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38. Cyrenius schlägt vor, das Wunderkind an den Kaiserhof nach Rom zu bringen

Am 4. Oktober 1843

[38.1] In dieser seligen Gemütsstimmung sprach der Cyrenius zum Joseph: „Höre mich weiter an, du großer Mann! Wäre ich nun Kaiser zu Rom, ich würde dir den Thron und die Kaiserkrone abtreten!

[38.2] Und wüsste es der Kaiser Augustus also, wie ich nun, – für dieses Kind, da würde er dasselbe tun! Hält er auch große Stücke darauf, dass er der mächtigste Kaiser der Erde ist, so aber weiß ich doch auch, wie sehr er alles Göttliche weit über sich setzt.

[38.3] Willst du, so schreibe ich an den Kaiser und versichere dir im Voraus, dass er dich nach Rom mit der größten Ehre ziehen wird und wird dem Kind, als einem unzweideutigen Sohn des höchsten Gottes, den größten und herrlichsten Tempel erbauen!

[38.4] Und wird Ihn erhöhen im selben bis ins Infinitum und wird selbst sich in den Staub legen vor dem Herrn, dem die Elemente und alle Götter gehorchen müssen!

[38.5] Dass solches aber bei dem Kind der Fall ist, habe ich mich nun zum zweiten Mal überzeugt, indem vor Ihm sich nicht einmal der Jupiter zu schützen vermag und kein Erz vor Seiner Macht besteht!

[38.6] Wie gesagt, so du willst, will ich heute noch Boten nach Rom senden! Fürwahr, das würde in der großen Kaiserstadt eine unendliche Sensation erregen und würde das stolze Priestertum sicher etwas herabsetzen, das da ohnehin nicht mehr weiß, auf welche Art es die Menschheit am zweckdienlichsten betrügen und belügen soll!“

[38.7] Joseph aber entgegnete dem Cyrenius: „Lieber, guter Freund! Meinst du denn, dass Dem an der Ehrung Roms etwas gelegen ist, dem da Sonne, Mond, Sterne und alle Elemente der Erde allzeit gehorchen müssen?!

[38.8] Hätte Er gewollt, dass Ihn alle Welt ehrte wie einen Götzen, da wäre Er vor aller Welt Augen in aller Seiner ewig unendlichen göttlichen Majestät zur Erde herabgekommen! Dadurch aber wäre auch alle Welt zum Untergang gerichtet worden!

[38.9] Er aber hat die Niedrigkeit der Welt erwählt, um die Welt zu beseligen, wie es geschrieben steht im Buch der Propheten; und so lasse du es mit der Botschaft nach Rom gut sein!

[38.10] Willst du aber Rom vernichtet sehen, da tue, wie dir es gut dünkt! Denn siehe, Dieser ist gekommen zum Fall der Welt der Großen und Mächtigen, und zur Erlösung der Armseligen, ein Trost den Betrübten, und zur Auferstehung derer, die im Tode sind!

[38.11] Ich glaube also fest in meinem Herzen, aber nur dir habe ich nun diesen meinen Glauben kundgetan; sonst aber soll ihn niemand von mir ausgesprochen vernehmen!

[38.12] Behalte aber auch du diese Worte als ein Heiligtum der Heiligtümer in deinem Herzen bis zur Zeit, da dir eine neue Lebenssonne aufgehen wird, so wirst du gut fahren!“

[38.13] Diese Worte Josephs gingen wie Pfeile ins Herz des Cyrenius und stimmten ihn ganz um, so zwar, dass er sogleich bereit gewesen wäre, all sein Ansehen niederzulegen und die Niedrigkeit zu ergreifen.

[38.14] Aber der Joseph sagte zu ihm: „Freund! Freund! – bleibe, was du bist; denn die Macht in der Hand von Menschen deiner Art ist ein Segen Gottes dem Volk! Denn siehe, was du bist, das bist du weder aus dir, noch aus Rom, sondern allein aus Gott! Daher bleibe, was du bist!“ – Und der Cyrenius lobte den unbekannten Gott und setzte sich dann zum Tisch und aß und trank heiteren Mutes mit Joseph und Maria.

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