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127. An der Sonnentür. Verhältnis des Lichtes zur Tätigkeit. Verhaltungswinke für die Sonnenwelt

[127.1] Die ganze große Gesellschaft folgt Mir nun zu der bezeichneten Tür, an der Martin und Chorel mit den Weibern harren, bis Ich komme und ihnen öffne die Tür des Lichtes. Es sind in allem nun schon dreitausend an der Zahl, dass es an der Tür ein förmliches Drängen abgibt. Aber da diese Tür nun sehr weit ist, so haben diese verschiedenen Gäste dennoch leicht Platz zur Genüge und können unbehindert auf den Boden der Sonne gelangen und dort schauen die Wunder der Liebe, die Wunder des Lichtes.

[127.2] Als Ich nun zu der Tür komme, da kommt, um Mich über den Grund des Verschlossenseins dieser Tür zu befragen, während doch alle anderen nun offen stünden, Mir sogleich der Martin entgegen.

[127.3] Ich aber sage zu ihm: „Freund, Bruder, hast du nie auf der Erde von den verschiedenartigen Geburten der Menschen und Tiere etwas gehört oder gelesen? Siehe, jedes Wesen ist bis aufs Auge schon seiner Sinne mächtig! Es fühlt, es schmeckt, es riecht, auch das Ohr ist nicht geschlossen; aber das Auge wird erst geöffnet nach der Geburt. Daher ist auch bei der geistigen Wiedergeburt das Öffnen der Tür zum Licht oder das Öffnen des geistigen Auges das Letzte. Denn bevor jemand schauen will, muss er dafür wohl vorbereitet sein.

[127.4] So aber jemand in seinem Haus zur Nachtzeit ein Licht anzünden will, muss er für diesen Zweck doch zuvor die nötigen Vorkehrungen treffen, durch die er ein Licht erzeugen kann. Muss er nicht in Bereitschaft haben eine mit Öl gefüllte Lampe und haben ein gutes, verlässliches Feuerzeug? Was muss er mit dem Feuerzeug tun, und wie lange wird er zu tun haben, bis er aus seinem Feuerzeug ein erwünschtes Licht zuwege bringen wird? Siehe, es wird bis zum Licht eine Zeit vergehen. Und eine mannigfache Handlung wird demselben vorangehen müssen, und der Zweck aller vorangehenden Handlung wird am Ende das Licht sein, und wann das Licht einmal erzeugt ist, dann erst kann auf ein anderes ersprießliches Handeln im Licht übergegangen werden; aber zuvor kann davon keine vernünftige Rede sein!

[127.5] So du nun das bedenkst, so wirst du leicht einsehen, warum hier in diesem Haus alle anderen Türen geöffnet sind und warum diese Sonnentür bis nun verschlossen war vor diesen Gästen.

[127.6] Ich sehe wohl, dass du Mich nun abermals fragen möchtest und sagen: Ja, wenn so, warum sei denn die Tür dir schon ein paarmal offen gestanden? Und warum sei sie, als du sie zum ersten und zum zweiten Mal betratst, nicht die letzte gewesen? Ich aber sage dir, fürs Erste gehörst du nicht mehr zu diesen Gästen, die erst der Wiedergeburt gewärtig werden müssen. Und fürs Zweite, was die anderen Türen betrifft, die du nach der Sonnentür betratst, so wird wohl jeder Geist nach seiner Wiedergeburt doch sich zu einer Tätigkeit im Licht oder in klarer Einsicht und Erkenntnis bequemen wollen?

[127.7] Oder meinst du etwa noch, nach dem Empfang des Lichtes tritt ein ewiger, allenfalls wollüstiger Müßiggang ein? O nein, sage Ich dir, die rechte Tätigkeit tritt erst im Licht ein! Denn vor dem Empfang des Lichtes ging jede Handlung nur darauf hin, um das Licht zu empfangen. Ist das Licht aber da, ist der Tempel der Sonne geöffnet, dann erst fängt die größte Tätigkeit des wiedergeborenen Geistes an!

[127.8] Oder hast du auf der Erde wohl je gesehen, dass die Schulknaben Ämter bekommen? Es muss ein Schüler vorher zum vollen erforderlichen Erkenntnislicht durch manche Studien gelangen, bis ihm ein seinem Licht angemessenes Amt erteilt wird. So er aber seine wissenschaftliche Laufbahn durchgemacht hat und ein rechtes Erkenntnislicht erreicht, wird er sich dann wohl auf ein Lotterbett werfen und auf demselben ganz behaglich zu schlafen anfangen, anstatt zu arbeiten in seinem ihm gewordenen Licht? Ja, siehe! Er wird nun erst so ganz eigentlich zu arbeiten anfangen, denn alle seine früheren Studienarbeiten waren bloß nur ein Lichtmachen in der Nacht seines Wesens.

[127.9] Und siehe, da hast du wieder einen gar starken Grund mehr, warum es nach der Sonnentür noch andere Türen gibt, besonders jene zum ganzen endlosen Universum! Sage, hast du nun noch etwa eine Frage übrig?“

[127.10] Spricht Martin: „O Herr, Du durchschaust mein Herz wie einen Wassertropfen. Ich empfinde nun nichts anderes in mir als bloß nur die heißeste Liebe zu Dir, Du endlos guter, heiliger Vater! Du weißt, dass mir die meinen Kräften angemessene Tätigkeit über alles erfreulichst willkommen ist; daher wird auch mir ein noch höherer Lichtgrad sicher sehr gut zustattenkommen! Denn Du weißt es, dass es mir am Willen, Gutes zu wirken, noch nie gemangelt hat; aber am Licht, das ist, an der rechten Weisheit dazu, wohl noch fast immer. Daher meine ich, die volle Wiedereröffnung dieses Tempels wird mir vorzugsweise von großem Nutzen sein? Obschon ich für mich allein genommen in Dir die ganz eigentliche Sonne aller Sonnen und das Licht alles Lichtes erschaue und nun auch in aller Fülle habe, daher ich auch für ewig jedes anderen Lichtes rat halten [entbehren] kann!“

[127.11] Rede Ich: „So, so, Mein lieber Bruder Martin; siehe, diese deine Rede gefällt Mir schon wieder um sehr vieles besser denn deine früheren Fragen.

[127.12] Wohl wahr ist es, dass Ich da bin die Sonne aller Sonnen, das Licht alles Lichtes, und wer Mich hat, der wandelt und handelt am hellsten Tag. Aber da doch ein jeder Mensch aus Mir ein eigenes und freies Wesen ist, so hat er auch sein eigenes Licht, das ebenso frei in ihm leuchten muss, als wie frei da leuchtet die Sonne in der großen Raumhalle ihrer Planeten, und wie frei da jedem Menschen leuchten seine Augen, und wie frei da jedes Menschenherz pulsiert stets neue Gedanken, aus denen dann hervorgehen freie Ideen, aus ihnen die Erkenntnis ihrer selbst und daraus die große Erkenntnis Meines Gottwesens, und Meiner Liebe, und Meiner Weisheit. Daher wird denn diesen Gästen nun auch diese Tür eröffnet, damit sie sich erkennen und dann erst Mich in aller Wahrheit. Daher wollen wir uns denn nun auch an die Eröffnung dieser Tür machen!“

[127.13] Spricht der Martin: „O Herr, Du heiligster Vater, das wäre schon alles überwahr, gut und recht. Aber nur gebe mir die Versicherung, dass Du zufolge der vollen Erkenntnis und vollen Wahrheit, die diese Gäste über Dich bekommen werden, etwa nicht wieder Dich irgendwohin verbergen wirst und wir Dich dann wieder werden suchen und rufen können, wie wir werden wollen, und Du wirst nicht so bald wieder zum Vorschein kommen! O Herr, o Vater, o Du lieber Vater, nur das tue Du uns nimmer an!“

[127.14] Rede Ich: „Mein geliebter Sohn, Ich sage dir aber: Sorge du dich um alles, nur um das sorge du dich nimmer! Denn wo die Kindlein sind, da ist auch der Vater; und wo der Vater, da auch die Kindlein! Aber du weißt es ja, dass Meine Familie groß ist und übergroß die Herde aller Meiner Schafe. Diese alle werden wir dann in ein Haus bringen, und es wird dann eine Herde und ein Hirte sein! Aber es wird dabei noch sehr viel zu tun geben.

[127.15] Merke dir’s, auf dem Erdkörper sind nun viele Schnitter bestellt; da wird eine große Sichtung vor sich gehen! Ich werde viel Fleisches benötigen, darum wird viel Blut fließen zur Ausrottung aller Hurerei. Und Ich habe auf der Erde Zeugen erweckt, und was Ich mit dir nun hier rede, und geredet habe und noch reden und handeln werde, siehe, das alles wird zu gleicher Zeit auf der Erde aufgeschrieben und kundgemacht dem Fleische! Daher sorge dich nicht, als würde Ich euch nach der Eröffnung dieser Tür irgend auf eine Art verlassen, sondern denke dir’s also: Nun erst werde Ich ewig unverändert fest bei euch verbleiben!

[127.16] Nun aber noch etwas, Mein geliebter Martin! Siehe, wir werden diesmal die großen Gefilde der Sonne viel inniger und weiter gedehnt betreten als es das erste Mal der Fall war. Es werden dir daselbst weibliche Wesen von nie geahnter Schönheit mit der größten Anmut, Liebe und unbeschreiblicher Zärtlichkeit entgegenkommen, desgleichen auch Männer. Du musst sie aber stets mit einem wahren himmlischen Ernst behandeln, wenig reden; wann du aber redest, da rede also wenig und weise; dadurch wirst du sie am meisten gewinnen! Lieben musst du sie ganz geheim nur, so dass sie es nicht merken, da wirst du unter ihnen sicher wandeln!

[127.17] Denn auf dieser großen Welt des Lichtes ist die Weisheit obenan. Innerhalb dieser erst birgt sich ganz geheim die Liebe, gerade also, wie im Licht der Sonne die Wärme ganz unersichtlich vorhanden ist und sich nur in der zahllos vielartigen produktiven Wirkung kundgibt. In der Sonne musst du daher bloß leuchten, wie du auch Mich wirst leuchten sehen! Diese Regel also getreu beobachtet, so wirst du bei dieser nunmaligen ersten großen Expedition viel Seligkeit genießen. Und nun zur Öffnung der Tür; gehe hin und eröffne sie in Meinem Namen! Es sei!“

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Bischof Martin

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