Am 26. Juni 1844
[240.1] Bald darauf erhob sich die Gesellschaft vom Tisch und dankte Gott für die leibliche wie für die geistige Nahrung und begab sich dann zum größten Teil hinaus ins Freie.
[240.2] Nur Joseph, Maria und das Kindlein mit dem Jakob begaben sich in das große Speisezimmer, allda der Cyrenius sich noch mit seinen Gästen am Tisch befand.
[240.3] Er bewillkommnete überaus freundlich seine liebsten Freunde und wollte sogleich aufstehen und ihnen einen Platz bereiten.
[240.4] Das Kindlein aber sprach: „O bleibe, bleibe, du Mein lieber Cyrenius, wie du bist!
[240.5] Ich bin schon zufrieden, wenn Ich nur in deinem Herzen den gerechten Platz habe!
[240.6] Was da diesen Tischplatz betrifft, an dem liegt Mir nichts!
[240.7] Ich gehe aber nun ins Freie mit den Meinen; wenn du mit der Tafel wirst zu Ende sein, so komme Mir nach!“
[240.8] Darauf lief das Kindlein mit Seinem Jakob flugs hinaus ins Freie und unterhielt Sich dort mit ihm und mit den anderen Kindern.
[240.9] Einigen Gästen aus der Stadt aber fiel diese sehr verständige und ganz vertrauliche Rede des Kindleins mit dem Cyrenius auf,
[240.10] und sie fragten, wie alt denn doch dies Kindlein sein dürfte;
[240.11] denn es rede ja schon wie ein erwachsener Mensch und scheine mit dem Statthalter auf einem sehr vertrauten Fuße zu stehen.
[240.12] Cyrenius aber sprach: „Was kümmert euch das, so ich ein großer Kinderfreund bin!?
[240.13] Dass dies Kindlein überaus geistreich ist, das habt ihr alle gesehen!
[240.14] Wie Es aber in kaum noch dritthalb Jahren Alters zu solcher Verstandesklarheit gelangt ist,
[240.15] darüber erkundigt euch bei dessen Eltern, diese werden euch darüber wohl den besten Aufschluss zu erteilen imstande sein!
[240.16] Mich nimmt es aber überhaupt sehr wunder, dass ihr als die nächsten Nachbarn dieses Hauses dessen Einwohner noch nicht näher kennt!?“
[240.17] Darauf sprachen einige: „Ja – wie sollen wir aber diese Familie auch näher kennen?
[240.18] Fürs Erste geht sie nirgends hin, und fürs Zweite haben wir ja auch zu wenig Zeit, um zu besuchen diese sonderbare jüdische Familie, bei der man sich überhaupt nicht so ganz recht auskennt;
[240.19] denn sie hat einen so sonderbar mystischen Anstrich, dass man nicht weiß, was man so ganz eigentlich aus ihr machen solle!
[240.20] Soviel wir von anderen ganz geringen Menschen erfahren, so ist diese Familie wohl sehr friedsam und tut den Armen viel Gutes;
[240.21] aber es gibt einige, die da sagen, dass sie schon öfter dieses Haus wie in den hellsten Flammen ersahen, die aber auf ‚ja‘ und ‚nein‘ wieder erloschen, – und so noch so manches andere.
[240.22] Daher haben wir auch den Mut nicht, diese Familie zu besuchen;
[240.23] denn der Alte ist und bleibt ein jüdischer Hauptzauberer.
[240.24] Und mit derlei Menschen ist nicht gut in irgendeine Gesellschaft zu treten!“
[240.25] Hier lachte der Cyrenius und sprach: „Nun – wenn also – da bleibt ihr nur dabei stehen; denn dann ist dies Haus sicher vor euch!“ – Die Gäste aber sahen den Cyrenius groß an und wussten nicht, wie sie daran waren.
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