[7.1] Unser Mann, ganz weg vor lauter Anmut und Liebe, antwortet mit ganz bebender Stimme: „O ihr – himmlischen Engerl, oh, oh, oh, ohoooooh! Ihr lieben, lieben, lieben Engerl! Oh, oh, ohooooh, ihr allerliebsten Engerlein Gottes! Ich – soll – euer – Hirte sein; aber ihr allerallerallerliebsten Engerlein, ihr seht es ja, dass ich dazu viel zu dumm bin!“
[7.2] Die Schönste dieser Herde setzt sich so recht kindlich zutraulich knapp neben unserem Mann zuerst nieder und die andern folgen ihrem Beispiel, und eben diese Allerschönste sagt darauf zu unserem Hirten: „O du lieber Mann, du bist zu bescheiden; denn ich finde dich sehr schön, und wärst du zu bewegen, so wäre ich überglücklich, ewig die Deine zu sein! Sieh mich an; gefalle ich dir denn nicht?“
[7.3] Unser Mann ist, wie ihr zu sagen pflegt, ganz perplex, bringt aus lauter Verliebtheit nichts als sein nun übermäßig stark zitterndes und fast nimmer enden wollendes Ooooooooh heraus; denn der überschöne, goldblond gelockte Kopf, die freundlichsten großen, blauen Augen, der Rosenmund, der ätherisch wallende volle Busen, die schönsten, rundesten Hände, wie die noch ätherischer aussehenden Füße von A bis Z bringen unseren Mann beinahe von Sinnen.
[7.4] Das Engerl sieht des Hirten große Liebesaufregung, beugt sich über ihn her, und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn.
[7.5] Bis dahin hat sich unser Mann noch so ziemlich tapfer gehalten; aber nun war es rein aus! Er wurde durch und durch erregt; umschlang diese Schönste nach allen seinen Kräften und brach endlich in einen Strom von Liebesbeteuerungen aus.
[7.6] Als er aber so in sein Dulcissimum [Süßestes, Höhepunkt des Liebestaumels] kam, da verwandelte sich plötzlich die ganze Szene. Die lieben Engerl verschwanden und der Engel stand bei unserem Mann und sprach:
[7.7] „Aber Bruder! Wie weidest denn du deine Schafe? Habe ich dir so den Rat erteilt? Ja, wenn du so mit den dir anvertrauten Schafen und Lämmern umgehen wirst, dann wirst du wohl überlange nicht zum ewigen Lebensziel gelangen! Warum hast denn du das Buch nicht gebraucht?“
[7.8] Spricht der Bischof: „Warum aber hast du mir auch nicht gesagt, dass diese von deinem Haus aus gesehenen Schafe und Lämmer eigentlich nur die allerschönsten und reizendsten Mädchen sind, bei denen nur ein Stein gleichgültig bleiben könnte! Du siehst, dass ich da so ganz eigentlich nur gefoppt war, und so wirst du aus solcher Fopperei ja doch kein schrecklich Wesen machen?“
[7.9] Spricht der Engel: „Wie sieht es denn nun mit deinem Zölibat aus? Hast du nun dieses nicht gebrochen und das Gelübde der ewigen Keuschheit?“
[7.10] Spricht der Bischof: „Oh – was Zölibat, was Gelübde! Bin ich nun ja ganz mit Haut und Haar auf lutherischem Boden; der hebt beides auf! Und überhaupt: Einem solchen Engerl, wie dies Mädchen da war, hätte ich auch auf der Welt mit dem ganzen Zölibat und Gelübde ein Opfer gebracht und wäre ihr zuliebe augenblicklich ein Lutheraner geworden! Aber wohin sind denn nun diese herrlichen Mädchen – und besonders die eine – verschwunden? Oh, wenn ich nur diese noch einmal sehen könnte!“
[7.11] Spricht der Engel: „Freund, du wirst sie nun recht bald wieder sehen, und ihre gesamte Begleitung; aber dann darfst du sie nicht sprechen und noch weniger dich ihr nahen! Wenn sie dir aber nachsetzen wird, dann hebe deine Hand auf und sage: ‚Kehre im Namen des Herrn zurück zur rechten Ordnung und versuche mich nicht, sondern folge der Stimme der Ordnung!‘
[7.12] Sollte sich die Herde nicht kehren daran, da schlage das Buch auf und lies die Namen heraus, die darinnen stehen, da wird die Herde sich entweder plötzlich zerstreuen oder – so sie in dir einen Ton gewahren wird, der aus des Herrn Kraft in dir entstammt – so wird sie dir folgen. Du aber wirst sie dann führen auf jenen Berg dort gen Mittag, allwo ich dir schon wieder entgegenkommen werde.
[7.13] Was eben jetzt geschah, das opfere in deinem Herzen dem Herrn Jesus auf; denn Er ließ es zu, dass du fielst und im Fall dein hartnäckiges Zölibat von dir warfst.
[7.14] Aber nun falle nicht mehr; denn ein wiederholter ähnlicher Fall würde dich nun in einen solchen Schaden versetzen, an dem du im Ernst Hunderte von Jahren der Erde zu nagen hättest, bis du ihn von dir brächtest! Daher sei nun vorsichtig und klug! Denn wirst du einmal lauter sein, dann werden zahllose und noch endlos größere Schönheiten im Reich Gottes dir entgegenkommen; aber zuvor musst du alle deine irdischen Torheiten ablegen aus der Wurzel.
[7.15] Nun verharre hier nach diesem meinem Rat, und tue danach, so wirst du für die Folge einen angenehmen Weg haben im Namen des Herrn.“
[7.16] Nach diesen Worten verschwindet der Engel Petrus plötzlich und ist nicht mehr da, damit der Bischof nun keine Gelegenheit haben soll, noch irgend einige burleske Bemerkungen zu machen und in manchem dem Engel zu widerreden.
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