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256. Joseph und seine Familienmitglieder werden von den Stadtbewohnern für Götter gehalten

Am 17. Juli 1844

[256.1] Die also beschenkten Diebe aber fielen auf ihre Angesichter nieder und schrien förmlich:

[256.2] „Solche Güte, solche Großmut, die ist Menschen nimmer eigen; nur die Götter, die nicht sterben, können Feinde noch belohnen!

[256.3] Wir verdienten hier die Strafe nur, da wir an euch, ihr hohen Götter, gar so arg gefrevelt haben!

[256.4] Doch ihr, statt uns wohlverdienterweis’ zu strafen, gebt uns Lohn und Segen noch für unsere argen Taten!

[256.5] Seid ihr da nicht Götter? Ja ihr seid der Himmel allerhöchste Herren ganz gewiss und sicher; denn das künden eure von uns Menschen nie geschauten Taten!

[256.6] Darum Ehre, Lob und Preis sei euch von allen Menschen auf der Erde!

[256.7] Und der Fürsten Throne und all ihre Kronen sollen ewig beugen sich vor eurer großen Herrlichkeit!“

[256.8] Hier erhoben sich die Diebe und gingen dann voll Dank und Ehrfurcht von dannen –

[256.9] und machten das dann in der ganzen Stadt ruchbar; und alle Bewohner bebten ob solcher Nähe der Götter und gingen verstohlen herum und getrauten sich vor lauter Ehrfurcht nicht zu arbeiten.

[256.10] Es kamen aber bald die Angesehenen der Stadt hinaus zum Joseph und fragten ihn, ob sich die Sache wohl also verhielte, wie da nun der Pöbel in der halbverbrannten Stadt herumschreie.

[256.11] Und der Joseph sprach: „Was da betrifft die gute Tat an ihnen, da ist ihr Geschrei richtig;

[256.12] denn also handelte mein Weib buchstäblich wahr an ihnen!

[256.13] Aber dass sie uns für Götter halten, das gibt euch – ihr Großen und Reichen, ein schlechtes Zeugnis;

[256.14] denn damit bezeichnet der arme Pöbel eure große Hartherzigkeit, indem er an euch nichts Götterähnliches erschaut!

[256.15] Tut desgleichen, was da tat mein Weib, und was da tut mein ganzes Haus, und der Pöbel wird bald aufhören, meines Hauses Einwohner für Götter zu halten!“

[256.16] Als die Großen und Reichen der Stadt solche sie sehr treffende Rede vom Joseph vernommen hatten, da wurden sie sehr beschämt und zogen davon.

[256.17] Und sie waren überzeugt, dass der Joseph bloß ein überaus weiser und guter Mensch, aber dabei doch kein Gott ist.

[256.18] Von da an hatte dann das Haus Josephs Ruhe.

[256.19] Und seine Familie lebte dann noch ein halbes Jahr ungestört allhier und ward geachtet und hochgeschätzt von jedermann.

[256.20] Also tat auch das Kindlein in dieser Zeit keine Wunder mehr, und alles lebte hier ganz natürlich. Und der Jonatha aber war mehr beim Joseph als zu Hause; denn hier war für ihn ein seligstes Sein.

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