Am 8. November 1843
[63.1] Am Abend legte Maria das schon müde gewordene Kindlein in die Wiege, die der Joseph schon zu Ostracine verfertigt hatte.
[63.2] Und Josephs jüngster Sohn musste gewöhnlich die Kindsmagd machen und wiegte auch jetzt das Kindlein, auf dass Es einschlafen möchte.
[63.3] Und Maria ging in die Küche, um ein nötiges Nachtmahl zu bereiten.
[63.4] Der wiegende Sohn Josephs aber hätte gerne gehabt, dass das Kindlein diesmal etwas früher einschlafen möchte, weil er gerne mit seinen Brüdern draußen die Beleuchtung eines Triumphbogens geschaut hätte, der mittlerweile unfern der Villa dem Cyrenius ist errichtet worden.
[63.5] Er wiegte daher das Kindlein fleißig und sang und pfiff dabei.
[63.6] Aber das Kindlein wollte dennoch nicht einschlafen; wenn er mit der Wiege innehielt, da fing das Kindlein sich gleich wieder zu rühren an und zeigte dem Wieger an, dass Es noch nicht schlafe.
[63.7] Das brachte unsere männliche Kindsmagd beinahe zur Verzweiflung, indem es draußen schon vor lauter brennender Fackeln ganz hell geworden war.
[63.8] Er beschloss daher, das Kindlein, wenn Es auch noch wache, ein wenig zu verlassen, um das draußige Spektakel ein wenig anzugaffen.
[63.9] Als sich also unser Jakob aber erhob, da sprach das Kindlein: „Jakob, wenn du Mich nun verlässt, so soll es dir übel ergehen!
[63.10] Bin Ich denn nicht mehr wert als das törichte Spektakel draußen und deine eitle Neugier?
[63.11] Siehe, alle Sterne und alle Engel beneiden dich um diesen Dienst, den du Mir nun erweist, und du bist voll Ungeduld über Mich und willst Mich verlassen?
[63.12] Wahrlich, so du das tust, da bist du nicht wert, Mich zum Bruder zu haben!
[63.13] Gehe nur hinaus, wenn dir das Spektakel der Welt lieber ist als Ich!
[63.14] Siehe, das ganze Zimmer ist voll Engel, die da bereit sind, Mir zu dienen, wenn dir dein kleiner und leichter Dienst an Mir lästig ist!“
[63.15] Diese Rede benahm dem Jakob plötzlich alle Lust zum Hinausgehen.
[63.16] Er blieb daher an der Wiege und bat das Kindlein förmlich um Vergebung und wiegte Es fleißig wieder fort.
[63.17] Und das Kindlein sprach zum Jakob: „Es sei dir alles vergeben; aber ein anderes Mal lasse dich ja nimmer von der Welt bestechen!
[63.18] Denn Ich bin mehr als alle Welt, alle Himmel und alle Menschen und Engel!“
[63.19] Diese Worte brachten unseren Jakob beinahe ums Leben; denn er wurde leise gewahr, Wer da sicher hinter dem Kind stecke.
[63.20] Nun aber kamen auch schon Maria und Joseph und die anderen vier Söhne Josephs ins Zimmer und setzten sich zum Tisch; Jakob aber erzählte sogleich, was ihm begegnet ist.
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