Am 30. Juli 1844
[267.1] Als sich der Cornelius auch mit der Eudokia hinreichend über alles besprochen hatte, was er zu seiner Kenntnis für nötig fand,
[267.2] und da er daraus ersehen hatte, wie ihre Aussage genau mit dem Schreiben seines Bruders in der besten Übereinstimmung stand,
[267.3] da wandte er sich wieder an den Joseph und sprach zu ihm:
[267.4] „Erhabenster Mann! Nun bin ich in allem ganz vollkommen im Klaren.
[267.5] Ich will dich nicht mehr fragen, wie und warum du Ägypten wieder verlassen hast, obschon du dort bestens versorgt warst;
[267.6] denn ich weiß, dass du nichts tust, als was zu tun dir von deinem Gott befohlen wird.
[267.7] Und da du also genau handelst nach dem Willen deines Gottes, so ist auch dein Handeln allzeit gut und gerecht vor Gott und vor aller Welt, die mir gleich rechtlich denkt und will und handelt.
[267.8] Aber um eines möchte ich dich noch vor meiner Abreise nach Jerusalem fragen,
[267.9] und dieses eine besteht darin: Siehe, mir schweben noch alle die Wundererscheinungen deines Kindes, die bei dessen Geburt stattfanden, wie ganz gegenwärtig vor den Augen!
[267.10] Nun sehe ich eben dieses so wunderbar geborene Kind vor mir, und alles Wunderbare scheint sich an Ihm wie rein verloren zu haben! Sage, wie ist das zu nehmen?!
[267.11] Und der Joseph sprach: „O Freund, wie fragst du da so sonderbar?!
[267.12] Hast du denn ehedem das Kind nicht mit der Salome reden gehört?!
[267.13] Reden wohl alle Menschenkinder in diesem Alter in solcher Weisheitstiefe?!
[267.14] Findest du denn eine solche Sprache aus dem Munde eines dreijährigen Kindes nicht ebenso wunderbar als eine jede Geburtserscheinung zu Bethlehem?“
[267.15] Und der Cornelius sprach: „Du hast da wohl recht; aber darum eben ist dieses Wunder mir nichts Neues.
[267.16] Denn siehe, in Rom habe ich schon Kinder mit einem Jahr Alters nicht selten zum Erstaunen gescheit reden gehört, deren Geburt jedoch ehedem ganz natürlich war!
[267.17] Aus dem Grunde hat dein außerordentliches Kind nun meine großen Erwartungen nicht befriedigt.“
[267.18] Hier kam das Kindlein Selbst zum Cornelius und sprach zu ihm:
[267.19] „Cornelius! Sei du zufrieden mit der Bürde, die Ich dir auf die Schultern geladen habe;
[267.20] denn siehe, du müsstest nur zu einem Granitberg werden, wolltest du eine größere Last Meines Willens auf deine Schultern laden!
[267.21] Darum begehre vor der Zeit nicht mehr von Mir!
[267.22] Zur rechten Zeit aber werde Ich schon genug tun für dich und für alle Welt!“
[267.23] Als der Cornelius solches vernahm, da forschte er nicht weiter und ließ dann bald sein Gepäck zu seiner Abreise ordnen.
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