Am 10. Juli 1844
[250.1] Jonatha nahm sogleich zehn der allerschönsten Fische und übergab sie seinem Koch, dass er sie sogleich zurichte.
[250.2] Er aber half seinen Gehilfen die anderen Fische teils in die Lägel bringen und teils in die Selchkammer.
[250.3] In einer Viertelstunde waren die Fische bereitet, und alle Angehörigen Josephs begaben sich zum Frühmahl.
[250.4] Als das Mahl eingenommen ward, da war es auch schon gegen Mittag, und der Joseph sprach:
[250.5] „Nun aber haben wir auch die höchste Zeit, uns nach Hause zu begeben!
[250.6] Und du, Bruder Jonatha, wirst mich begleiten und wirst heute noch bei mir zubringen!“
[250.7] Und der Jonatha sprach voll Freude in seinem Herzen:
[250.8] „O Bruder! Das tue ich wohl am allerliebsten; denn du weißt es ja, wie endlos und unbegrenzt lieb ich dich habe!“
[250.9] Darauf nahm der Jonatha drei große Lägel voll der edelsten Fische wieder und zog überheiteren Mutes mit dem Joseph und seiner Familie zur Villa.
[250.10] Als sie da wieder anlangten, da fanden sie zu ihrem nicht geringen Erstaunen keinen Menschen von den Abbrandlern mehr,
[250.11] sondern ganz leer stand das Haus da und offen in allen seinen Gemächern.
[250.12] Joseph sagte bei solchem Anblick seines Hauses: „Das ist kein gutes Zeichen;
[250.13] denn hier scheinen Diebe gehandelt zu haben! Nur diese Art flieht, so sie ein Haus bestohlen hatte; der ehrliche Mensch aber bleibt!
[250.14] Geht ihr, meine Söhne, hinein und untersucht, ob noch etwas im Haus ist, und kommt dann und sagt es mir!“
[250.15] Und die vier Söhne gingen und untersuchten das Haus und fanden es bis auf das Vieh im Stall rein ausgeplündert.
[250.16] Also war auch die Speisekammer leer, und im Geldkasten war kein Groschen mehr zu finden.
[250.17] Da die vier Söhne solches alles also fanden, da wurden sie sehr traurig und kamen zurück und zeigten solches alles dem Joseph an.
[250.18] Da ward der Joseph zornig über die Schlechtheit der Menschen, die für Wohltaten mit solchem Dank lohnen ihre Wohltäter!
[250.19] Und er sprach ganz ergrimmt: „Wahrlich, läge es in meiner Macht, ein solches Schandgesinde auf das Empfindlichste zu züchtigen, da würde ich sogleich Feuer vom Himmel über solcher Diebe Häupter regnen lassen!“
[250.20] Hier trat das Kindlein zum Joseph und sprach: „Ei, ei – Vater Joseph, du bist heute sehr schlimm!
[250.21] Haben die Diebe dir ja noch Mich gelassen; wie magst du denn ihrer gar so zürnen?!
[250.22] Siehe, die Diebe haben deinem Haus nur eine recht große Wohltat erwiesen, dass sie es also ausgereinigt haben!
[250.23] Denn wahrlich, wo in Zukunft ein Haus (das Herz des Menschen) nicht also gereinigt sein wird, da werde Ich nicht einziehen!
[250.24] Dieses Haus aber ist nun von jeglicher Weltschlacke gereinigt, und es gefällt Mir also sehr wohl!
[250.25] Denn fürs Erste ist es offen in allen seinen Fächern und Gemächern,
[250.26] und fürs Zweite ist es ganz gereinigt, und so ist es nun ganz geeignet zu Meinem Einzug! Daher zürne den Dieben nicht, auf dass ihre Sünde nicht größer werde!“
[250.27] Joseph und alle nahmen sich diese Worte zu Herzen, und das Kindlein sprach am Ende:
[250.28] „Seht, also handeln alle Menschen an Mir, wie diese Abbrandler an diesem Haus, und dennoch lasse Ich nicht Feuer vom Himmel regnen!
[250.29] Also flucht auch ihr denen nicht, die Übles für Gutes tun, so werdet ihr wahre Kinder des Einen Vaters im Himmel sein!“ – Diese Worte beruhigten den Joseph vollkommen, und er ging darauf ganz wohlgemut in sein Haus.
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