Am 4. Juli 1844
[246.1] Als das Schiff ganz zum Abfahren bereitet war, da ging der Cyrenius zum Kindlein, kniete vor Ihm nieder und bat Es um den Segen mit folgenden Worten:
[246.2] „O Herr, Du mein großer Gott, Du mein Schöpfer, Du mein Vater von Ewigkeit,
[246.3] der Du nach Deinem ewigen Ratschluss hier auf diesem Staub, das wir Erde und Welt nennen, als ein schwaches Menschenkind wandelst in unserer Gestalt,
[246.4] Du mein allmächtiger Herr, vor dessen leisestem Wink alle Mächte der Unendlichkeit erbeben!
[246.5] O sieh mich elendsten Wurm vor Dir im Staube meiner vollsten Nichtigkeit gnädig an,
[246.6] und würdige Du Heiliger aller Heiligkeit mich, einen unwürdigsten Wurm im Staub vor Dir, Deines endlos heiligen Segens!
[246.7] Lasse, o Du mein Leben, Deinen allerheiligsten Namen alle meine Kraft, Macht und Stärke sein!
[246.8] O Du mein über alles geliebtester Jesus, Du Urkönig meines Herzens, sieh mich armen schwachen Sünder gnädig und barmherzig an und lasse es zu, dass ich fort und fort in der Liebe zu Dir wachse!
[246.9] Nimm, o Du mein ewig allergeliebtester Jesus, meine Liebe als den schwachen kleinen Dank an für die endlosen Gnaden und Erbarmungen, die Du mir mit jedem Atemzug erteilst!“
[246.10] Hier brach dem Cyrenius das Herz vor Liebe, und er konnte nicht mehr reden vor lauter Weinen.
[246.11] Das Kindlein aber sprang ganz munter hin zum Cyrenius, umarmte ihn und küsste ihn viele Male und sprach dann zu ihm:
[246.12] „O weine nicht, du Mein liebster Cyrenius; denn du siehst es ja, wie lieb Ich dich habe!
[246.13] In dieser Meiner Liebe für dich und zu dir aber liegt ja Mein größter Segen!
[246.14] Ich sage dir, so du bleibst, wie du bist, da bleibst du ewig Mein, und deine Seele solle ewig nimmer den Tod fühlen noch schmecken!
[246.15] Wie du Mich aber nun um diesen Segen gebeten hast, also bitte auch Ich dich, dass du Mich ja gegen niemanden verratest!
[246.16] Und Ich bitte dich nicht Meinetwegen, sondern der Welt wegen;
[246.17] denn diese würde in den Tod sobald übergehen, so sie Mich erkennte vor der Zeit!“
[246.18] Nach diesen Worten umarmte das Kindlein noch einmal den Cyrenius und küsste ihn klein ab.
[246.19] Da breitete der Cyrenius seine Arme weit aus und sprach mit der rührendsten Stimme:
[246.20] „O Gott, o Du mein Gott, o Du mein großer Gott! Was bin ich denn, dass Du mich küsst mit dem Mund, aus dem alle Schöpfung hervorging?!
[246.21] O ihr leuchtenden Himmel, und du Erde, und ihr Kräfte der Himmel! – seht, seht hierher!
[246.22] Der, der euch und mich erschaffen hatte, ist hier vor mir und segnet mich mit Seiner allmächtigen Hand!
[246.23] Wann, wann wirst du, o Erde, es fassen, diese Gnadengröße dieser Zeit fassen, in der deines ewigen Schöpfers und Herrn Füße deinen Boden betreten?!
[246.24] O du überheiliger Boden, der du den Herrn trägst, wirst du je wohl die Größe solcher Gnade dankbarst, dich selbst zerknirschend vor Demut, erkennen?
[246.25] O du heilige Stätte, wie schwer verlasse ich dich!“
[246.26] Hier hob das Kindlein den Cyrenius förmlich auf und ließ ihn nicht wieder niederknien.
[246.27] Da aber kam auch die Tullia und der Maronius Pilla, und das Kindlein segnete sie alle, und alle weinten, dass sie nun wieder scheiden mussten!
[246.28] Das Kindlein aber sprach: „Oh, oh, wir scheiden ja nicht! Denn wo euer Herz ist, da wird auch dessen Schatz sein!“
[246.29] Damit beruhigten sie sich und erhoben sich vom Boden.
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