Am 9. Februar 1844
[137.1] Die Tullia aber erwachte erst von einem stärkenden Schlaf, als im Schlafgemach keine Spur von dem vorhanden war, was in dieser Nacht vorging.
[137.2] Und der Cyrenius fragte sie, ob sie ganz ruhig geschlafen habe.
[137.3] Und die Tullia beteuerte ihm solches, indem sie von der Gebirgsreise sehr ermüdet war.
[137.4] Und der Cyrenius sprach: „Das war ein großes Glück für dich!
[137.5] Denn wärest du wach gewesen in der Nacht, so hättest du eine große Angst ausgestanden!
[137.6] Denn siehe, noch vor einer Stunde war dieses Gemach ein Anblick des Schreckens!“
[137.7] Ganz erstaunt fragte die Tullia hier den Cyrenius, was es denn gegeben habe, und was da vorgefallen sei.
[137.8] Und der Cyrenius zeigte der Tullia die drei Löwen und sprach mit einer sehr erhobenen Stimme:
[137.9] „Tullia! – siehe, das sind doch drei schreckliche Tiere; sie sind Könige der tierischen Kraft, Wut und Grausamkeit, so sie gereizt werden!
[137.10] Und wehe jedem Wanderer in der Wildnis, da sie hausen!
[137.11] Nichts rettet ihn vor ihrer Wut! Ein Sprung, und der Mensch liegt zerrissen im glühenden Staub der Wüste!
[137.12] Und doch gibt es Menschen, gegen die diese Tiere Genien der Himmel sind!
[137.13] Also haben die drei reißenden Tiere uns beide in dieser Nacht vor der Wut der Menschen bewahrt und haben zwanzig Meuterer in diesem Gemach zerrissen!“
[137.14] Tullia entsetzte sich ob dieser Erzählung ihres Gemahls und sprach:
[137.15] „Wie ging denn das zu? Warum wusste ich denn nichts davon? Hast du schon eher etwas gewusst, warum gabst du mir nichts kund davon?“
[137.16] Und der Cyrenius sprach: „Tullia, ich wusste wohl, dass in dieser Nacht etwas vorfallen werde;
[137.17] aber in welcher Art, genau gesprochen, wusste ich nicht; denn ich wusste nur so viel, als mir das göttliche Kind meines Freundes kundgab.
[137.18] Dass ich dir aber davon nichts kundgab, lag in meiner großen Liebe zu dir, du mein Herzensweibchen!
[137.19] Und siehe, nun ist alles vorüber; der Gott Israels hat uns wunderbar vor einem schändlichsten Untergang gerettet,
[137.20] dafür wir Ihn aber auch lieben, loben und preisen wollen unser Leben lang in unseres Herzens Tiefe!
[137.21] Nun aber, da du schon angekleidet bist, lasse uns der erhabenen Familie entgegenziehen und sie empfangen noch vor dem Tor der Stadt!“
[137.22] Der Cyrenius gebot nun seiner Dienerschaft, alles fürs bevorstehende Fest zu bereiten und gar wohl zu ordnen,
[137.23] und befahl dem verräterischen Diener, ihm zu folgen vor das Stadttor.
[137.24] Im selben Augenblick aber kam der Maronius mit den drei Priestern hervor aus einem anderen Teil der Burg und kündigte dem Cyrenius an, dass sich die erhabenste Familie schon der Burg nahe.
[137.25] Hier ließ der Cyrenius alles im Stich und eilte mit pochendem Herzen seinem Freund Joseph entgegen, der ihm aber schon an der ersten Treppe mit Maria mit dem Kind und mit seinem ganzen himmlischen Gefolge mit ausgebreiteten Armen entgegenkam.
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