Hochfläche ist geziert mit den herrlichsten Bäumen von für dich sicher unbeschreiblicher Pracht, und wie sanft dieser Weg sich auch dahinzieht wie ein strahlenreichster Regenbogen, so ist aber all diese Herrlichkeit dennoch eine pure Armseligkeit gegen die Harmonie, die dir unten im Tal in einem einzigen Blick eines Sonnenmenschen entgegentönen wird!

[129.13] Nun musst du aber dann erst die Harmonie der Worte in Erwägung ziehen, die den reinsten Kehlen der großherrlichen Redner und Sänger dieser Lichtwelt entschwebt! Ich sage dir, du wirst dastehen wie eine Säule vor Verwunderung und Entzückung und wirst dir kaum zu denken getrauen, geschweige erst zu reden oder gar zu belehren die, die dir bloß mit einem Blick den Mund bis in den Magen hinabstopfen werden.

[129.14] Willst du mit diesen zu ungeheuer schönen und nüchtern weisen Sonnenmenschen beiderlei Geschlechts auskommen, so musst du äußerlich völlig teilnahmslos scheinen. Aber in deinem Innern musst du ihnen überaus wohlwollen, dann werden sie in dir bald einen Bürger des großen Himmels erkennen, dem eine große Macht verliehen ist, und werden dich achten und lieben!

[129.15] Aber die Liebe artet bei ihnen sich auch ganz anders als bei uns Kindern des Herrn. Sie ist wohl auch eine Art herzlicher Neigung, aber nur insoweit die Weisheit sie nicht zerstört. Denn sobald die Liebe nur um ein Minimum stärker wird wie ihr Licht, so geht der überwiegende Teil der Liebe sogleich in ein momentanes heftiges Auflodern über; und diese auflodernde Liebesflamme vereinigt sich dann sogleich mit dem inneren Weisheitslicht, wo dann wieder statt der Liebe nur eine potenzierte Weisheit zum Vorschein kommt, die dir oft dann kälter ist als der Südpol der Erde!

[129.16] Daher ist mit der Weiberliebe, auf die du große Stücke gehalten hast, bei diesen Sonnenweibern so gut wie rein nichts zu machen, da ganz besonders die Weiber am allerwenigsten dafür empfänglich sind.

[129.17] Siehe, Bruder, so du diese Regeln genau beobachten wirst, da wirst du viel Seligkeit bei den Sonnenvölkern treffen. Im Gegenteil aber äußerst starke Verlegenheiten gleich der, die dir die Satana bereitet hat, als du sie in ihrer Verstellung im Angesicht des Herrn hast küssen wollen!“

[129.18] Spricht der Martin: „Aber, um des Herrn willen, sage mir, warst denn du da auch dabei?“

[129.19] Spricht Johannes: „O ganz sicher! Siehe, dein Haus hat ja auch große Galerien, die du noch gar nicht kennst. Ich sage dir, diese fassen gar viele Zuschauer da, wo der Herr gar so mächtig wirkend zugegen ist. Ich sage dir, nicht nur ich, sondern alle zahllosen Bürger der Himmel haben solcher Szene beigewohnt! Du wirst sogar unter den Bewohnern der Sonne gar viele antreffen, die dir das sogleich vorhalten werden, so du dich in irgendetwas vergessen würdest!“

[129.20] Martin macht darob ein sehr verdutztes Gesicht und sagt nach einer Weile: „O du verzweifelte Geschichte! Oh, das schaut schon im Voraus ganz absonderlich gut aus! Nein, jetzt habt auch ihr das gesehen, und diese feinsten Bewohner der Sonne auch! Oh, das ist nicht übel! Freunde, die Sache wird sich machen! Aber nun ist schon alles eins. Hat mich die Sonne doch auf der Erde oft in einen tüchtigen Schweiß versetzt, so wird sie’s nun auch umso weniger sparen, wo ich nun das Glück habe, in corpore spirituoso [im geistigen Leib] ihren höchsteigenen Boden zu betreten! Daher nur vorwärts; ich verspüre es schon im Voraus, die Sache wird sich machen!“

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