Am 11. Dezember 1843
[90.1] Das Morgenmahl war bald bereitet, denn es bestand in nichts anderem als in einem Topf aufgesottener frischer Milch mit etwas Honig mit Thymian und in Brot.
[90.2] Maria selbst brachte es auf den Tisch und rief den Joseph und die fünf Söhne wie auch die drei Priester zum Tisch.
[90.3] Und der Joseph erschien sobald mit dem Kind auf seinem Arm, übergab Es der Mutter und begab sich dann zum Tisch.
[90.4] Hier stimmte er sogleich dem Herrn sein Loblied an; und als das Loblied abgesungen war, da fragte Joseph nach gewohnter Sitte, ob alles gewaschen sei.
[90.5] Und Maria, die fünf Söhne und das Kindlein sprachen: „Ja, wir sind alle gar wohl gewaschen!“
[90.6] Und der Joseph erwiderte: „Also mögt ihr auch essen! Wie sieht es aber mit euch dreien aus, habt auch ihr euch gewaschen?“
[90.7] Die drei Priester aber sprachen: „Bei uns ist es nicht Sitte, sich am Morgen mit Wasser zu waschen, wohl aber am Abend.
[90.8] Am Morgen salben wir uns mit Öl, auf dass uns die Hitze des Tages nicht zu lästig werde.“
[90.9] Und der Joseph sprach: „Das mag gut sein; so ich in euer Haus käme, würde ich ein Gleiches tun mit euch.
[90.10] Da ihr aber nun bei mir im Haus seid, so beobachtet meine Sitte; denn sie ist besser als die eurige!“
[90.11] Die Priester aber baten, dass sie damit verschont werden möchten.
[90.12] Da wollte Joseph den Priestern das Waschen erlassen;
[90.13] aber das Kindlein sprach: „Fürwahr, zum Stein soll ein jeder Bissen in ihrem Magen werden, so sie sich nicht eher reinwaschen mit Wasser, bevor sie teilnehmen an dem Tisch, an dem Ich gegenwärtig bin!“
[90.14] Diese Worte brachen den drei Priestern sogleich ihre Sitte, und sie verlangten Wasser und wuschen sich.
[90.15] Nachdem sie sich aber gewaschen hatten, da lud sie Joseph sogleich wieder zu Tisch;
[90.16] aber die Priester weigerten sich und getrauten sich nicht, denn sie fürchteten das Kind.
[90.17] Das Kindlein aber sprach: „So ihr euch nun weigern werdet, zum Tisch zu gehen und da mit uns das gesegnete Morgenmahl zu halten, so werdet ihr sterben!“
[90.18] Und sogleich begaben sich die Priester zum Tisch und aßen mit großer geheimer Ehrfurcht vor dem Kind.
[90.19] Als aber das Morgenmahl verzehrt war, da erhob sich Joseph wieder und brachte Gott den Dank dar.
[90.20] Die Priester aber fragten ihn darauf: „Welchem Gott dankst denn du? Ist denn nicht dies Kind der erste rechte Gott? Wie dankst du da noch einem anderen?“
[90.21] Diese Frage frappierte den Joseph sehr, und er wusste nicht, was er darauf erwidern solle.
[90.22] Aber das Kindlein sprach: „Joseph! – sorge dich nicht vergeblich; denn was die drei geredet haben, wird erfüllt werden! Aber jetzt sei du ohne Sorge! Denn du betest dennoch nur zu einem Gott und Vater!“
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