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38. Martin in seinem himmlischen Haus. Die erste Überraschung. Einrichtung des Hauses

[38.1] Als nun Bischof Martin leicht und bald sein Häuschen erreicht und in dasselbe tritt, ist er ganz über alle Maßen überrascht, als Ich Selbst ihn schon an der Schwelle erwarte und ihn nun in dies sein Haus einführe, welchen Dienst bei den andern der Gesellschaft die Engel versehen, weil die andern der Gesellschaft vor Mir noch bei weitem mehr Ehrfurcht haben als Liebe zu Mir; was aber bei Bischof Martin gerade der umgekehrte Fall ist, daher es ihm auch eigentlich gar nicht recht war, dass er sich von Mir gewisserart hätte trennen sollen.

[38.2] Da er Mich aber nun auch in seinem Häuschen ersieht und Ich ihn da schon an der Schwelle erwarte, da schlägt er die Hände vor lauter Freude über dem Kopf zusammen und spricht:

[38.3] [Martin:] „Ja, so, so wohl so, so gefällt’s mir da freilich noch vielmal besser als dort in Deinem Haus, besonders in dem letzten Prachtsaal! Wie ich sage: Mein aller-, allergeliebtester Herr Jesus, wenn nur Du bei mir bist, dann ist mir die gemeinste Hütte schon der allerherrlichste Himmel für ewig!

[38.4] Aber wie bist denn Du so schnell, mir ganz unsichtlich dahergekommen? Das ist wirklich schon wieder ein Nonplusultra-Wunder! Ja, ja, Du mein geliebtester Herr Jesus, bei Dir ist doch alles Wunder über Wunder, und ich bin dabei noch so hübsch viel Stockfisch, der noch nichts einsieht und begreift! Nein, aber sonderbar ist es doch, dass Du eher da warst als ich, und ich habe Dich doch ganz richtig in Deinem großen Prachtsaal verlassen!“

[38.5] Rede Ich: „Mache dir darob keine Skrupel, Mein geliebtester Bruder Martin! Denn siehe, so Ich nicht allenthalben der Erste und der Letzte und nicht überall alles in allem wäre, da sähe es traurig aus mit der ganzen Unendlichkeit! So aber magst du dich nun hinwenden und hingehen, wohin du nur immer willst, so wirst du Mich schon dort antreffen, wohin du dich wenden und begeben wirst.

[38.6] Gehe aber nun in dies dein Häuschen mit Mir, auf dass Ich Selbst dir alle Einrichtung in selbem werde zeigen und dieselbe auch richtig zu gebrauchen lehren! Komme, komme, komme darum nun mit Mir in dies nun dein Häuschen, das zwar klein ist, aber dennoch mehr enthält, als alle Welt, ja mehr als ein ganzes Sonnengebiet in der naturmäßigen Weltensphäre, wovon du dich sobald klarst überzeugen wirst. Daher komme, gehe und wandle mit Mir in dies nun dein Haus! Es sei!“

(Am 11. Oktober 1847)

(Vom 15. Oktober 1847 an)

[38.7] Bischof Martin folgt Mir nun sogleich und erstaunt sich über die Maßen, als er anstatt in ein vermeintlich kleines Kabinettchen in eine ungeheuer große Halle eintritt, die sich, je länger er sie stets aufmerksamer betrachtet, desto mehr erweitert und alles zur Beschaulichkeit darbietet, was unser Bischof Martin sich nur immer vorzustellen vermag.

[38.8] In der Mitte dieser großen Halle steht auf einem goldenen Postament eine große, weißglänzende runde Scheibe, und hinter ihr auf einem ehernen Gestell ein vollkommenster, himmlisch-künstlicher Erdglobus, der vom Größten bis zum Kleinsten alles enthält, was die wirkliche Erde vom Zentrum bis zur Oberfläche und darauf, nämlich auf der Oberfläche enthält, natürlich auch alles, was da geschieht.

[38.9] Hinter diesem Globus ist das ganze Planetensystem dieser Erdsonne auf eine gleiche himmlisch-künstliche Weise aufgestellt und zeigt auch auf dieselbe Art jede Kleinigkeit und jede Eigentümlichkeit jedes einzelnen Planeten wie auch der Sonne genau.

[38.10] Der Boden dieser Halle ist durchaus wie aus reinstem Saphir, die hohen Wände wie aus Smaragd, die Decke wie aus Azur mit vielen Sternen, und durch die großen Fenster fällt ein überherrliches violettrotes Licht in diese große Halle, die in der halben Höhe noch mit einer überherrlichen Galerie wie aus feinstem Jaspis geziert ist, und aus der Halle führen noch zwölf Türen in nebenanstoßende Gemächer. Die, wie schon oben bemerkt, smaragdenen Wände aber produzieren noch obendrauf in den schönst kolorierten Schattenrissen, was sich Bischof Martin nur immer denkt.

[38.11] Nach längerem übermäßigem Staunen öffnet endlich Bischof Martin wieder seinen Mund und spricht: „O Herr, Herr, Herr! Ja, was ist denn das schon wieder für ein neues Gaukelspiel?! Ah, ah, ah, das ist aber doch, was man sagen kann, über alles, über alles! Nein, nein, nein, nein! Ah, ah, ahahah! Von außen klein wie nahe ein Fliegenhäuschen – und von innen wie eine ganze Welt! Ja, wie geht denn das wieder zusammen? Nein, das ist mir bisher noch das Allerunbegreiflichste wie eine Sache von innen größer sein kann als von außen! Das begreife, wer es will und mag; für mich aber ist diese Sache ein für alle Male rein zu bunt!“

[38.12] Rede Ich: „Mein geliebtester Bruder Martin, Ich sage dir, du wirst dich in all dem bald zurechtfinden! Siehe, in der eigentlichen wahren Welt der Geister ist alles völlig umgekehrt von dem, wie es in der Welt ist. Was in der Welt groß ist, das ist hier klein; was aber in der Welt klein ist, das ist hier groß. Wer auf der Welt der Erste ist, der ist hier der Letzte; wer aber auf der Welt der Letzte ist, der ist hier der Erste!

[38.13] Wie groß aber ist ein Mensch auf der Welt? Ich sage dir, er misst sechs Spannen Höhe und zwei Spannen Breite. So er aber ist ein Weiser, sage, welche endlosen Größen und Tiefen liegen in seinem Herzen! Ich sage dir, alle Ewigkeiten werden nicht hinreichen, die Fülle seiner Wunder zu enthüllen und zu erfassen!

[38.14] Du hast wohl öfter auf der Welt ein Weizenkorn betrachtet. Das ist doch sicher klein seinem äußeren Umfang nach, und dennoch enthält es so viel seinesgleichen in sich, dass es die ganze Ewigkeit nimmer ermessen könnte! Also liegt auch hier der gleiche Grund vor dir aufgedeckt.

[38.15] Das Äußere dieses Hauses ist gleich deinem nun vollends demütigen äußeren Wesen: es ist – wie du – klein. Das Innere dieses Hauses aber kommt nun deiner inneren Weisheit gleich, die Größeres umfasst als das äußere Maß deiner Wesenheit. Darum ist es auch als größer ersichtlich als das Äußere dieses Hauses, das da gleich ist deinem Außenwesen. Das Innere aber wird noch stets größer, je mehr du in der wahren Weisheit aus Meiner Liebe wachsen wirst. Denn hier lebt ein jeder seiner Weisheit aus seiner Liebe zu Mir, welche aber ist die eigentliche Schöpferin alles dessen, was dir hier so wunderbar vorkommt.

[38.16] Siehe aber dort jene weißglänzende aufrechtstehende Tafel; sie stellt dein durch Mich gereinigtes Gewissen dar. Auf dieser Tafel nun wirst du allzeit nunmehr Meinen alleinigen Willen entdecken, danach du dich dann allemal sogleich richten wirst.

[38.17] Es hat zwar wohl schon auf der Welt ein jeder Mensch eine gleiche Gewissenstafel in seines Herzens Kämmerlein aufgerichtet, auf der allzeitlich Mein Wille aufgezeichnet wird zur getreuen Darnachrichtung für jedermann. Aber nur gar wenige merken darauf, und gar viele streichen am Ende diese Tafel mit allen Sünden ganz schwarz an, auf dass sie ja nimmer erschauen mögen Meinen Willen!

[38.18] Siehst du nun, wie ganz naturgetreu hier die Errichtung dieses nun deines Hauses ist! Also nicht so sehr ein Gaukelwunderspiel, wie du ehedem meintest!

[38.19] Hinter der Tafel ist ein getreuestes Abbild der Erde, wie sie ist in allem ihrem Wesen, und hinter diesem Abbild die Sonne mit den anderen Planeten. Wirst du dich in irgendetwas dabei nicht auskennen, da sehe nur auf die hintere Fläche dieser Tafel, die der Welt zugewendet ist; dort wirst du allemal die Erklärung finden. Willst du aber dann auch wissen, was du dabei tun sollst, da beschaue die vordere Fläche dieser Tafel; da wirst du allzeit Meinen Willen erschauen.

[38.20] Noch ersiehst du aber zwölf Türen, die aus dieser großen Halle in kleinere Seitengemächer führen. In diesen Gemächern aber wirst du allerlei noch etwas verdeckte Speisen treffen. Diese genieße du aber erst dann, so Ich sie dir alle werde zuvor vollends gesegnet haben, ansonst sie dich blöde machen würden und du dann nach längerer Dauer nicht fähig wärst, die Schrift Meines Willens auf dieser Tafel zu lesen. Daher, so du zu einer solchen verdeckten Speisekammer kommen wirst, da verlasse sie sobald und komme zu Mir, und Ich werde dann hingehen und dir die Speisen enthüllen und vollends segnen.

[38.21] Nun weißt du, wie diese Dinge hier stehen; tue danach, so wirst du stets mehr und mehr in der Seligkeit wachsen! Es sei!“

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