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110. Zurüstungen zu einem himmlischen Fest. Martins erste Reise per Himmelspost

[110.1] Unterdessen aber wende Ich Mich zum Martin und Borem und sage zu ihnen geheim: „Freunde und Brüder, nun habt ihr Gehilfen und Gehilfinnen in Menge. Geht daher hin und stellt den großen Tisch in des Saales Mitte, und besetzt ihn wohl mit Brot und Wein, und nehmt auch vollreife Früchte von diesem Feigenbaum, und legt sie zahlreich neben Brot und Wein auf den Tisch! Denn nachdem Ich zuvor mit dieser Meiner allerliebsten Chanchah noch einige Worte wechseln werde, wollen wir nachher allesamt und sämtlich eine gute Labung, Stärkung und Nahrung zu uns nehmen! Geht und erfüllt diesen Meinen Wunsch und Willen!“

[110.2] Die beiden danken Mir in ihrem Herzen für diesen Auftrag und gehen dann, die anbefohlene Sache sogleich in die Ordnung zu bringen. Martin beruft sogleich die nun gereinigten Mönche aus all den schon kundgegebenen Orden, und ebenso auch die Nonnen, die mit dem Auftragen der Speisen, d. h. des Brotes und Weines, und die Herz-Jesu-Damen besonders mit der Herbeischaffung der Feigen beauftragt sind, während zuvor die Patres den großen Tisch, der hier auch ohne Schreiner entstand, zurechtstellen, nach der Anordnung der beiden.

[110.3] Die hundert Chinesen sehen dieser Bewegung mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zu, denn sie wissen auch noch nicht, was daraus werden soll. Ganz besonders befremdet die plötzliche Herbeischaffung des großen Tisches, von dem früher nirgends eine Spur zu entdecken war. Denn die ebenso plötzliche Entstehung des Feigenbaumes wundert sie nicht mehr gar so mächtig, indem sie sich durch die längere Beschauung schon mehr und mehr daran gewöhnt haben.

[110.4] Also staunen auch die vielen irdischen Eltern, besonders jene der Herz-Jesu-Damen, über die plötzlich entstandene Tätigkeit in diesem Saal, und sind auch etwas ängstlich dabei, weil sie auch nicht fassen können, was da am Ende herauskommen wird. Denn sie können vor Volksmenge, die sich nun um den Tisch sehr geschäftig macht, nicht erschauen, wie dieser reichlichst mit Brot, Wein und Feigen besetzt wird.

[110.5] Als der Tisch bestellt ist, begeben sich alle Diensttuer wieder auf ihre sanften Ruheplätze zurück, und der Martin und Borem in Begleitung der einen Herz-Jesu-Dame, d. h. derjenigen, die zuerst als Frosch sich ins Meer stürzte in ihrem Innern, diese drei kommen aber zu Mir wieder und zeigen es Mir an, dass nun alles bereitet ist.

[110.6] Ich aber sage: „Es ist alles gut. Geht aber nun auch hinaus an den Zaun des Gartens und seht, ob niemand da sei, der auch an dieser Mahlzeit teilnehme! Gella (Herz-Jesu-Dame) aber bleibe unterdessen hier bei Mir und höre, was Ich nun Meiner allerliebsten Chanchah alles für schöne Dinge sagen werde. Also sei es, Meine Brüder!“

[110.7] Die beiden gehen nun sogleich hinaus und erstaunen nicht wenig, als sie den Garten in der größten himmlischen Üppigkeit antreffen und dabei von und in einer so großen Ausdehnung, dass ihnen dabei nahe das Hören und Sehen vergeht, und der Martin, sich ganz über alles stark verwundernd, spricht:

[110.8] [Bischof Martin:] „O Bruder, da werden wir hübsch weit herumzugehen haben, bis wir da alle diesen ungeheuren Garten umgebenden Zäune absteigen werden! Wahrlich, dieser Garten muss nun ja schon eine größere Ausdehnung haben denn ein größtes Königreich auf der Erde?! O Herr, o Herr, das ist unendlich, das ist unbegreiflich; ja, so was kann wahrlich nur im Himmel vorkommen!

[110.9] O Gott, o Gott, da sieh gegen Morgen hin, diese Allee! Welch herrlichste Baumreihen! Und, Bruder, siehst du irgendein Ende dieser Allee? Ich erschaue keines, und von irgendeiner Einzäunung ist schon gar keine Spur zu entdecken! No, Bruder Borem, wie gesagt, mit unserer gewöhnlichen Fußbewegung werden wir beide zu tun haben, nur einmal irgendwo an einen Zaun zu kommen. Und dann den ganzen Zaun abgehen – o Herr, das wird doch etwa ein ganz löbliches Stückchen von einer Kommotion non plus ultra [unübertrefflichen Bewegung] sein!

[110.10] Aber das macht nichts; des Herrn Willen vollziehen ist ja allzeit die größte und allerseligste Lust und Freude, und so freue ich mich auch auf diese Bereisung dieses unseres Gartens! Aber Bergsteigen werden wir auch; dort gegen Mittag entdecke ich ja auch Berge von bedeutender Höhe. Und, o sapperment, sapperment, da sieh gegen Abend und Mitternacht, das sind ja Gebirge, wie auf der Erde sich wohl noch nie jemand etwas Ähnliches hatte können träumen lassen! Ah, ah, ah, diese Spitzen, diese furchtbar schönen Spitzen! Bruder, ist das alles noch innerhalb des Zaunes unseres Gartens?“

[110.11] Spricht Borem: „Allerdings, denn der Garten erweitert sich ja wie unsere Liebe zum Herrn und zu unseren Brüdern und Schwestern. Aber weißt du, Bruder, im Verhältnis zu dieser himmlischen Ausdehnung dieses unseres Herrn Gartens, den Er für uns so herrlich zubereitet hat, gibt es aber auch eine eigene Art himmlischer Bewegung, die da ist dreifach, als erstens eine natürliche mit den Füßen, also wie auf der Welt; zweitens eine schwebende, d. i. die seelische, die da hat die Schnelligkeit der Winde, und endlich drittens eine plötzliche, d. h. geistige, welche ist gleich wie ein Blitz und gleich wie der Flug eines Gedankens.

[110.12] Diese [dritte] Art der Bewegung wird nur im äußersten Notfall gebraucht. Daher wollen wir hier von dieser auch keinen Gebrauch machen, wohl aber von der Bewegung der zweiten Art, mit der wir hier schon auslangen werden. Das Mittel zu dieser Bewegung aber ist unser fester Wille. Daher dürfen wir bloß nur wollen in des Herrn Namen, und sogleich werden wir in dieser Himmelsluft uns ganz frei schwebend befinden; und wohin wir dann ziehen wollen, dahin auch wird es mit Windesschnelle vorwärts gehen. Also wolle du nun, und es wird geschehen!“

[110.13] Martin will nun, was der Borem ihm gezeigt hat, und sogleich schweben beide in der freiesten Himmelsluft und machen eine erste Bewegung gegen Morgen, worüber der Martin eine solche Freude hat, dass er sich ordentlich nicht zu helfen weiß.

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