Am 12. April 1844
[182.1] Nun kam auch der Joseph herbei und weinte samt der Maria vor Freuden, dass er nach zwei Jahren wieder einmal seinen Freund Cyrenius zu sehen bekam.
[182.2] Das Kindlein aber sagte zum Cyrenius: „Cyrenius! – es ist genug, so du in aller Liebe dein Herz vor Mir beugst;
[182.3] deine Knie aber magst du gerade halten! Denn siehe, du hast viel Gefolge bei dir, das Mich noch nicht kennt, und du sollst Mich nicht verraten durch solche Stellung!
[182.4] Daher erhebe dich vom Boden und mache es, wie es da macht der Joseph, der Jonatha, die Maria und alle die anderen; auch dein Weib soll sich aufrichten!“
[182.5] Darauf erhob sich Cyrenius mit der Tullia, nahm sogleich das Kindlein auf seine Arme und koste Es.
[182.6] Mit dem Kindlein auf dem Arm trat er erst dem Joseph näher und sprach:
[182.7] „Sei mir vom Grunde meines Herzens aus gegrüßt! Wie überaus oft hat sich mein Herz nach dir gesehnt!
[182.8] Allein die fatalen Staatsgeschäfte haben sich im Verlaufe dieser zwei Jahre so sehr gehäuft, dass ich nimmer Zeit zu gewinnen wusste, um dieser hohen heiligen Forderung meines Herzens nachzukommen.
[182.9] Nun erst hatte ich alles insoweit in Ordnung gebracht, dass ich auf eine kurze Zeit dich, meinen heiligen Freund, besuchen konnte.
[182.10] Aber selbst jetzt, da ich dem Drang meines Herzens nachkam, wäre ich beinahe zugrunde gegangen, so nicht ganz sicher dieses heiligste Kindlein mir einen Retter entgegengesandt hätte!
[182.11] O mein Freund und Bruder! Ich habe in diesen zwei Jahren gar viel ausgestanden!
[182.12] Verfolgung, Verrat, Verschwärzung beim Kaiser und viele andere höchst unangenehme Dinge hatte ich zu bestehen.
[182.13] Aber ich dachte dabei allzeit an das, was mir einmal vor zwei Jahren das heiligste Kindlein gesagt hatte, nämlich: dass Es diejenigen zupfe und kneipe, die Es liebhat.
[182.14] Und fürwahr, alle die Stürme um mein Gemüt herum waren im Ernst nichts als lauter Liebkosungen dieses meines Herrn aller Herren!
[182.15] Denn wo immer sich eine Woge wider mich erhob und mich mit Haut und Haaren zu verschlingen drohte,
[182.16] da auch zerschellte sie sich an einer noch mächtigeren Gegenwoge, und es blieb nichts als nur ein eitel leerer Schaum zurück.
[182.17] Und so bin ich nun auch hier nach einer ausgestandenen großen Gefahr, die alles zu verschlingen drohte, ganz wohlbehalten angelangt und befinde mich nun in deiner mir so überheiligen Gesellschaft; und aller Sturm, der mich ängstigte, hat sich wie zu einer ewigen Ruhe gelegt!“
[182.18] Hier umarmte der Joseph den Cyrenius und sprach: „Ja, Bruder im Herrn, wie du nun geredet hast, also ist es auch!
[182.19] Ich wusste im Geheimen ja allzeit darum, was mit dir vorging; aber ich lobte darum allzeit den Herrn, dass Er dich also liebhatte.
[182.20] Nun aber siehe dorthin gegen Mittag und Morgen, und du wirst leicht die Stadt und noch leichter deine Villa erkennen!
[182.21] Lasse daher dein Schiff versorgen und ziehe mit mir; daheim erst wollen wir uns so recht herzlich ausplaudern!“
[182.22] Als der Cyrenius hinblickte und gar bald die Villa erkannte, da ward es völlig aus bei ihm, und er konnte sich nicht genug verwundern über alles das.
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