Am 6. September 1843
[24.1] Am achten Tag nachmittags aber – nach gegenwärtiger Rechnung um die dritte Stunde – ward das Kindlein im Tempel beschnitten und bekam den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, ehe noch das Kindlein im Mutterleib empfangen war.
[24.2] Da aber für den äußersten Fall der erwiesenen Jungfrauschaft Marias auch ihrer Reinigung Zeit konnte als gültig angesehen werden, so wurde Maria auch sogleich gereinigt im Tempel.
[24.3] Darum nahm Maria bald nach der Beschneidung das Kindlein auf ihren Arm und trug Es in den Tempel, auf dass sie Es mit Joseph darstellte dem Herrn nach dem Gesetz Mosis.
[24.4] Wie es denn auch geschrieben steht im Gesetz Gottes: „Allerlei Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt sein.
[24.5] Und soll darum geopfert werden ein Paar Turteltauben oder ein Paar junge Tauben!“
[24.6] Und Maria opferte ein Paar Turteltauben und legte es auf den Opfertisch; und der Priester nahm das Opfer und segnete Mariam.
[24.7] Es war aber auch ein Mensch zu Jerusalem, namens Simeon, der war überaus fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; denn er war erfüllt mit dem Geiste Gottes.
[24.8] Diesem Mann hatte zuvor der Geist des Herrn gesagt: „Du wirst nicht den Tod des Leibes sehen, bevor du nicht sehen wirst Jesum, den Gesalbten Gottes, den Messias der Welt.“
[24.9] Darum kam er nun aus einer inneren Anregung in den Tempel, da gerade Joseph und Maria sich mit dem Kind noch in dem Tempel befanden und noch taten, was alles das Gesetz verlangte.
[24.10] Als er aber das Kindlein erblickte, da ging er sobald hin zu den Eltern und verlangte bittend, dass sie ihn möchten dasselbe auf eine kurze Zeit auf seine Arme nehmen lassen.
[24.11] Das frommste Elternpaar aber tat das gerne dem alten, überfrommen Mann, den sie wohl kannten.
[24.12] Und Simeon nahm das Kindlein auf seine Arme, koste es, lobte dabei Gott inbrünstigst und sprach endlich:
[24.13] „Herr! nun lasse Du Deinen Diener im Frieden fahren, wie Du es gesagt hast;
[24.14] denn meine Augen haben nun den Heiland gesehen, den Du verheißen hast den Vätern und den Propheten.
[24.15] Dieser ist es, den Du bereitet hast vor allen Völkern!
[24.16] Ein Licht zu leuchten den Heiden, ein Licht zum Preise Deines Volkes Israel.“
[24.17] Joseph und Maria aber wunderten sich selbst über die Worte Simeons; denn sie verstanden noch nicht, was er von dem Kind ausgesagt hatte.
[24.18] Simeon aber gab das Kindlein nun der Maria wieder, segnete darauf beide und sprach dann zur Maria:
[24.19] „Siehe, dieser wird gesetzt zum Fall und zur Auferstehung vieler in Israel, und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird!
[24.20] Ein Schwert aber wird durch deine Seele dringen, auf dass da vieler Herzen offenbar werden!“
[24.21] Maria aber verstand die Worte Simeons nicht; aber dessen ungeachtet behielt sie dieselben tief in ihrem Herzen.
[24.22] Desgleichen tat es auch der Joseph und lobte und pries Gott darum gar mächtig in seinem Herzen.
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