Am 27. Juni 1844
[241.1] Es fragte aber ein großer Bürger der Stadt Ostracine, wie der Statthalter das meine:
[241.2] „Warum solle darob dieses Haus sicher sein, da man vielleicht irrwähnig diesen alten Juden für einen Erzzauberer hält?“
[241.3] Und der Cyrenius sprach: „Weil der schwache Mensch da nichts vermag, wo der urewigen Gottheit Kraft ihre schützende Hand darüberhält.
[241.4] Dieses Haus aber steht, wie keines mehr auf der weiten Erde, unter dem mächtigsten Schutz solcher Gottheit; also ist es auch unüberwindlich!
[241.5] Legt eure Hand böswillig an dies Haus, und ihr werdet es sogleich erfahren, um welche Zeit es mit diesem ist!“
[241.6] Hier stutzten alle die Gäste aus der Stadt und sagten zueinander:
[241.7] „Der Statthalter will uns nur schrecken, weil er keine Macht bei sich hat.
[241.8] Würden wir aber im Ernst unsere Hände an dies Haus und an seinen Leib legen, da möchte er sicher bald eine andere Sprache führen!
[241.9] Lasst uns daher aufstehen vom Tisch und in die Stadt ziehen und von da gegen den Abend wieder mit einer starken Macht hierherkommen,
[241.10] und da werden wir sogleich sehen, ob der Statthalter noch eine solche Sprache führen wird!?“
[241.11] Darauf erhob sich bald die ganze Gesellschaft vom Tisch und begab sich ins Freie.
[241.12] Allda fingen sich die Bürger und der Oberste und der Stadthauptmann beim Cyrenius zu beurlauben an und machten sich darauf auf den Weg in die Stadt.
[241.13] Der Joseph aber ging zu den Fortgehenwollenden und sagte zu ihnen:
[241.14] „Warum wollt ihr denn nun schon gehen, da die Sonne noch eine gute Stunde leuchten wird?
[241.15] Bleibt hier bis zum Abend, und wir wollen dann alle den Cyrenius bis zu seinem Schiff begleiten, wie es sich gebührt;
[241.16] denn er reist noch heute in der Nacht nach Tyrus ab und wird darum auch heute noch sein Schiff ordnen und besteigen.“
[241.17] Die also Angesprochenen aber entschuldigten sich und sagten: „Wir haben heute noch ein gar wichtiges Geschäft vor, daher entschuldige du uns bei deinem intimsten Freund!“
[241.18] Hier kam das Kindlein herbeigelaufen und sprach zum Joseph:
[241.19] „Lasse sie nur ziehen in die Stadt; denn ihr Geschäft ist von einer Art, das zu Meiner Verherrlichung dienen wird!“
[241.20] Hier ließ sonach der Joseph die Stadtgäste ziehen und ging mit dem Kindlein zum Cyrenius hin und erzählte ihm, wie diese sich entschuldigten, und was das Kindlein geredet hatte.
[241.21] Und der Cyrenius sprach: „O mein erhabenster Bruder, diese Art kenne ich!
[241.22] Sie ist eifersüchtig und weiß sich aus lauter innerer Galle nicht zu raten und zu helfen, weil ich dein Haus besuchte und sie im Stich ließ.
[241.23] Aber ich bin darum sehr ruhig ob deiner; denn ich weiß es ja, in wessen Schutz du dich befindest!“
[241.24] Und das Kindlein sprach: „Oh, der dürre Weg soll ihnen heiß werden!
[241.25] Sie wollen unser Haus heute noch zerstören, und das mit Feuer!
[241.26] Aber sie sollen nicht Zeit gewinnen dazu, denn sie werden daheim sogleich genug zu tun bekommen!“
[241.27] Als das Kindlein noch kaum solche Worte ausgeredet hatte, da stand schon die halbe Stadt in Flammen, und niemand dachte mehr an die Zerstörung des Hauses Josephs.
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