Am 1. Dezember 1843
[81.1] Der Cyrenius, der diese Worte des Kindleins ebenfalls gar wohl vernommen hatte, begab sich augenblicklich hin zum Kindlein und fragte Es gar liebreich:
[81.2] „O Du mein Leben! Du hast mich dann gewiss nicht so lieb, weil Du mich, so ich Dich auf meinen Armen hatte, noch nie gekneipt und gezupft hast?“
[81.3] Das Kindlein aber sprach: „O Cyrenius! Sorge dich nicht darum; denn siehe, alle die Unannehmlichkeiten, die du Meinetwegen schon erduldet hast, waren lauter Kneipereien und Zupfereien von Mir, darum Ich dich so lieb habe!
[81.4] Verstehst du Mich nun, was Ich dir gesagt habe?
[81.5] Ich werde dich aber schon noch öfter kneipen und zupfen – und werde aus lauter Liebe zu dir recht schlimm sein!
[81.6] Aber höre, deswegen musst du dich aber dennoch nicht fürchten vor Mir, denn es wird dir dabei kein Wehe geschehen, so wie bis jetzt; verstehst du Mich, Mein lieber Cyrenius?“
[81.7] Der Cyrenius, voll der tiefsten Achtung in seinem Herzen vor dem Kind, sprach ganz betroffen und gerührt:
[81.8] „Ja, ja, Du mein Leben, ich verstehe Dich gar wohl und weiß, was Großes Du mir gesagt hast!
[81.9] Aber dessen ungeachtet möchte ich aber doch auch, dass Du mich also wie Deinen Bruder ein wenig kneipen und zupfen möchtest!“
[81.10] Und das Kindlein sprach zum Cyrenius: „O Mein lieber Freund, du wirst doch nicht kindischer sein als Ich?
[81.11] Glaubst du denn, dass Ich dich darum mehr lieben werde?
[81.12] O siehe, da irrst du dich sehr; denn mehr noch, als Ich dich ohnehin liebe, kann Ich dich ja doch unmöglich lieben!
[81.13] Wahrlich, auch du wirst die Größe und Stärke Meiner Liebe zu dir ewig nie erfassen und begreifen können!
[81.14] Höre, kein Säkulum mehr wird vorüberziehen, da Rom in Meine Burg vielfach einziehen wird!
[81.15] Nun ist zwar die Zeit noch nicht da, aber glaube es Mir, du stehst schon jetzt an der Schwelle, die bald von gar vielen wird betreten werden!
[81.16] Verstehe! – aber nicht körperlich, sondern geistig in Meinem zukünftigen Reich für ewig!“
[81.17] Diese Worte des Kindes erregten eine große Sensation bei allen Anwesenden, und der Cyrenius wusste nicht, was er daraus machen solle.
[81.18] Er wandte sich daher zur danebenstehenden Maria und fragte sie, ob sie verstünde, was das göttliche Kindlein nun ausgesagt hatte.
[81.19] Maria aber sprach: „O Freund! – wäre dies ein gewöhnliches Menschenkind, so würden wir Menschen Es auch verstehen;
[81.20] aber so ist Es von höherer Art, und wir verstehen Es nicht! Behalten wir aber alle Seine Worte in uns; die Zeitenfolge wird sie uns schon im wahren Licht enthüllen!“
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