Am 27. August 1844
[290.1] Nach einiger Zeit aber zog dennoch wieder die Liebe die Kinder der Nachbarn zum Joseph hin, wie auch deren Eltern;
[290.2] und das besonders an den Vorsabbaten (Freitag), an denen man, besonders nachmittags, wenig oder nichts arbeitete.
[290.3] An einem solchen Vorsabbat kamen mehrere Nachbarn mit ihren Kindern dahin.
[290.4] Die Mädchen fanden die lieblichste Gesellschaft an den fünf Cyreniusschen Mädchen, die da gar freundlich und schön und arbeitsam waren und in allen Dingen gar viele Kenntnisse besaßen.
[290.5] Den Knaben aber war der liebe muntere Jesus ohnehin über alles;
[290.6] denn fürs Erste zeigte Er ihnen so manche überaus sinnige Spiele, die da die Knaben sehr unterhielten;
[290.7] und fürs Zweite erzählte Er ihnen oft so rührende Geschichtchen als Gleichnisse, dass die kleinen Kinder dabei ganz Aug’ und Ohr waren.
[290.8] Diesmal aber, da zufolge eines vorhergehenden Gewitterregens der Boden ein wenig feucht war, ward der Söller (dachloser und mit Geländern eingefasster Boden des Hauses) zum Spielplatz erwählt.
[290.9] Eine Zeitlang ging es recht ruhig her; denn da erzählte der kleine Jesus mehrere sehr anziehende Geschichtchen.
[290.10] Aber mehr gegen den Abend ward es lebendiger auf dem Söller; denn da hatte Jesus ein kleines Würfelspiel angeordnet, und da gab es öfter etwas zum Springen.
[290.11] Unter den zwölf anwesenden Knaben aber befand sich ein gewisser Cenon; dieser war ein Hauptwetter und wollte seinen Gespielen durch allerlei halsbrecherische Produktionen ihre mitgenommenen Sparpfennige abgewinnen.
[290.12] Eine solche Produktion setzte er auch hier ins Werk, und diese bestand darin, dass er elf Pfennige setzte, und zwar gegen den Willen des Herrn Jesus,
[290.13] und das darauf, dass er auf dem Söllergeländer dreimal herumgehen könne, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
[290.14] Komme er dreimal glücklich herum, so müssen ihm die zusehenden anderen elf Kinder zu den elf Pfennigen noch elf hinzulegen;
[290.15] verliert er aber das Gleichgewicht und fällt, so verliert er seine elf Pfennige.
[290.16] Die anderen Knaben taten das, und Cenon hüpfte sogleich auf das Geländer, bekam sogleich einen kleinen Schwindel, verlor das Gleichgewicht, fiel sogleich hinab auf den Erdboden, brach sich das Genick und war somit auch auf der Stelle tot.
[290.17] Da liefen die Eltern des toten Knaben voll Leid und Zorn hinauf auf den Söller, ergriffen Jesus und wollten Ihn misshandeln.
[290.18] Jesus aber riss Sich von ihnen los, lief hinab zum toten Knaben und rief dort laut:
[290.19] „Zenon! Stehe auf und zeuge von Mir vor deinen blinden Eltern, ob Ich dich herabgeworfen und getötet habe!“
[290.20] Hier richtete sich der tote Knabe sogleich auf und sprach:
[290.21] „O Herr! Du hast mich nimmer herabgeworfen und getötet,
[290.22] sondern daran war meine Gewinnsucht und schmähliche Hast schuld!
[290.23] Da mich aber solche meine Sünde getötet hat, da kamst Du, o Herr, wohl zu mir und gabst mir das Leben wieder!“
[290.24] Als die Eltern des Cenon solches Zeugnis vernahmen, da fielen sie alsbald vor Jesus nieder und beteten die Kraft Gottes in dem Kind Jesus an.
[290.25] Jesus aber sprach zum Cenon: „Lasse dir aber das zu einer Witzigung sein und enthalte dich fürder von derlei Spielen, die den Tod in sich führen, und bedenke, wie Ich es dir widerraten habe!“
[290.26] Die Eltern und Cenon weinten aus großem Dankgefühl und begaben sich dann nach Hause.
[290.27] (Übrigens aber war das eine prophetische Hindeutung auf den einstigen Judas Ischariot, wie sie leicht zu erkennen ist.)
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