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96. Wie die geheilte Blinde ihre verlorenen Eltern vielfach wiederfindet

Am 18. Dezember 1843

[96.1] Das vermeintliche Weib aber verstand den Joseph nicht völlig, was er mit der Gewinnung der mehrfachen Eltern gemeint hatte; daher fragte sie ihn:

[96.2] „O du lieber, überguter Mann, in dessen Haus mir eine so endlos wunderbar große Gnade widerfuhr, was wohl meinst du damit, dass mir nach deinem Wort eine mehrfache Wiederfindung meiner verlorenen Eltern hier werden soll?“

[96.3] Joseph aber sprach zu ihr: „Fürwahr, du sollst in meinem Haus meinen Kindern gleich gehalten werden dein Leben lang!

[96.4] Du sollst bei mir den einig und ewig wahren Gott erkennen lernen, der da ist Derselbe, der dich erschaffen hatte und dir nun wiedergab das Licht deiner Augen.

[96.5] Ja du sollst deinen Gott und Herrn wesenhaft erkennen und sollst von Ihm Selbst gelehrt werden!

[96.6] Also wirst du auch hier gar bald einem hohen Römer in diesem meinem Haus begegnen, der deine Sache in Rom ordnen wird.

[96.7] Und dieser Römer ist Cyrenius, ein Bruder des Augustus.

[96.8] Er kannte sicher deine Eltern und wird sich auf mein Anraten sicher auch für deiner Eltern Sache deinetwegen in Rom verwenden. Und das werden doch deine Eltern mehrfach sein, geistlich und leiblich?!

[96.9] Denn so irgend deine leibhaftigen Eltern lebten, sage, könnten diese mehr tun für dich?

[96.10] Hätten sie dir wohl das Licht deiner Augen wiedergegeben, und hätten sie dir wohl den einigen, ewigen, wahren Gott zu zeigen vermocht?

[96.11] Deine leiblichen Eltern hätten dich wohl zeitlich versorgt, hier aber wirst du für ewig versorgt werden, so du diese Versorgung nur annehmen willst!

[96.12] Sage, was ist dann wohl mehr, deine leiblichen Eltern, die das Meer verschlungen hat, oder deine jetzigen, denen das Meer im Namen des einen Gottes gehorchen muss?“

[96.13] Hier war das vermeintliche Weib völlig stumm vor lauter Hochachtung und Liebe gegen den Joseph.

[96.14] Denn sie meinte, da sie ohnehin schon hie und da so ganz leise reden gehört hatte, als wohne irgend in der Gegend von Ostracine der Zeus, sie sei nun in der leibhaftigen Gegenwart desselben.

[96.15] Joseph aber erkannte gar bald den Wahn des Weibes und sprach zu ihr:

[96.16] „O Magd, o Tochter! Halte mich ja nicht für mehr als ich bin; am wenigsten aber für etwas, das nichts ist!

[96.17] Ich bin dir gleich ein Mensch, das genüge dir vorderhand. Mit der Zeit aber wird es schon heller werden um dich; daher gut für jetzt!

[96.18] Bringt aber nun das Mittagsmahl; nach diesem wollen wir mehreres kennenlernen. Also geschehe es.“

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