Am 19. Dezember 1843
[97.1] Die Söhne Josephs gingen sogleich hinaus und brachten das Mittagsmahl herein.
[97.2] Joseph aber sprach: „Was ist mit den dreien, werden sie mit uns das Mittagsmahl halten, oder werden sie etwa lieber für heute in ihrem Gemach speisen?
[97.3] Geht hinaus und erkundigt euch darnach, und es soll ihnen werden, wie sie es am liebsten haben wollen!“
[97.4] Und die Söhne gingen und fragten die drei; diese aber sprachen nichts, sondern bedeuteten den Söhnen, dass sie vor dem Untergang nichts reden und nichts zu sich nehmen werden, weder Speise noch Trank.
[97.5] Solches berichteten die Söhne dem Joseph, und Joseph war damit zufrieden und sprach:
[97.6] „Wenn sich die drei das zu einer Gewissenssache gemacht haben, da würden wir sündigen an ihnen, so wir sie nicht belassen möchten in der Treue ihres Gelübdes!
[97.7] Setzen wir uns daher im Namen des Herrn nur zum Tisch und verzehren dankbar, was uns Gott beschert hat!“
[97.8] Das vermeintliche Weib aber sprach: „O Herr dieses Hauses! Du bist zu gut, und ich habe keinen Wert; daher bin ich wohl nicht würdig, an deinem Tisch zu essen! An der Flur des Hauses will ich dankbarst verzehren, was mir deine Güte bescheren wird!
[97.9] Zudem sind auch meine gar zu zerlumpten Kleider und mein ungewaschener Leib wohl nicht schicklich für einen Tisch eines solchen Herrn, wie du einer bist!“
[97.10] Joseph aber sprach zu den Söhnen: „Geht und bringt vier große Krüge Wassers; stellt sie ins Seitengemach der Maria!
[97.11] Du, Weib, aber gehe und wasche das Weib und kämme sie und ziehe ihr deine besten Kleider an!
[97.12] Und wenn sie also köstlich und festlich ausgestattet sein wird, dann führe sie hierher, damit sie mit uns ohne Scheu halte das Mittagsmahl!“
[97.13] In einer halben Stunde war der Wille Josephs vollzogen, und ganz gereinigt stand nun an der Stelle des Weibes ein gar liebes, schüchternes und überaus dankbares Mädchen da, in deren Gesicht nur noch die Spuren der ehemaligen Traurigkeit zu sehen waren.
[97.14] Sie war ihren Zügen nach von großer Schönheit, und in ihren Augen lag tiefe Demut, aber auch tiefe Liebe.
[97.15] Joseph hatte eine rechte Freude an diesem Kind nun und sprach: „O Herr, ich danke Dir, dass Du mich dazu ausersehen hast, diese Arme zu retten; in Deinem allerheiligsten Namen will ich sie zur völligen Tochter aufnehmen!“
[97.16] Und zu den Söhnen sich wendend, sprach er: „Seht an eure arme Schwester, und grüßt sie als Brüder!“
[97.17] Mit viel Freuden taten das die Söhne Josephs, und am Ende sprach auch das Kindlein:
[97.18] „Also, wie von euch, sei sie auch von Mir angenommen; das ist ein gutes Werk und macht Mir viel Freude!“
[97.19] Als aber das Mädchen das Kindlein also reden hörte, da verwunderte sie sich und sprach: „O Wunder! – was ist das, dass dies Kindlein also redet wie ein Gott!?“
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