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59. Die Herrschsucht des Herodes und sein schreckliches Ende

Am 3. November 1843

[59.1] Nachdem aber sprach Joseph zum Maronius: „Da ich nun durch die große Gnade meines Gottes und meines Herrn dich erkannt habe, dass in dir kein arger Wille mehr haftet,

[59.2] so gebe du mir kund, wie du es wahrgenommen wirst haben, wie da des Herodes Herz beschaffen ist gegen die Kinder, die er gemordet hatte wegen des neuen Königs der Juden?

[59.3] Ist es nicht erweicht worden durch das unschuldigste Blut der Kinder, durch das Wehklagen der Mütter?!

[59.4] Was würde er tun, so er durch eine neue Nachricht erführe, dass er unter den vielen gemordeten Kindern dennoch das rechte nicht ermordet hat?!

[59.5] Wenn er erführe, dass das rechte Kind ganz wohlbehalten irgend in Judäa oder Palästina noch lebe?!“

[59.6] Hier sah der Maronius den Joseph ganz verdutzt an und sprach nach einer Weile:

[59.7] „Wahrhaft tiefweisester Mann! da kann ich dir nichts anderes sagen als:

[59.8] So du von deiner Weisheit den allerübelsten Gebrauch machen möchtest und vom Herodes zehntausend Pfund Goldes verlangen dafür, dass du ihm mit Bestimmtheit das rechte Kind verrietest;

[59.9] fürwahr, du würdest diese enorme Goldsumme im Voraus erhalten!

[59.10] Denn das Gold ist dem Wüterich nichts gegen seine Herrschlust.

[59.11] Da er des Goldes so viel hat, dass er Häuser aus purem Gold bauen könnte, so achtet er es kaum; aber wenn er sich den Thron sichern könnte, da möchte er all sein Gold ins Meer werfen und dafür eine Welt voll Menschen erschlagen!

[59.12] Siehe, auch mich wollte er anfangs schwer bestechen mit Gold, Diamanten, Rubinen und größten Perlen!

[59.13] Allein meine echt römische Patriziertugend verwies solches streng dem alten Bluthund!

[59.14] Das entflammte aber seinen Zorn noch mehr, und er drohte mir dann aus seinem patriotischen Scheingrund mit Rom!

[59.15] Dann erst musste ich tun, was er wollte, und war mir kein Ausweg möglich; denn er gab mir aus eigener Hand eine Urkunde, laut welcher er die ganze Rechnung mit Rom auf sich nahm.

[59.16] Darum war ich gezwungen zu handeln, wie es dir sicher bekannt ist.

[59.17] Dass aber demnach von seinem Herzen bis zur Stunde nichts Gutes zu erwarten ist, des kannst du vollends versichert sein!

[59.18] Ich glaube, mehr brauche ich dir, der du ein so tiefst Weiser bist, kaum kundzugeben von diesem wahren König aller Furien, von diesem lebendigen Medusenhaupt!“

[59.19] Und der Joseph sprach: „Der ewig einige, wahre Gott segne dich für diese getreuen Worte!

[59.20] Glaube es mir, du wirst dich überzeugen, Gott, der ewig Gerechte, wird diesem Auswurf der Menschheit noch auf der Welt eine Krone, nach der er so blutdürstig ist, aufs Haupt setzen, vor der sich alle Welt wundern wird!“

[59.21] Hier hob das Kindlein Seine Hand hoch auf und sprach wieder ganz deutlich: „Herodes, Herodes! Ich habe keinen Fluch für dich; aber eine Krone auf dieser Welt sollst du tragen, die dir zur großen Qual wird und schmerzlicher denn die Last des Goldes, die du nach Rom zahlen musstest!“

[59.22] Zur Zeit, als das Kindlein dieses in Ägypten ausgesprochen hatte, ward Herodes mit Läusen übersät, und sein Gesinde hatte durch das noch übrige Leben des Herodes nichts zu tun, als ihn von den Läusen zu reinigen, die sich stets mehrten und endlich auch seines Leibes Tod herbeiführten.

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