Am 26. August 1844
[289.1] Eine volle Stunde dachte der Piras Zachäus über die Worte des Kindleins nach, fand aber nirgends einen Grund.
[289.2] „Was soll denn dieser Knabe sein?“ sprach er öfter bei sich.
[289.3] „Ist er etwa gar der Elias, der noch einmal kommen solle?!
[289.4] Oder ist er der Samuel oder irgendein anderer wiedererstandener großer Prophet?
[289.5] Er ward in Bethlehem geboren, und von da kommt kein Prophet!
[289.6] Wohl aber solle von da der Messias kommen!
[289.7] Ist etwa dieser Knabe gar der Messias Selbst?!
[289.8] Aus dem Stamm Davids solle er sein! Joseph solle ja ein rechter Nachkömmling Davids sein,
[289.9] freilich ohne einen glaubwürdigen strengen Beweis.
[289.10] Die Sache hat dem Anschein nach viel für sich;
[289.11] aber wer kann das ohne geschichtliche Beweise als fest gegründet annehmen und glauben?!
[289.12] Und doch ist man beinahe des Knaben wegen genötigt, das also anzunehmen.
[289.13] Aber der römische Freibrief spricht wieder ganz dawider;
[289.14] denn der Messias wird doch ein derbster Feind der Römer sein müssen!
[289.15] Wie aber wird Er das wohl bei solcher Freundschaft mit den Römern, die ihn zu ihrem Bürger gemacht haben?!
[289.16] Da kann er wohl mit der Zeit ein großer Feldherr Roms werden, ein Messias den Heiden;
[289.17] für uns aber ein zweischneidiges Schwert, das uns zugrunde richten wird!
[289.18] Wenn ich das den Hohenpriestern anzeigte, – wahrlich, das könnte mir große Vorteile bringen!?“
[289.19] Hier kam das Kindlein mit dem Jakob in den Garten wieder und ging zum Lehrer hin und sagte zu ihm:
[289.20] „Piras Zachäus! Lasse du dir die Lust vergehen, Mich vor der Zeit den Hohenpriestern zu offenbaren;
[289.21] denn da solle dich beim dritten Schritt schon der Tod ereilen!
[289.22] Meine Macht hast du erprobt; daher lasse dir das zu einer guten Mahnrede sein!
[289.23] Was aber du über einen Messias für die Heiden geredet hast mit dir selbst, das solle einen Grund haben!
[289.24] Denn also solle es auch werden! – ein Licht den Heiden und ein Gericht den Juden und allen Kindern Israels!“
[289.25] Hier ward ärgerlich der Lehrer und sprach: „Wenn so, da gehe von uns und ziehe zu den Heiden!“
[289.26] Das Kindlein aber sprach: „Ich bin ein Herr und tue, was Ich will; und du bist nicht einer, der da was zu schaffen hätte!
[289.27] Daher schweige du und ziehe von hier, sonst wirst du Mich noch nötigen, dich zu schlagen!“
[289.28] Als der Piras Zachäus solches von dem Knäblein vernommen hatte, da hob er sich schnell und floh von dannen in die Stadt.
[289.29] Und Joseph ward dadurch eines lästigen Gastes los und ging dann wieder seinem Geschäft nach.
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