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37. Wohn- und Wirtschaftshäuser auf dem vierten Sonnengürtelpaar

(Am 27. September 1842 von 3 1/2 bis 5 3/4 Uhr nachmittags.)

[37.1] Bevor wir zur eigentlichen Haushaltung übergehen können, wird es notwendig sein, mit den Wohnhäusern dieser Menschen zuvor eine kleine Bekanntschaft zu machen; denn ohne Haus gäbe es auch keine Haushaltung. Darnach können wir die Frage tun: Wie sehen denn die Häuser aus, in denen diese berghohen Menschen wohnen, und woraus sind sie verfertigt?

[37.2] Die Wohnhäuser dieser großen Menschen haben ziemliche Ähnlichkeit mit den Wohnhäusern des mittleren Hauptgürtels der Sonne und sind erbaut aus Steinen und Holz. Nur sind sie natürlicherweise in dem Verhältnis größer, wie auch die Menschen größer sind als auf dem Mittelgürtel. Doch müsst ihr das Verhältnis nicht allzu genau nehmen; denn im Mittelgürtel haben die Wohnhäuser, wie auch alle die anderen Gebäude, mehr eine Prachthöhe als eine notwendige. Die Wohnhäuser dieses Gürtels aber sind nicht nach der Pracht, sondern nach der Notdurft verfertigt. Und so werdet ihr nirgends ein höheres Gebäude finden als höchstens von zweimaliger Höhe eines Menschen; in welchen Gebäuden sich aber nirgends irgendwo Galerien und dergleichen Erhöhungen vorfinden, wie wir sie in den Wohnhäusern des Mittelgürtels wie auch in den ersten Nebengürteln haben kennengelernt, sondern ihre Bewohnbarkeit ist die zu ebener Erde.

[37.3] Bevor wir aber noch die innere Einrichtung beschauen wollen, müssen wir doch die Form des Hauses und auch dessen allfällige Größe in den Augenschein nehmen. Die Form eines solchen Hauses samt dessen Größe aber wird sich am besten vor unseren Augen darstellen, wenn wir ein solches Haus vom Grunde werden aufbauen sehen; und so gebt denn Acht.

[37.4] Seht, hier in einer großen Ebene wird soeben ein neues Wohnhaus errichtet. Ein Fleck von zweitausend Klaftern Länge und zweihundert Klaftern Breite, im geraden Viereck, ist dazu bestimmt. Ihr müsst euch aber darunter keine vollkommen mathematische Quadratfläche denken, sondern vielmehr eine zweihundert Klafter breite und zweitausend Klafter lange Bahn, welche zwar zu beiden Seiten der Länge nach geradlinig fortläuft, aber beim ersten Anfang etwas der Breite nach eingebogen ist, wie am anderen Ende etwas ausgebogen.

[37.5] Zu beiden Seiten, der Länge nach, seht ihr fünfhundert Säulen aufbauen, welche zweihundert Klafter hoch werden müssen, und eine jede Säule hat einen Durchmesser von fünfundzwanzig Klaftern. Der Breite nach seht ihr beim Anfang, und somit auch beim Eingang, nur zwanzig Säulen auf dieselbe Weise aufführen, welche Säulen aber keinen so großen Durchmesser haben wie die der Länge nach. Das Ende aber seht ihr vollkommen geschlossen.

[37.6] Über diese Säulen seht ihr mächtige Balken legen und innerhalb der Bahn seht ihr noch zwei Reihen zwar gleich hoher, aber im Durchmesser um vieles weniger habender Säulen errichten; und seht alle diese Säulen wieder mit mächtigen Balken kreuz und quer verbinden. Und seht ferner, wie da über diese Balken allenthalben verhältnismäßig starke Dielen gelegt werden, welche genau aneinanderpassen müssen, und das also zwar, dass nirgends eine Fuge entdeckt werden kann.

[37.7] Nun sind die Dielen gelegt. Jetzt seht, wie da über denselben drei Dachgerüstreihen aufgeführt werden, von denen die mittlere um die Hälfte höher ist als die beiden äußeren. Nun sind auch die Gerüste fertig. Seht weiter! Diese Gerüste werden mit einer Art Latten verbunden, welche aber so nahe aneinander über das Gerüst angeheftet werden, dass zwischen einer und der anderen Latte nicht mehr als eine Linie Raum bleibt.

[37.8] Nun wäre auch diese Arbeit vorüber. Jetzt seht, rings um das ganze Gebäude sind große Haufen Dachblätter aufgeschichtet. Auf mächtig starken Leitern steigen die riesigen Menschen auf und ab und decken das Dach, welche Deckung ganz auf dieselbe Art vor sich geht, wie wir sie im Mittelgürtel gesehen haben. Die Platten sind nach innen ganz dunkel, nach außen aber sehen sie aus, als wären sie von feinst poliertem Gold.

[37.9] Die Enden der Dachung, das heißt der Breite nach, werden zierlich mit diesem Golddachblech eingebogen und gewisserart eingefasst. Im Übrigen aber werden die Dachgänge offengehalten, damit durch dieselben beständig frische Luft streiche und das ganze Gebäude von oben herab in kühlem Zustand erhalte.

[37.10] Da wir jetzt alles dieses geistig mit angesehen haben, so haben wir auch schon die Form und die Größe des Hauses. Es bleibt uns demnach nur noch übrig, das Innere desselben ein wenig in Augenschein zu nehmen. Und so wird uns bald das ganze Wohngebäude bekannt sein und auch dessen eben nicht zu sehr komplizierter Zweck.

[37.11] Seht, zwischen den Mittelsäulen der Länge nach befindet sich, von der zweiten Säule angefangen, eine bei zwanzig Klafter eures Maßes hohe Wand, welche in der Mitte zwischen zwei Säulen eiförmig ausgebaucht ist, und das zu beiden Seiten. Seht ferner, wie das Oberste dieser Wand mit weichem Polsterwerk belegt ist. Ich meine, ihr werdet nicht lange raten dürfen, was da wohl der Zweck dieser Wand sein möchte. Diese Wand ist der eigentliche Ruheplatz eines solchen Wohnhauses, auf welcher die Menschen nach irgendeiner Arbeit auszuruhen pflegen.

[37.12] Zwischen den äußeren Säulen aber erblickt ihr ebenfalls bei fünfzig Klafter hohe Halbsäulen. Wozu dienen denn diese? Seht nur hinauf, wie ihre Flächen mit allerlei Früchten belegt sind, und ihr werdet nicht lange zu raten haben, um den Zweck dieser Säulen zu bestimmen. Sie sind die Speisetische der Bewohner dieses Gürtels.

[37.13] Nun verfügen wir uns noch bis an das geschlossene Ende unseres großen Wohnhauses, welches ziemlich stark nach außen hinausgebogen ist. Seht, wie da ungefähr dreißig Klafter über dem Boden ebenfalls eine Erhöhung aufgebaut ist, die sich gegen das Innere des Wohnhauses, gegen die mittlere Reihe der inneren Säulen, ausbaucht und zuoberst eine Fläche hat, die sich an die ausgebogene Rundwand anschließt, dass sie dadurch ungefähr eine solche Form darbietet, als wenn ihr möchtet ein Ei der Länge nach durchschneiden.

[37.14] Seht ferner, wie auch diese Fläche, welche mehrere hundert Quadratklafter misst, mit weichen Polstern über und über belegt ist. Wozu möchte wohl dieser erhabenere Ruheplatz dienen? Dieser ist fürs Erste der Hausvatersitz und fürs Zweite auch der Lehrstuhl für die ganze Familie von Seite des Vaters.

[37.15] Seht, jetzt sind wir schon mit dem ganzen Wohnhaus fertig, welches für die drei einfachen Zwecke errichtet ist, nämlich für die Ruhe, für die Mahlzeit und fürs Lehramt.

[37.16] Gibt es neben diesem Wohnhaus keine anderen, gewisserart wirtschaftlichen Gebäude mehr? Ein jedes Wohnhaus hat noch auf beiden Seiten seines Anfanges, in der Entfernung von etwa zweihundert Klaftern, zwei ebenso große Rondelle, welche aber aus einer geschlossenen und mit einigen runden Fenstern versehenen Wand bestehen. Jedes dieser Rondelle hat gegen das Wohngebäude zu eine für die Menschen verhältnismäßig hohe und breite Tür; aber das Rondell hat kein Dach, sondern ist offen. Die Wände nach innen sind mit allerlei Galerien versehen, welche aber nicht die Bestimmung haben, dass da auf denselben herumgegangen werden soll, sondern sie haben allein nur die Bestimmung zur Aufbewahrung der notwendigen Hausgerätschaften, welche samt und sämtlich in dem einen Rondell aufbewahrt werden.

[37.17] Das andere Rondell aber ist eine Speisevorratskammer und in mancher Hinsicht auch eine Küche. Denn in diesem Gürtel werden auch ein und die anderen Früchte gesotten und dann erst genossen. Zu diesem Behuf ist auch in der Mitte dieses zweiten Rondells ein bei fünfzig Klafter über dem Erdboden erhabener Herd aufgeführt, welcher einen Durchmesser von sechzig bis siebzig Klaftern hat. In der Mitte dieses Herdes ist eine Vertiefung, in welche eine Art Erdöl gegossen wird. Dieses Erdöl wird dann durch einen aus gewissen Steinen geschlagenen Funken leichtlich entzündet, brennt dann mit einer heftigen und ganz weißen Flamme, welche einen großen Hitzegrad um sich verbreitet und die kochbaren Früchte in den wahrhaften Goldtöpfen, welche in einem Kreis um die Flamme gestellt sind, gar bald zur gehörigen Weiche verkocht. Das ist sonach auch die ganze Einrichtung dieses zweiten Rondells.

[37.18] Ein jedes Rondell für sich aber hat einen Durchmesser von fünfzehnhundert Klaftern eures Maßes. Ihr werdet heimlich fragen: Da wir bei der anfänglichen Darstellung dieser Rondelle vernommen haben, dass deren geschlossene Wände mit einigen runden Fenstern versehen sind, so ließe sich wohl fragen, welchen Zweck diese Fenster wohl haben möchten, indem die Rondelle selbst von obenher nicht geschlossen sind?

[37.19] Diese Fenster sind wegen der Durchlüftung angebracht; denn in diesem wasserreichen Gürtel ist die Luft nicht selten ziemlich feucht, darum dann in geschlossenen Räumen sich leichtlich ein Moder, oder wenigstens ein sowohl die Gerätschaften als auch die Früchte zerstörender Rost oder Schimmel erzeugen möchte. Um sonach diesem Übel vorzubeugen, werden überall gehörige Luftöffnungen angebracht, damit die Luft die inneren Räume beständig trockne und reinige.

[37.20] Da dieser Gürtel vorzugsweise zufolge seiner großen Ebenen sehr reich ist an verschiedenen Luftströmungen, so ist es auch begreiflich, dass die Bewohner, welche sehr weise sind, ebendiese Luftströmungen gar wohl zu benutzen wissen. Nun hätten wir wieder einen Teil, der da zur Bewohnung dieser Menschen gehört, kennengelernt.

[37.21] Damit wir aber eine solche Haushaltung, was die Gebäude betrifft, vollkommen vor uns haben, so mache Ich euch zum Schluss noch auf den großen Tiergarten aufmerksam, der da hinter den beiden Rondellen sich nach der Beschaffenheit einer Grundfläche ausbreitet. Dieser Tiergarten ist ebenfalls mit einer Art Mauer umfangen, welche vom Boden auf allenthalben gleich bei siebzig Klafter hoch ist und eine Dicke von fünf Klaftern hat und ist nach außen hinaus von hundert zu hundert Klaftern mit einer Lehn- oder Stützmauer versehen. Dieser Tiergarten in mittelmäßiger Größe hat einen Durchmesser der Länge nach von zehntausend Klaftern. Und was dessen Breite betrifft, hat er nach der Beschaffenheit der Fläche auch nicht selten sechs- bis achttausend Klafter.

[37.22] Dieser Garten ist bestimmt für ein Tier, welches zwar auf dieser Erde nichts Ähnliches findet; dessen ungeachtet aber steht es bei den Einwohnern in dem Ansehen der Schafe bei euch. Die Größe dieses Tieres möchte wohl die Größe eines Elefanten bei euch ums Hundertfache übertreffen. Der Kopf hat Ähnlichkeit mit dem Kopf eines Kamels bei euch; der Leib gleicht dem einer Kuh, die Füße einer euch bekannten Giraffe, da die vorderen um die Hälfte höher sind als die hinteren. Der Schweif aber bildet eine Wollkugel, welche Wolle von den Einwohnern zur Bereitung ihrer Schürzen verwendet wird, und welcher Zweck auch der einzige ist, warum die Einwohner dieses Tier also häuslich halten.

[37.23] Nun wüssten wir vorderhand alles, wie da gestaltet und bestellt ist eine vollkommene Haushaltung bei den Bewohnern dieses Gürtels. Und so können wir uns denn auch füglichermaßen an ihre häusliche Verfassung machen, welche wir als Fortsetzung dieser gegenwärtigen Mitteilung für ein nächstes Mal kundgeben wollen. Und so lassen wir es heute wieder gut sein!

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