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112. Martin und Borem bringen ein Ungeheuer mitsamt Anhang in den Saal. Das stärkende Mahl. Gella erkennt den Herrn

[112.1] Nach einer kurzen Weile geht die Tür des Saales auf und der Martin wie der Borem haben jeglicher eine starke Kette in der Hand und ziehen ein an diese zwei Ketten fest angeschlossenes, über alle Beschreibung grässlich aussehendes Ungeheuer herein, dem noch eine Menge kleinerer Ungeheuer folgen, die an Grässlichkeit dem Hauptungeheuer um nichts nachstehen.

[112.2] Als die Chanchah und die Gella diese fürchterlichst aussehenden Gäste ersehen, prallen sie von zu großer Angst ergriffen jählings zurück, und die Chanchah schreit wie aus einer betäubenden Ohnmacht:

[112.3] [Chanchah:] „O Lama, Lama, um Deines heiligsten Namens willen, was taten denn wir Armen Dir, dass Du uns nun so grässlich von dem allerbösesten Ormuz und von seinem ärgsten Gesindel willst verderben lassen?! O du, mein herrlichster Freund, so es dir irgend möglich ist, so rette uns und dich und verderbe es womöglich! O schrecklich, schrecklich, schrecklich, was das doch für zornglühend grässliche Gestalten sind!“

[112.4] Rede Ich: „O Chanchah, fürchte dich nicht! Die Ungeheuer, die du hier ersiehst, sind in unserer Macht, und nimmer wir in der ihrigen! Solches ersiehst du ja leicht daraus, so du Acht gibst, wie sie trotz ihrer freilich immensen Grässlichkeit dennoch von den beiden Brüdern gebändigt werden.

[112.5] Also fürchtet euch nicht, sondern geht mit Mir den beiden entgegen und hört da, wie diese Bestien bei Meiner Annäherung ganz entsetzlich werden zu brüllen anfangen und wie furchtbar sie sich winden und bäumen werden. Aber das alles erschrecke euch nicht! Denn Ich allein bin mächtig genug, zahllos viele solcher Ungeheuer mit einem Blick völlig zu vernichten, so wie Ich ehedem diesen Feigenbaum in einem Augenblick habe allhier entstehen lassen. Daher folgt Mir nur mutigst! An Meiner Seite seid ihr für ewig sicher, denn gar keine Macht kann Mir Trotz bieten!“

[112.6] Ich gehe nun dem Martin und Borem entgegen, darum sie mit dem Ungeheuer sehr viel zu tun haben, um seiner Meister zu bleiben.

[112.7] Martin spricht: „O Herr, das sind saubere Gäste; an diesen kannst du eine ganz absonderliche Freude haben! Diese werden sich machen für dies Haus wie eine Faust aufs Auge! Es ist leider nichts anderes anzutreffen gewesen, daher nahmen wir auch mit, was wir fanden. Ich muss aber offen bekennen, wenn das nicht der leibhaftige Satan samt seinem schönen Anhang ist, so will ich aber schon alles sein und heißen, das Du nur immer willst!“

[112.8] Rede Ich: „Sei nur ruhig, Ich habe das schon vorgesehen! Es muss so sein zu euer aller tiefsten Lehre und Ruhe; denn wer das Allerhöchste erkennen will, der muss nicht in der Unkenntnis des Alleruntersten verbleiben. Bringt Mir den Drachen näher!“

[112.9] Die beiden ziehen an den beiden Ketten gewaltigst, aber es will nicht weitergehen.

[112.10] Martin spricht daher: „Herr, es ist rein unmöglich, dies Scheusal auch nur mehr um ein Haar weiter vorwärts zu bringen!“

[112.11] Rede Ich: „Also lasst es stehen; aber befestigt die Ketten an den Säulen dieses Saales, und da lassen wir es eine Zeitlang vergeblich toben! Wir aber gehen unterdessen an das vorbereitete Mahl, uns zu stärken für diesen Kampf.“

[112.12] Spricht Martin: „Ach ja, auf diese unsere Kommotion [Bewegung od. Aufregung] wird uns eine von Dir gesegnete Mahlzeit wahrlich nicht unvorteilhaft zustattenkommen! Es ist nur gut, dass diese bestialischen Gäste so hübsch im Hintergrund dieses unseres Saales angefestigt sind, ansonsten ihr Anblick unserer Esslust eben nicht am vorteilhaftesten zustattenkäme. Auch die sie umgebende Luft duftet nicht wie Rosen des Paradieses, sondern wie Schwefel, Pech und Dreck untereinander gemengt! Also gut, dass sie im Hintergrund sind!“

[112.13] Rede Ich: „Gut, gut, Mein Bruder, gehe nun voran und berufe sie alle zu diesem Mahl, das Ich für euch alle bereitet habe; und alle sollen daran gestärkt werden zum ewigen Leben ihres Geistes!“

[112.14] Martin geht nun schnell vorwärts und beruft alle zur Tafel, allda Brot, Wein und eine große Menge der herrlichsten Feigen ihrer harren.

[112.15] Alles erhebt sich auf den Ruf des Martin und geht gar bescheiden und gelassen zum großen Tisch.

[112.16] Als nun all die vielen Gäste dabei anwesend sind, richten alle ihre Augen auf Mich. Denn sie halten Mich – bis auf Martin und Borem – alle noch für einen Abgesandten Gottes und wissen es noch nicht, dass Ich Selbst als der Herr Mich unter ihnen befinde. Daher meinen sie nun auch, Ich als ein Abgesandter des Herrn werde ihnen nun große und wichtige Dinge verkünden.

[112.17] Aber Ich sage sonst nichts als: „Kindlein, esst und trinkt alle, jeder nach seinem Bedürfnis, denn lange schon ist alles wohl gesegnet für alle, die Gott lieben und ihre Brüder und Schwestern gleich wie sich selbst!“

[112.18] Auf diese Worte schreien alle: „Hochgelobt sei unser großer Gott im Vater, Sohn und Geist; Ihm allein alle Ehre, alles Lob und aller Preis ewig!“

[112.19] Darauf greifen alle nach dem Brot und nach dem Wein und die Chinesen nach den Feigen; einige aber versuchen auch das Brot und es schmeckt besser denn die Feigen.

[112.20] Die Chanchah und Gella, die bei Mir stehen, aber wissen nicht, ob sie Brot und Wein oder pur Feigen genießen sollen.

[112.21] Da sage Ich ihnen: „Meine lieben Kinder, esst, was euch am besten schmeckt; alles wird euch stärken zum ewigen Leben!“ Die zwei greifen nun auch nach dem Brot und die Chanchah findet es unendlich wohlschmeckend. Nicht minder auch die Gella, die aber jedoch die Bemerkung macht:

[112.22] [Gella:] „Ich meinte, dass das Himmelsbrot so wie die Hostien schmecken würde?“

[112.23] Ich aber sage ihr: „Gella, nun bist du im Himmel beim Tisch des Herrn und nicht auf der Erde am Tisch Babels! Daher denke nun auch, was des Himmels, und nicht, was des irdischen Babels ist, dessen Herr sich dort im Hintergrund befindet!“

[112.24] Die Gella erschrickt über diese Worte und es kommt ihr vor, als ob Ich am Ende etwa Selbst der Herr wäre.

[112.25] Ich aber vertröste und beruhige sie mit den Worten: „Gella, wenn es auch so wäre, was du nun in dir ahnst, so sei aber dennoch der anderen willen ruhig und denke dir: Gott, dein wie aller Herr, ist kein unzugänglicher, sondern ein ewig Sich allertiefst herablassendster, liebevollster Vater aller Seiner Kinder und ist unter ihnen wie ein am wenigsten glänzen Wollender (Bruder); verstehst du, liebes Töchterlein, das?“

[112.26] Spricht die Gella: „O mein, mein, mein Herr, mein Gott, mein Vater!“

[112.27] Die Chanchah merkt das und fragt sogleich die Gella: „Ach Schwester, wem wohl galten solche deine bedeutungsvollsten Worte? Ist etwa gar irgendwo Lama unter uns?! O rede, dass ich hineile zu Ihm und dort vergehe vor Ehrfurcht und Liebe!“

[112.28] Ich aber beruhige sogleich damit die Chanchah, dass Ich ihr verheiße, dass auch sie den Lama bald erkennen und erschauen wird, und damit ist sie auch zufrieden.

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