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131. Ein Gewittersturm zieht heran

Am 1. Februar 1844

[131.1] Es kamen aber die anderen, die sich ehedem nach allen Seiten der sehr gedehnten Fläche des Berges zerstreut hatten, mit ganz bekümmerten Gesichtern zurück.

[131.2] Denn sie ersahen aus dem südwestlichen Teil Ägyptens sich gar mächtige schwarze Wolken erheben, die allzeit Vorläufer großer Stürme waren.

[131.3] Nordöstlich gegen Ostracine hin war freilich wohl alles rein; aber desto schauerlicher sah es über dem Gebirge, wie schon gesagt, südwestlich aus.

[131.4] Diese Zurückgekommenen rieten daher zu einer schnellen Heimkehr.

[131.5] Der Cyrenius aber sagte: „Wenn es an der rechten Zeit sein wird, werden uns schon diese mächtigen Weisen kundgeben!

[131.6] Solange sich aber diese ruhig verhalten, da wollen auch wir uns kein graues Haar wachsen lassen!“

[131.7] Der Maronius und der Oberste sprachen aber: „Du hast recht; aber gehe hin über diese kleine Anhöhe, und siehe, und du wirst sicher auch unserer Meinung sein!

[131.8] Denn da sieht es ja aus, als wenn alle Furien auf einmal die Erde in den Brand gesteckt hätten!“

[131.9] Cyrenius aber fragte den etwas schlummernden Joseph:

[131.10] „Freund und Bruder, hast du vernommen, was diese da mir für eine warnende Nachricht gebracht hatten?“

[131.11] Und der Joseph sprach: „Ich schlummerte und weiß kaum, wovon da nun unter euch die Rede war.“

[131.12] Und der Cyrenius sprach: „So erhebe dich, und gehe mit mir auf diese Anhöhe, und du wirst den Stoff unserer Rede sogleich entdecken!“

[131.13] Und Joseph erhob sich und ging mit dem Cyrenius auf die Höhe.

[131.14] Als sie da anlangten, zeigte der Cyrenius dem Joseph sogleich das höchst drohende Aussehen des herannahenden Sturmes.

[131.15] Und der Joseph sprach: „Ja, was willst du da nun machen?

[131.16] Fliehen? Wohin? In einer Viertelstunde ist der Sturm längstens da!

[131.17] Nach Ostracine brauchen wir laufend anderthalb Stunden; bevor wir noch durch den oberen Teil der Gebirgswaldung kommen, hat uns der Sturm lange schon eingeholt!

[131.18] Was dann in der unsicheren Schlucht, wenn uns eine Legion von Bestien umringen werden, was sie bei großen Stürmen gerne tun?!

[131.19] Und wenn uns obendrauf noch reißende Wolkenbruchströme ereilen und uns schonungslos in die Tiefe mitreißen?! Was machen wir dann?

[131.20] Daher bleiben wir lieber hier auf der Höhe, da können wir höchstens nass werden, während uns im Wald allerlei Ungemach zustoßen kann!“

[131.21] Der Cyrenius war mit diesem Rat zufrieden und ging mit Joseph unter den Feigenbaum zurück.

[131.22] Aber die Gesellschaft des Cyrenius machte dabei dennoch sehr bedenkliche Mienen; besonders als sie die drei Löwen auf einmal aufspringen und die Flucht in die Wälder ergreifen sah.

[131.23] Und der Maronius sprach zum Joseph selbst: „Siehe, die drei uns getreu gewordenen Bestien haben sicher im Vorgefühl für die Kalamität, die uns hier erwartet, die sie schützende Flucht ergriffen! Sollen wir nicht desgleichen tun?“

[131.24] Joseph aber sprach: „Der Mensch hat nicht vom Tier zu lernen, was er tun soll, sondern vom Herrn der Natur!

[131.25] Ich aber bin der Meinung, dass ich klüger bin als das Tier; darum bleibe ich und werde den Sturm hier abwarten und nach demselben erst aufbrechen, falls einer kommen wird!“ – Damit mussten sich nun alle zufriedenstellen und bleiben in banger Erwartung.

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