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5. In der Hütte des Engels Petrus. Martin erhält ein Licht über Luther. Martins Anstellung als Schafhirte im Jenseits

[5.1] Als die beiden in das Haus kommen, das sehr einfach und fürs Nötigste eingerichtet war, erschaute unser Bischof auf einem kleinen dreieckigen Tisch die lutherische Bibel des Alten und Neuen Testaments und ward sichtlich verlegen darob.

[5.2] Solches aber merkte natürlich sogleich der Engel Petrus und sprach zu ihm: „Was wohl hat je Luther dir getan, dass du ob der großen Verachtung dieses Mannes auch seine möglichst getreue Bibelübersetzung, in der nichts als das reine Wort Gottes enthalten ist, mit verachtest?

[5.3] Siehe, war Luther auch nicht in der Fülle ein Mann, von dem sich mit vollstem Recht sagen ließe: ‚Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes!‘, so war er aber dennoch um überaus vieles besser als gar überaus viele aus deiner Kirche, die da wollen die allein Rechten und Allervollkommensten sein, im Grunde aber dennoch die Allerunvollkommensten und die Allerletzten sind! Denn er allein hatte inmitten der krassesten Babelsnacht den löblichen Mut, der Menschheit das reine Wort Gottes wiederzubringen und diese dadurch auf den rechten Weg des Herrn zu führen!

[5.4] Waren auf diesem Weg wohl auch einige Opazitäten [Dunkelheiten] anzutreffen – was natürlich Folgen des noch zu nahen Babels (Roms) waren –, so war aber dennoch seine Lehre nach dem reinen Wort des Herrn gegenüber der alten Irrlehre Roms gleich einer Mittagssonne gegen ein allermattestes Sumpflicht in einer stockfinsteren Nacht!

[5.5] Wenn Luther aber solches im Namen des Herrn gewirkt hat, sage, welchen Grund hast du dann wohl, diesen würdigen Mann so zu verschmähen und zu verachten?“

[5.6] Spricht der Bischof: „Ich verachte ihn gerade nicht; aber du weißt es, so man lange der Sklave einer Partei war, so hat man mit der Zeit einen künstlichen Hass gegen den in sich herangebildet, den seine Partei bei tausend Gelegenheiten verflucht und verdammt hat! Das ist denn auch bei mir der Fall. Ich hoffe aber zu Gott und erwarte von Ihm, dass Er mir helfen wird, alle solche meine von der Erde hierhergebrachten Torheiten von A bis Z rein abzulegen. Daher stoße dich nicht an mir, es wird mit mir schon noch hoffentlich besser werden.“

[5.7] Spricht der Engel Petrus: „O Bruder, ermahne du nicht mich, sondern nur dich selbst zur Geduld! Denn du weißt es nun noch nicht, was dir alles begegnen wird; ich aber weiß [es] und muss daher so mit dir handeln, auf dass du in der Wahrheit gestärkt werdest, jenen Versuchungen kräftigst zu begegnen, die dir tausendfach auf dem Weg zum Herrn vorkommen werden.

[5.8] Da sehe zum Fenster hinaus! Siehst du dort die vielen tausend Schafe und Lämmer, wie sie mutig durcheinanderrennen und springen?

[5.9] Hier aber ist ein Buch, in dem ihre Namen verzeichnet sind; nimm es zu dir und rufe sie alle beim Namen daraus! So sie in deinem Ruf eines rechten Hirten Stimme erkennen werden, so werden sie eiligst zu dir kommen. Werden sie aber in dir eine Mietlingsstimme erkennen, dann werden sie sich zerstreuen und werden dich fliehen. Wenn aber solches geschieht, da murre nicht, sondern erkenne, dass du ein Mietling bist; und es wird dann ein anderer Hirte zu dir kommen und wird dich lehren, wie Schafe und Lämmer zu hüten und wie zu rufen sind!

[5.10] Nun aber nimm dies Verzeichnis; gehe hinaus und tue, wie ich dir’s nun geraten habe.“

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Bischof Martin

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