(Am 24. Oktober 1842 von 3 1/4 bis 5 Uhr nachmittags.)
[53.1] Da auch dieser siebte Gürtel, den wir jetzt besuchen wollen, einem euch jetzt noch unbekannten Planeten entspricht, so wird es notwendig sein, um sich von diesem Gürtel einen vollkommenen Begriff machen zu können, auch hier umso mehr dem Planeten einen kurzen Besuch abzustatten, da fürs Erste ohne die Bekanntschaft mit dem Planeten der Sonnengürtel ohne Entsprechung dastände; – und fürs Zweite könnte dieser auch nicht so gründlich beschaut und erkannt werden, wenn zuvor nicht sein korrespondierender Planet einigermaßen wenigstens beschaut und erkannt würde.
[53.2] Also können wir uns füglichermaßen sogleich zu diesem Planeten wenden. Damit wir aber bei diesem Planeten einen Anhaltspunkt haben, um ihn vermöge dieses Anhaltspunktes in die Reihe der Planeten zu stellen, so wird es notwendig sein, ihm vorerst einen Namen zu geben. Demnach fragt es sich, indem dieser Planet noch keinen Namen bisher von eurer Seite hat, welchen Namen man ihm beilegen soll. Ihr würdet da sagen: Das ist wohl gleichgültig, wenn er nur einen Namen hat, laute er wie er wolle; man wird sich demnach allzeit dasselbe unter diesem Namen vorstellen.
[53.3] Im Grunde hättet ihr freilich wohl recht. Aber wenn ihr bedenkt, dass der Name eines oder des anderen Dinges eben nicht so gleichgültig ist, wie es ein oder der andere denken möchte, so wird es wohl auch hier sehr darauf ankommen, dass wir diesem Planeten keinen Ehren-, sondern einen wahren Namen beilegen. Wo werden wir aber diesen finden? Auf der Erde sicher nicht; denn diese weiß noch nichts von ihm. In dem entsprechenden Sonnengürtel etwa? Diesen kennen wir noch nicht. Es wird somit am besten sein, diesem Planeten den Namen zu geben, den er da hat von seinen Bewohnern. Ihr würdet hier freilich wohl sagen: Aber diese kennen wir ja auch nicht. – Ich aber sage: Wenn auch ihr sie nicht kennt, so kenne schon Ich sie und weiß sehr genau, wie sie ihren Planeten nennen. Nun fragt es sich: Wie heißt denn einmal dieser Planet? – Miron, was so viel besagt als: „Welt der Wunder“ – ist sein Name.
[53.4] Seht, aus diesem rechten Namen geht schon der erste Begriff hervor, und sagt gewisserart mit einem Wort, was es mit diesem Planeten für eine Bewandtnis hat. Die Folge wird aber die Sache noch mehr rechtfertigen. Und so denn können wir uns schon auf die ersten Elemente des Planeten Miron einlassen.
[53.5] Wie weit ist er denn von der Sonne entfernt? Etwas über eintausend Millionen Meilen in der größten Sonnenferne. Wie groß ist er denn? Er ist seiner Größe nach ein Planet, der da zwischen dem Uranus und dem Saturnus das Mittel halten dürfte, also um anderthalbtausendmal größer als eure Erde. Was aber seinen Luftkreis betrifft, so ist dieser größer als der Luftkreis des Planeten Jupiter und hat einen Durchmesser von beinahe einmalhunderttausend eurer Meilen.
[53.6] Wie schnell bewegt er sich denn um die Sonne? Da dieser Planet eine sehr langsame Bewegung hat, so braucht er wohl nahe fünfhundert Jahre, bis er einmal seine Bahn um die Sonne vollendet.
[53.7] Hat dieser Planet auch Monde? Dieser Planet hat zehn Monde, welche in verschiedenen Entfernungen um ihn herumkreisen und durch ihre verschiedenen Stellungen die Nachtzeit dieses Planeten ziemlich gut erleuchten. Sie sind von ihm ziemlich weit entfernt, so dass der erste schon über sechzigtausend Meilen von ihm absteht, und der letzte sich über eine Million Meilen von ihm entfernt hält. Nach der Umlaufszeit dieses letzten Mondes, zu welcher er beinahe dreizehn eurer Monate braucht, werden dort auch die Jahre gezählt; – denn die Sonnenjahre werden dort nicht gezählt, weil sie fürs Erste auf dem Planeten keine merklichen Unterschiede hervorbringen, fürs Zweite aber wären sie auch zu lang, und fürs Dritte könnten sie infolge der nicht so langen Lebensdauer eines Menschen auch schwer gezählt werden, weil in einem solchen Sonnenjahr schon wenigstens fünf bis sechs Menschenalter begriffen sind.
[53.8] Auch in diesem Planeten sind nur die Äquatorgegenden bewohnt; seine Polarländer aber sind von ewigem Schnee und Eis so sehr überdeckt, dass allda an eine Bewohnbarkeit dieser Gegenden gar nie zu denken ist.
[53.9] Wenn ihr euch auf diesem Planeten befinden würdet, so möchtet ihr die Sonne kaum so groß erblicken als allenfalls einen kleinen Taler bei euch. Aber die Bewohner dieses Planeten erblicken sie dessen ungeachtet so groß, wie ihr sie erblickt von eurer Erde. Der Grund liegt in der größeren Bildung des Auges, wodurch die Pupille mehr abgeflacht erscheint und daher auch ein größeres Strahlenbündel fassen kann als euer Auge. Der zweite Grund aber liegt auch in der für diesen Planeten überaus hoch über die Oberfläche reichenden Luftregion, durch welche fürs Erste auf dem äußersten Grenzgebiet derselben noch immer ein bedeutendes Quantum der Sonnenstrahlen aufgenommen wird, welche nach dem Gesetz der euch bekannten Strahlenbrechung gedrängter und gedrängter auf die Oberfläche des Planeten fallen und daselbst, besonders an den Äquatorgegenden, noch immer eine recht angenehme Temperatur bewirken.
[53.10] Da dieser Planet aber auch natürlicherweise schon einer anderen Sonne, welche von ihm freilich wohl noch sieben Billionen und neunmalhunderttausend Meilen absteht, um wenigstens tausend Millionen Meilen näher steht als eure Erde, und zudem auch noch sein Luftkreis von solcher Bedeutung ist, wie ihr schon vernommen habt, so geschieht es, dass ihm auch das Licht und auch einige Erwärmung [der anderen Sonne] zugutekommt. Aber der Unterschied zwischen der Erwärmung der eigentlichen Sonne und dieser fremden ist dessen ungeachtet so verschieden, wie allenfalls bei euch der tiefe Winter vom hohen Sommer.
[53.11] Und so auf diese Weise benutzt dieser Planet auch die Strahlen noch anderer Sonnen, wodurch auf seinen Polarländern das übermäßige Anwachsen des Eises verhindert wird; denn das Eis besteht dann nur bis zu einer gewissen Höhenregion, wie ungefähr solches auch auf eurer Erde der Fall ist. Über dieser Region aber, wo sich die Strahlen von allen Seiten her schon wieder zu begegnen anfangen, wird die Temperatur der Luft auch wieder insoweit mehr und mehr gemildert, dass sich allda weder Schnee noch Eis mehr zu bilden imstande ist. Solches, wie gesagt, könnt ihr auf eurer Erde selbst bemerken. Denn so da irgendeine Gebirgsspitze über sechzehntausend Fuß hinausragt, so ragt sie auch schon über die Eisregion hinaus. Aus diesem Grunde werdet ihr die höchsten Punkte des Chimborasso in Amerika sowie des Himalajagebirges in Asien, und noch mehrere andere Gebirgsspitzen dieser beiden Kontinente, schnee- und eislos erblicken. Was die polarischen Verhältnisse dieses Planeten betrifft, so sind sie dieselben wie die eurer Erde.
[53.12] Das bewohnbare Land selbst gleicht einem Gürtel und ist sowohl südlicher- als nördlicherseits von beinahe unübersteigbaren Gebirgszügen eingeschlossen, über welche niemand leicht in die Meeresgegenden gelangen kann, an welchen es schon beständig ungefähr so kalt ist wie etwa bei euch im nördlichen Teil Sibiriens. Das Meer wird schon fortwährend vom sogenannten Treibeis belastet; daher es auch nicht eben sehr rätlich wäre, sich mit Hilfe der Schifffahrt in dasselbe zu wagen.
[53.13] Da dieser über tausend Meilen breite Gürtel somit ein eingeschlossenes Tal, welches nur von wenigen kleineren Gebirgszügen verunebnet ist, bildet, und dieser ganze Erdkörper sich binnen zehn Stunden um seine Achse dreht und daher eine Nacht von kaum fünf Stunden Länge gibt, so ist ebendieser Gürtel auch so wohltemperiert wie allenfalls bei euch ein mittelbarer Sommer ist. Diese Temperatur aber unterliegt dann gar keinem Wechsel mehr, außer nur demjenigen, welchen manchmal die Winde und die häufigen Mondeswechsel bewirken. Und es lässt sich dann von selbst daraus schließen, dass die Bewohnbarkeit dieses Planeten, trotz seiner großen Entfernung von der Sonne, eben nicht die unangenehmste und zur Hervorbringung und Belebung der nötigen Pflanzen- und Tierwelt gar wohl tauglich ist.
[53.14] Also hätten wir die notwendigen Elemente dieses Planeten kennengelernt. Es dürften zwar hier einige Sternkundige einwenden und sagen: Wenn es noch irgendeinen Planeten gäbe in unserem Sonnengebiet, so hätten wir ihn sicher schon lange entdeckt, nachdem wir sogar die viel kleineren Kometen entdecken, wenn sie auch dem freien Auge gänzlich unsichtbar bleiben. – Ich aber sage hier: Solches hat dann den Grund, weil dieser Planet eine so langsame Bewegung hat, welche von all den astronomischen Instrumenten, zufolge der großen Entfernung und dann mehr noch zufolge des zu kurzen Zeitraumes der Beobachtung, nicht wahrgenommen wird. So geschieht es noch immer, dass dieser Stern als ein Fixstern beobachtet wird, und natürlich von einer ganz unbedeutenden Größe, und kann auf diese Weise noch nicht als Planet erkannt werden. Der gleiche Fall war es ja auch mit dem viel näher stehenden Uranus, der ebenfalls mehrere tausend Jahre hindurch durch schwache Instrumente nur vorübergehend als ein kaum beachtenswerter Fixstern betrachtet wurde. Und somit dürfte es den Gelehrten auch einleuchtend sein, dass es trotz ihrer scharfen Beobachtungen noch immer einen Planeten geben kann, den sie als solchen, zufolge der Unzulänglichkeit ihrer Instrumente und Beobachtungen, noch nicht haben näher erkennen und bestimmen können.
[53.15] Nachdem wir auch solches dargetan haben, so können wir uns auch ganz füglichermaßen über die Beschaffenheit dieses Planeten selbst hermachen. Unter der Beschaffenheit aber wollen wir nicht die Analyse des Planeten selbst verstehen, sondern wollen bloß nur dessen bewohnbaren Boden, dessen Beschaffenheit, Vegetation und dann die Bewohner verstehen.
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