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65. Verinnerlichtes Religionswesen auf dem Miron. Beten ohne Unterlass. Zeugung und Totenbestattung. Über die Anzahl der Monde des Miron und Zahlenangaben im Allgemeinen

(Am 10. November 1842 von 3 3/4 bis 5 3/4 Uhr abends.)

[65.1] Bei den Bewohnern dieses Planeten gibt es durchgehends keinen zeremoniellen sogenannten Gottesdienst; und ihr ganzes Religionswesen hat nichts anderes aufzuweisen als allein die innere Erkenntnis eines Gottes.

[65.2] Sie haben sogar keine Gebete, sondern an deren statt die alleinige innere Bildung des Geistes, durch welche sie in alle ihre sonstige Wissenschaft und Weisheit geleitet werden. Sie sagen: Einen Gott anbeten mit den Worten sei läppisch, eines unsterblichen Menschen unwürdig und einem allerhöchsten Gott unwohlgefällig. Wer aber in seinem Geiste die wahre Bestimmung seiner selbst erkannt hat und derselben zufolge lebt, der ist Gott angenehm; und solches ist das beste Gebet und die größte Ehre, die wir Gott erweisen können, so wir der Bestimmung gemäß leben, die Er in uns gelegt hat und lässt sie uns allzeit getreulich finden in uns selbst. – Seht, das ist aber auch schon das Ganze ihrer Religion, oder: nach dem Grundsatz leben und handeln die Menschen dieses Planeten; und dieses Leben und Handeln ist der eigentliche Gottesdienst, den sie allzeit begehen.

[65.3] Darum haben sie auch keine eigentlichen Feiertage, sondern ein jeder Tag ist bei ihnen ein solcher. Denn sie sagen: An so viel Tagen wir leben, an ebenso viel und an denselben Tagen leben wir aus Gott. Darum soll in den Tagen kein Unterschied sein, und es soll keine Stunde geben, in der wir Gottes weniger eingedenk sein sollen als in einer anderen und darum auch in keiner mehr als in einer anderen. Denn wie wir haben ein beständig fortwährendes Leben vom Eingang in diese Welt bis zum Ausgang aus derselben, und wir nicht sagen können, dass wir in einer Stunde weniger oder mehr leben, also sollen wir auch in einer oder der anderen Stunde nicht mehr oder minder andächtig sein als in einer gewöhnlichen Stunde unseres Lebens.

[65.4] Ferner sagen sie noch, weil es hier und da auch manchmal eigentümliche Andächtler gibt: Was nütze es dem Menschen, so er zu Zeiten mit seinem Mund gewisse Gebete herlallen möchte, und möchte davon wieder andere Zeiten ruhen? Sollte denn Gott, der beständig Heilige, nur zu gewissen Zeiten von unserer menschlichen Seite einer Verehrung würdig sein und zu anderen Zeiten wieder nicht? Wie würde sich solches wohl vertragen mit einem reinen Geist, der da erkenne, dass Gott allzeit gleich heilig ist und daher auch allzeit gleich von den Menschen solle durch sein ganzes Tun und Lassen verehrt werden? Was sollte unsere ohnmächtige Zunge allein, als wäre sie der alleinige Teil des Menschen, der Gott die Ehre geben könnte? So wir aber dem ganzen Wesen nach von Ihm erschaffen sind, sollen wir darum nicht auch dem ganzen Wesen nach und allzeit Gott die Ehre geben? Ja, solches ist recht und des Menschen allein würdig. Daher handeln wir, wie wir zu handeln in unserem Geiste die ewige Bestimmung finden. Wer so handelt, der handelt allzeit der göttlichen Ordnung gemäß. Wer aber der göttlichen Ordnung gemäß handelt allzeit, so wie er dieselbe erkennt in sich, der ist es, der mit seinem ganzen Wesen in jedem Augenblick seines Lebens Gott die gerechte Ehre gibt.

[65.5] Seht, wenn ihr die Religionsgrundsätze der Bewohner dieses Planeten nur ein wenig in euch beachtet, so werdet ihr auch das verstehen, wovon der Paulus spricht, indem er sagt: „Betet ohne Unterlass!“ – Denn wer nach Meiner Ordnung lebt und hält darum Meine leichten Gebote, der ist es ja, der da betet oder Mir die Ehre gibt ohne Unterlass. Wer aber da meint, er müsse Tag und Nacht mit seinen Lippen wetzen, der ist entweder ein Narr, oder er ist ein Betrüger. Denn es ist ja doch oft genug in der Schrift erwähnt, in was für vielem Ansehen lange Lippengebete bei Mir stehen.

[65.6] Wie sonach ein jeder Mensch auch auf dieser Erde leben sollte, also leben in unserem Planeten Miron die Menschen mit höchst seltenen Ausnahmen. Es gibt wohl auch hier und da mannigfaltige Aberrationen. Aber die Verirrten werden sobald wieder von den Weisen zurechtgebracht, und es ruht ein Weiser nicht leichtlich eher, als bis er einen verirrten Bruder oder eine verirrte Schwester wieder auf den rechten Weg gebracht hat. Die Verirrungen in diesem Planeten aber sind nie von so grober Ausartung wie bei euch. Die meisten sind im Bereich der Meinungen zu finden, welche sich aber mit viel leichterer Mühe wieder berichtigen lassen, als bei euch die großen Ausartungen auf dem Wege der blindesten Selbstsucht.

[65.7] Wenn ihr aber schon auf dem Feld der Religion etwas Zeremonielles haben wollt, so mögt ihr dazu die Zeugung des Menschen und dann endlich das Hinscheiden desselben für eine solche religiöse Zeremonie betrachten.

[65.8] Denn die Zeugung geschieht alldort, wenn schon durch den Beischlaf, auf eine höchst erbauliche Art. Dieser Akt wird allzeit am Morgen vollzogen, und das nie im Haus, sondern in einem, auf einem benachbarten hohen Berge eigens zu diesem Behuf erbauten Tempel.

[65.9] Ebenso werden die Leiber der Verstorbenen wieder auf einen anderen hohen Berg gebracht, allwo sie dann unter einem wieder eigens erbauten Tempel auf den Boden der Erde, mit den Gesichtern nach aufwärts gekehrt, gelegt werden, und werden da bedeckt mit abgemähtem Gras, wodurch sie dann auch alsbald verwesen und im Verlauf von etwa drei Tagen so ganz zunichtewerden, dass da vom ganzen, großen Leichnam nicht mehr die allerleiseste Spur anzutreffen ist. Solches wäre demnach ebenfalls als eine Zeremonie zu betrachten.

[65.10] Ihr Hauptgottesdienst und ihre göttliche Verehrung aber besteht in der Musik und in der Astronomie. Was die Musik betrifft, davon haben wir ohnehin schon umständlichermaßen gesprochen. Aber bezüglich der Astronomie bleibt uns noch so manches zu erwähnen übrig. Denn aus der Astronomie lernen diese Menschen Meine Allmacht und Größe und zugleich auch die überaus große Ordnung, welche darum in Mir sein muss, weil alle die großen Werke in der sichtbaren Welt schon in einer solchen erstaunlichen Ordnung sich bewegen und miteinander verbunden sind.

[65.11] Dass auf dem Feld der Astronomie vorzugsweise ihre Monde die Hauptaufmerksamkeit auf sich ziehen, lässt sich daraus leicht entnehmen, weil sie fürs Erste, nämlich die Bewohner dieses Planeten, zufolge ihrer großen Entfernung von der Sonne, von all den der Sonne näher stehenden Planeten, außer höchstens dann und wann den Uranus, sonst aber nie etwas zu sehen bekommen, und weil dann ferner außer ihren Monden der ganze gestirnte Himmel nahe keine beweglichen Weltkörper aufzuweisen hat, außer höchst selten irgendeinen zaudernden Kometen, welcher aber in dieser Entfernung von der Sonne allzeit schweiflos und somit nur ganz unansehnlich erscheint.

[65.12] Das Merkwürdigste bei ihrer Mondesastronomie und zugleich ihren Geist sehr Beschäftigende ist, dass sie im Grunde nur drei Monde und doch wieder zehn Monde haben.

[65.13] Ihr werdet fragen: Wie ist dies wohl möglich? – Fürs Erste sage Ich euch: Nichts leichter als das! Wie aber? Solches soll euch sogleich durch ein anschauliches Bild bekanntgegeben werden.

[65.14] Nehmt an, was ihr auch füglichermaßen annehmen könnt, dass die Sonne ein vollkommener Planet ist. Ist aber die Sonne ein vollkommener Planet, was sind demnach die Erdkörper als da zum Beispiel ist der Merkur, die Venus, die Erde usw.? Ihr werdet sagen: Das sind Monde der Sonne. – Wenn Ich euch nun frage: Wie viel solche Monde hat denn die Sonne? Da werdet ihr sagen: Merkur 1, Venus 2, Erde 3, Mars 4, Pallas, Ceres, Juno und Vesta 8, Jupiter 9, Saturnus 10, Uranus 11 und Miron 12. – Nun aber sage Ich: Wie viel Monde hat die Erde? Ihr sagt: Einen. – Wie viel hat denn der Jupiter? Ihr sagt: Vier. – Wie viel hat deren der Saturnus? Ihr sagt: Sieben. – Wie viel hat deren der Uranus? Ihr sagt: Fünf. – Wie viel hat deren der Miron? Ihr sagt: Nach der ersten Zahl drei. – Das gibt somit zusammen zwanzig Monde. Was sind denn diese Monde hernach zur Sonne? Ihr könnt unmöglich etwas anderes sagen als: Das sind Nebenmonde. – Gut! Mehr brauche Ich nicht! Nun begeben wir uns wieder auf unseren Miron.

[65.15] Dieser etwas wunderbare Planet hat das Eigentümliche, dass sein erster Hauptmond ebenfalls noch zwei Nebenmonde hat, die sich um ihn bewegen und mit ihm erst gemeinschaftlich die Bahn um den Hauptplaneten machen – also wie euer Mond mit der Erde um die Sonne. Der zweite und höher stehende Mond hat ebenfalls wieder zwei Nebenmonde und ist größer als der erste. Der dritte Mond, als der höchste, hat sogar drei Trabanten oder Nebenmonde, wodurch er auch von den anderen zwei Monden leichtlich unterschieden wird, damit dann durch seinen Umschwung die euch schon bekannte Jahreszeit dieses Planeten berechnet wird. Nun habt ihr das ganze, undurchdringliche Geheimnis gelöst vor euch!

[65.16] Aber, wird jemand sagen: Warum war denn nicht gleich in der anfänglichen, allgemeinen Andeutung davon die Rede? – Ich aber frage euch: Warum seht denn ihr mit freiem Auge die vier Trabanten des Jupiters nicht, sondern sie müssen jedem zufolge der starken Entfernung mit dem Jupiter selbst wie auf einem Punkt zusammengeschmolzen erscheinen, und erst ein tüchtiges Fernrohr vermag diesen fünffachen Einpunkt so zu lösen, dass ihr dann sowohl den Planeten als auch dessen Monde gehörig voneinander abgesondert erblickt. Ihr werdet sagen: Der Grund liegt in der Ordnung unserer Augen, derzufolge wir nicht selten eine fernliegende Vielheit als eine konkrete Einheit erschauen. – Und Ich aber antworte euch auf die frühere Frage: Ebenso liegt es auch in Meiner Ordnung, euch noch geistig fernliegende Dinge, wenn sie zusammengenommen ein Ganzes ausmachen, nur als ein Ding aufzuführen und dieses eine Ding erst dann in seine Mehrheit aufzulösen, wenn wir uns im Geiste demselben also genähert haben, wie allenfalls ihr euch dem Jupiter genähert habt durch die Hilfe eines guten Fernrohres. Seht, das ist demnach doch auch eine Ordnung und ist vollkommen gerecht bemessen nach Meinem Plan.

[65.17] Wenn euch Gelehrte eurer Erde sagen: Wir haben drei Nebelsterne entdeckt! – haben diese Gelehrten richtig oder falsch gesprochen? – Ich sage euch: Richtig und falsch! Denn richtig, weil sie wirklich nicht mehr als drei Nebelsterne entdeckt hatten; falsch aber, weil ein jeder solcher Nebelstern nicht selten ein wahrhafter Trillionstern ist. Wie groß der Unterschied zwischen drei und mehreren Trillionen ist, brauche Ich euch nicht auseinanderzusetzen; und ihr müsst von selbst erkennen, wie irrig die Zahl drei sich gegen die Vielheit der entdeckten Sterne in diesen beangabten drei Nebelsternen verhält.

[65.18] Ich meine aber nun: Diese angeführten Beispiele werden hinreichen, um darzutun, dass die Art und Weise, wie Ich ein oder das andere Ding nach und nach enthülle, eine vollkommene sowohl naturmäßig als auch geistig ordnungsmäßige ist.

[65.19] Nur dürften einige fragen: Aus welchem Grunde müssen denn bei dem Planeten Miron, wie sonst bei keinem anderen, dessen drei Hauptmonde noch Nebenmonde haben? – Auf diese Frage will Ich so ganz eigentlich keine Antwort geben; sondern setze dieselbe nur bedingend an. Wer solches wissen möchte aus gelehrt kritischer Lust, der beliebe Mir zuvor aus seinem Geiste darzutun, warum zum Beispiel die Planeten Merkur, Venus und Mars und die vier kleinen Planeten gar keine Monde haben. Warum hat der bei weitem größte Planet Jupiter nur vier Monde und der kleinere Planet Saturnus nebst seinem Ring sieben? Wer Mir dieses gründlich dartun kann, dessen Geist will Ich auch die Ursache der Nebenmonde des Planeten Miron enthüllen.

[65.20] Unsere Sache aber ist vorderhand die Sonne und nicht eine speziellste Darstellung eines Planeten. Somit wissen wir von diesem Planeten auch hinreichend, was wir für unseren Zweck zu wissen notwendig haben, und wollen uns daher nicht länger mehr auf seinen Gefilden verweilen; sondern uns für ein nächstes Mal ungesäumt auf unseren siebten Sonnengürtel zurückbegeben. Und somit lassen wir die Sache für heute wieder gut sein!

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