Am 24. April 1844
[192.1] Darauf wandte sich das Kindlein zum Sixtus als dem ältesten der Knaben von den Cyrenischen Kindern und sagte zu ihm:
[192.2] „Sixtus, gehe und mache da vorne am abgetretenen Weg zehn Grübchen, ein jedes eine Spanne vom anderen entfernt! Was dann damit zu geschehen hat, das weißt du schon.
[192.3] Dann bringe du die zehn Kügelchen, die der Jakob aus Lehm für uns zum Spielen gemacht hat, und wir werden dann ein wenig Kügelchen werfen; – du weißt schon wie, denn du hast es Mich ja gelehrt!“
[192.4] Darauf tat Sixtus sogleich, was das Kindlein verlangte.
[192.5] Als die zehn Grübchen gemacht und die Lehmkügelchen herbeigeschafft waren, da sagte das Kindlein zum Cyrenius:
[192.6] „Nun lasse Mich nur wieder frei, damit Ich dir erklären kann und zeigen, wie dieses Spiel geht; aber ihr anderen Kinder dürft Mir nun nichts einreden, weil Ich dem Cyrenius selbst die Sache erklären will!“
[192.7] Hier wandte sich das Kindlein ganz pathetisch an den Cyrenius und sprach:
[192.8] „Siehe, das Spiel geht also: Drei Schritte vor diesen Grübchen musst du stehen, dann ein Kügelchen scheiben.
[192.9] Bringst du es durch einen gelungenen Wurf ins zehnte und somit letzte und entfernteste Grübchen, so bist du des Spieles König; bringst du es ins neunte, dann bist du ein Minister; im achten bist du ein Feldherr!
[192.10] Im siebenten ein Landpfleger, im sechsten ein Richter, im fünften ein Priester, im vierten ein Landmann, im dritten ein Vater, im zweiten eine Mutter und im ersten ein Kind!
[192.11] Wie dann das Spiel weitergeht, das werde Ich dir schon wieder erklären, wenn die Grübchen besetzt sein werden.“
[192.12] Hier nahm lächelnd der Cyrenius ein Kügelchen und schob es nach dem Wege, und das Kügelchen rollte sogleich ins erste Grübchen!
[192.13] Und das Kindlein fragte: „Bist du mit deinem Stand zufrieden? Ansonst kannst du als Anfänger noch zwei Mal scheiben!“
[192.14] Und der Cyrenius sagte: „Mein herrlichstes Leben, Mein Jesus! Ich bleibe schon, wo ich nun bin!“
[192.15] Und das Kindlein sprach: „Gut, so scheibet ihr nun darauf, einer nach dem anderen. Ich werde dann zuletzt scheiben!“
[192.16] Und die Kinder schoben ihre Kügelchen, besetzten aber nicht alle Grübchen, sondern sie kamen oft zu zwei und zu drei in ein Grübchen.
[192.17] Am Ende schob das Kindlein und kam wie sonst allzeit ins zehnte Grübchen.
[192.18] Da hielt sich ein Mädchen auf und sprach: „Aber so muss denn der kleine Jesus allzeit ein König sein!“
[192.19] Das Kindlein aber sagte zum Mädchen: „Warum grämst du dich darob? Hast doch vor Mir geschoben, warum bist denn so ungeschickt in deiner Hand!?
[192.20] Grolle Mir aber nicht darob, sonst werde Ich gleich wieder eine Maus über dich kommen lassen, vor der du dich so sehr fürchtest!“
[192.21] Darauf sagte das Mädchen nichts mehr und begnügte sich allein in ihrem zweiten Grübchen.
[192.22] Es war aber das neunte, achte, siebente und sechste Grübchen unbesetzt; da sagte der Cyrenius zum Kindlein:
[192.23] „Siehe, Du mein Leben! Nun gibt es noch keinen Minister, keinen Feldherrn, keinen Landpfleger und keinen Richter!
[192.24] Wer wird nun diese Hauptstellungen übernehmen?“
[192.25] „Diese Stellen“, sprach das Kindlein, „muss nun Ich Selbst versehen, weil sie niemand besetzt hatte; denn alle die unbesetzten Posten müssen von einem, vom Königsgrübchen gerechnet, besetzten übernommen werden!
[192.26] Wäre der Minister besetzt, da fielen die drei nachfolgenden leeren Posten ihm zu; da er aber unbesetzt ist, so fallen die vier Grübchen nun dem König zu! Da nun aber die Grübchen besetzt sind, so gehen wir nun aufs eigentliche Spiel über!“
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