Hier ist Dein Kapitel

74. Begnadigung der drei heidnischen Priester. Deren Wiederbelebung durch das Jesuskind

Am 21. November 1843

[74.1] Als der Cyrenius solches vernommen hatte von dem ihm über allen stehenden kleinen Wiegenredner, wie er Ihn manchmal nannte, da stutzte er bei sich selbst und wusste nicht, was er so ganz eigentlich tun solle.

[74.2] Denn auf der einen Seite sah er sich vor dem Volk als ein wankelmütiger Feldherr und oberster Statthalter gewaltig prostituiert,

[74.3] anderseits aber hatte er dennoch zu viel Respekt vor der erprobten Macht des Kindes!

[74.4] Er sann eine Zeitlang hin und her und sprach nach einer Weile wie zu sich selbst:

[74.5] „O Scylla, o Charybdis, o Mythe des Herkules am Scheideweg!

[74.6] Hier steht der Held zwischen zwei Abgründen; weicht er dem einen aus, so stürzt er unvermeidlich in den anderen!

[74.7] Was soll ich nun tun? Wohin mich wenden? Soll ich zum ersten Mal wankelmütig vor dem Volk erscheinen und tun den Willen dieses mächtigen Kindes?

[74.8] Oder soll ich tun nach meinem ohnehin sehr milden Beschluss?“

[74.9] Hier berief wieder das Kindlein den Cyrenius zu Sich und sprach lächelnd: „Du Mein lieber Freund, du rührst hohle Eier und hohle Nüsse durcheinander!

[74.10] Was ist die Scylla und was die Charybdis und was der Held Herkules vor Mir? Folge du Mir, und du wirst mit allen diesen Nichtigkeiten nichts zu tun bekommen!“

[74.11] Und der Cyrenius, sich erholend von seinem Wankelmut, sprach zum Kind:

[74.12] „Ja, Du mein Leben, Du mein kleiner Sokrates, Plato und Aristoteles in der Wiege! Dich will ich zufriedenstellen, und komme daraus, was es wolle!

[74.13] Und so lasst uns denn hinziehen auf den Richtplatz und dort unser Urteil sobald in Gnade verwandeln!“

[74.14] Hier näherte sich auch der Maronius dem Cyrenius und sagte ganz sachte zu ihm:

[74.15] „Kaiserliche Consulische Hoheit! Ich bin ganz mit dem Rat des Kindes einverstanden; denn mir ist gerade jetzt eingefallen, dass die Todesstrafe bei priesterlichen Angelegenheiten nie ohne die Einwilligung des Pontifex Maximus in Rom über die Priester verhängt werden darf, –

[74.16] außer diese wären Staatsaufwiegler, was sie aber hier nicht sind, sondern nur blinde Eiferer ihrer Sache!

[74.17] Daher billige ich den Rat des Kindes sehr; dessen Befolgung kann dir daher nur nützen, aber nie schaden!“

[74.18] Den Cyrenius freute diese Bemerkung des Maronius, und er machte sich darum sogleich auf den Weg mit der ganzen vorbestimmten Gesellschaft.

[74.19] Am Richtplatz angelangt, fand er die drei Priester schon fast entseelt vor zu großer Angst vor dem martervollsten Tode.

[74.20] Nur einer aus ihnen hatte noch so viel Geistesgegenwart, dass er vor dem Cyrenius sich mühsamst erhob und ihn um eine gnädigere Todesart bat.

[74.21] Cyrenius aber sprach zu ihm, wie zu den anderen zweien: „Seht an das Kind, das diese Mutter auf ihren Armen trägt, das gibt euch das Leben wieder! Und so schenke ich es euch auch und widerrufe mein Urteil!

[74.22] Erhebt euch daher wieder, und wandelt frei! Fiat! Und ihr Wachen, ihr Richter, Liktoren und Büttel, zieht ab mit allem! Fiat!“

[74.23] Dieser Gnadenruf benahm den drei Priestern das Leben; aber das Kindlein streckte die Hand über die drei, und sie erwachten wieder ins Leben und folgten sogleich ganz erheitert ihrem kleinen Lebensretter!

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare