Am 16. April 1844
[3.258.1] Als aber daheim im Palast des Gurat die Agla ersah, was ihr Bruder getan hatte, da ward sie zornig in ihrem Herzen und verlangte nun umso mehr die Hand des Gurat und die Krone, um sich als Königin und Mitherrscherin des großen Reiches an ihrem Bruder rächen zu können, wie auch ganz besonders an den Göttinnen der Schönheit.
[3.258.2] Gurat aber, dem die Agla über alles wohlgefiel, tat das umso lieber, weil er dadurch sich eben auch umso früher in seinen allerglücklichst gewähnten Stand versetzen wollte. Und so ward die Agla schon am dritten Tag vollkommene Königin in Hanoch nach dem Tag, da ihr Bruder seine sieben Weiber bekam.
[3.258.3] Sie ward dann äußerst herrschlustig, und es musste sich alles bis zur Erde beugen vor ihr, was ihr nur immer entgegenkam.
[3.258.4] Das aber verdross ihren Bruder Waltar, dass er darum verlangte vom König, entlassen zu werden, auf dass er sich auf einem Gebirge irgendwo ansiedeln möchte, da er nimmer etwas von seiner entsetzlichen Schwester erführe.
[3.258.5] Gurat aber, der von der Agla förmlich besessen war, tat nun nichts mehr ohne ihre Einwilligung und fragte sie daher, was sie zu dem Entschluss ihres Bruders sage.
[3.258.6] Als die Agla solches erfuhr, da ergrimmte sie über ihren Bruder, trennte ihn sogleich von seinen Weibern und ließ ihn in ein tiefes Gefängnis bringen. Und als dies geschah, war sie noch lange kein Jahr lang Königin, und der Bruder hatte auch noch keine so lange Zeit sein eheliches Glück mit seinen sieben Göttinnen genossen.
[3.258.7] Den Generaloberpriester aber verdross ebenfalls, dass die Agla ihren Bruder ins Gefängnis werfen ließ ohne Grund und Ursache, denn der oberpriesterliche General konnte den Waltar sehr gut brauchen, weil dieser einen sehr geweckten Geist besaß. Darum verwendete er sich heimlich beim König um die Befreiung des Waltar, doch unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit vor der Agla, weil diese sonst dem Bruder Übles zufügen möchte.
[3.258.8] Der König aber sprach: „Es wäre alles recht, aber wie werden wir das Gefängnis öffnen, da von diesem Gefängnis allein die Agla die Schlüssel hat und hat ihre vertrauteste Wache noch obendrauf vors Gefängnis gestellt?“
[3.258.9] Und der General sprach: „Das ist immerhin sehr schlimm; aber lasse du mir das Geschäft über, ich werde die Sache schon wieder in Ordnung bringen! Ich werde zur Nachtzeit mit einer kleinen Waffenmacht das Gefängnis aufsprengen mit Gewalt, und es wird sich die vertraute Wache dann müssen die Sache schon gefallen lassen.“
[3.258.10] Gurat willigte in diesen Rat, und in derselben Nacht und im Ganzen nach einer zweimonatigen Haft ward Waltar wieder befreit.
[3.258.11] Als er aber befreit war, wollten ihn die Oberpriester in ihren Schutz nehmen; er aber verlangte nur zu fliehen, und so gestattete man ihm auch die Flucht.
[3.258.12] Da aber die Agla alsbald erfuhr, was da geschehen war, da sandte sie Häscher aus, da sie ihren Bruder ergriffen und töteten, wo sie ihn träfen.
[3.258.13] Und die Häscher, guten Lohn hoffend, gingen schnell nach allen Seiten aus und ereilten den Waltar am Weg ins Gebirge und erschlugen ihn.
[3.258.14] Und das war sein Ende und sein Lohn, darum er vom rechten Wege Gottes sich entfernt hatte. Und das war auch der Anfang der grausamsten Regierung, die je in Hanoch stattgefunden hat.
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