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34. Das dritte Gürtelpaar. Der nördliche Gürtel entspricht dem Planeten Mars

(Am 23. September 1842 von 3 3/4 bis 6 1/2 Uhr abends.)

[34.1] Wie wir schon vorhinein bestimmt haben, also begeben wir uns denn auch nun auf den dritten Gürtel. Dieser Gürtel ist sowohl nördlicher- als südlicherseits der kleinste aus allen und hat von einem Gebirgsgürtel bis zum anderen im Durchschnitt einen Durchmesser von kaum etwas über tausend deutsche Meilen. Aber dessen ungeachtet beträgt sein Kreis noch immer stark über dreimal hunderttausend deutsche Meilen.

[34.2] Auch dieser Gürtel hat nicht ein ununterbrochenes Gewässer; aber dabei dennoch viel größere und weitgedehntere Seen als der vorhergehende.

[34.3] Das Land an und für sich ist weniger gebirgig als alle die anderen, die wir bis jetzt haben kennengelernt, außer gegen die Grenzgebirge, welche natürlicherweise noch bedeutende Ausläufer ins flache Land hinein haben. Diese Ausläufer, nebst einigen mehr unbedeutenden Zweigen von ihnen selbst, sind auch zugleich die einzigen Gebirge, welche dieses Land bedecken, welches dagegen, wie schon bemerkt, zumeist eben ist.

[34.4] Da wir bis jetzt aber gesehen haben, dass da mit Ausnahme des Hauptgürtels alle anderen bisher bekanntgegebenen den Planeten entsprechen, so lässt sich denn doch auch von eurer Seite fragen, ob denn dieser dritte Gürtel nicht auch einem Planeten entspricht. Und Ich sage euch, dass solches alles doch ganz in der Ordnung ist; – und so entspricht dieser Gürtel dem Planeten Mars.

[34.5] Wie aber dieser Planet ein mehr armseliger Planet ist, ja in einer Hinsicht der allerdürftigste aus all den Planeten, so ist auch sein entsprechender Gürtel der am meisten dürftige aus all den anderen Gürteln.

[34.6] Worin aber besteht eigentlich diese Dürftigkeit? Diese besteht etwa nicht so sehr in der geistigen Hinsicht, sondern vielmehr in der naturmäßigen.

[34.7] Denn fürs Erste sind die Menschen von unansehnlicher und wenig schöner Form, sind klein und etwas dick, haben sonst auch durchaus nichts Anziehendes in ihrem Äußeren. Ihre Farbe ist lichtbraun, manchmal aber auch ins ziemlich Dunkle übergehend; ihre physiognomische Bildung hat eine ziemliche Ähnlichkeit mit euren Grönlandbewohnern, einigen Lappländern und Eskimos. Jedoch ihre Kleidung hat nicht Ähnlichkeit mit der Kleidung der soeben genannten Völker eurer Erde, sondern besteht in einer Art Schürze, welche um den Hals gebunden wird und reicht von da über den ganzen Leib in mehreren Falten bis unter die Knie und hat sowohl für den Mann als für das Weib eine und dieselbe Form. Für die beiden Hände sind bloß auf den beiden Seiten zwei Öffnungen gelassen, damit die Menschen durch dieselben ihre Hände zu irgendeiner Arbeit herausstrecken können; wenn sie aber keine Arbeit haben, da ziehen sie ihre eben nicht gar zu reizend aussehenden Arme wieder unter den Mantel. Das ist sonach die erste Dürftigkeit.

[34.8] Fürs Zweite aber besteht die Dürftigkeit in der Vegetation und im Tierreich. Denn die Vegetation ist bloß auf einige wenige Gattungen unansehnlicher Fruchtbäume beschränkt, deren Pflege den Bewohnern dieses Gürtels eine notdürftige Nahrung abwirft. Das Gras dieses Gürtels, welches aber selbst noch sparsam vorkommt, gleicht ungefähr jenem Moos auf eurer Erde, welches ihr nicht selten auf manchen alten Bäumen oder dann und wann auch auf den alten Strohdächern ärmlicher Landmannshütten erblickt.

[34.9] Der Boden selbst ist hier schon ziemlich fest und mitunter auch sehr steinig und sandig, besonders an den Ufern der bedeutend großen Seen und Flüsse.

[34.10] Das Tierreich aber besteht in einer einzigen Gattung Schafe, welche ungefähr dem euch nicht unbekannten Elentier Sibiriens gleichen. Dieses Tier versieht sie mit einer ziemlich wohlschmeckenden Milch, und aus seiner sehr feinen Wolle bereiten sie sich ihre nötigen Kleider. Dann existiert noch eine Wurmgattung, die sich von dem Gras nährt. Diese Wurmgattung hat ungefähr die Eigenschaft eurer Seidenraupe und spinnt lange Fäden über dem Boden hin, ungefähr also wie die Spinne bei euch. Diese Fäden sammeln die Bewohner dieses Gürtels ebenfalls und verfertigen daraus einen Stoff, den vorzugsweise das weibliche Geschlecht zu seinen Mänteln verwendet.

[34.11] Die Luft ist nur von einer einzigen Vogelgattung belebt; aber diese ist ziemlich häufig. Die Einwohner halten diese Vogelgattung auch gezähmt und benutzen die Federn zur Bereitung ihrer Ruhebänke, welche in nichts anderem bestehen als in einem kleinen, von der Erde aufgeworfenen Wall, über welchen diese Federn gelegt werden und hernach zugedeckt mit dem Zeug, aus welchem sie auch ihre Mäntel bereiten.

[34.12] Aber so ziemlich belebt sind dabei die Wässer, welche von den Gürtelbewohnern mittels kleiner Fahrzeuge an den Ufern herum befahren werden. Das wäre sonach wieder eine naturmäßige Dürftigkeit.

[34.13] Fürs Dritte aber besteht die Dürftigkeit auch noch in den Wohngebäuden; denn diese bestehen gewöhnlich aus einer Art nischenartiger Vertiefung in einem aufgeworfenen Erdwall. Der Erdwall wird etwa drei Klafter über die Erde haben. In diesen Erdwall werden dann solche Nischen hineingegraben, welche ungefähr eine Vertiefung von ebenfalls drei Klaftern haben. Um die Rundung der Nische ist eine schon vorbeschriebene Ruhebank angebracht; und im Hintergrund, eben auch aus Erde bestehend, eine Art Tisch, auf welchen sie ihre Nährfrüchte legen, wann sie allenfalls ihre Mahlzeit halten wollen.

[34.14] Hier und da, besonders gegen die Berge hin, gibt es auch größere Wohnungen, wo aber dieselben in die Berge hineingegraben sind.

[34.15] In diesen Wohnungen werden auch die notdürftigen Werkzeuge verfertigt, welche sie zu ihren notdürftigen Arbeiten vonnöten haben. Darin besteht auch schon die ganze Industrie und der ganze naturmäßige Reichtum der Bewohner dieses Gürtels.

[34.16] Seht, also ist dieser Gürtel, wie auch sein entsprechender Planet, in naturmäßiger Hinsicht äußerst dürftig ausgestattet. Aber nicht so dürftig ist dieser Gürtel in der geistigen Hinsicht. Denn dafür, dass diese Bewohner wenig Reiz an der Gestaltung ihrer Welt finden, haben sie eine beständige innere Anschauung, durch welche dann ihre höchst dürftige Welt in ihnen selbst so verherrlicht und verklärt wird, dass sie ihnen eine bei weitem größere Freude gewährt, als die Welt des Mittelgürtels seinen Bewohnern.

[34.17] Sie sind zwar keine Willenshelden, aber dafür desto größere in aller möglichen Selbstverleugnung, und sind in dieser Hinsicht wahre Diogenesse. Aus ebendiesem Grunde aber gewinnt dann auch ihr inneres, geistiges Leben einen desto größeren Spielraum, und sie erblicken dann mit den Augen ihres Geistes in den unbedeutendsten Dingen Herrlichkeiten, von denen sich noch kein Weiser eurer Erde hat träumen lassen.

[34.18] Dass demnach auch ihre staatliche, häusliche und religiöse Verfassung höchst einfach ist, lässt sich schon aus allem dem gar leichtlich schließen, was bis jetzt von ihnen ausgesagt wurde.

[34.19] Ihre staatliche Verfassung ist eigentlich nichts anderes als ein Familienverhältnis, demzufolge sich näher verwandte Familien ihre Wohnungen in sehr geringen Distanzen nebeneinander errichten und in selben untereinander in einem beständigen Frieden und in unzertrennbarer Einigkeit leben.

[34.20] Ihre Bildung geht rein auf das Geistige. Denn sie tragen für nichts anderes Sorge, als dass der Geist der Kinder sobald als möglich zur inneren Selbständigkeit gelangt. Haben die Kinder davon durch ihr Tun und Lassen die erforderlichen Proben abgelegt, so werden sie zum Gottmenschen hingeleitet und müssen Diesen erkennen als den Grund aller Dinge und als den alleinigen Führer des menschlichen Geschlechtes.

[34.21] Denn sie sagen: Wenn du bist in einem fremden Haus, da gibt es für dich nicht viel zu schaffen und zu sorgen; bist du aber im Haus deiner Eltern, so bist du im selben schon versorgt. Wir aber sind auf der Welt, wie in einem fremden Haus; was sollten wir da sorgen? So wir aber sind in der Selbständigkeit unseres Geistes, so sind wir wie im elterlichen Haus; denn Gott, der allerbeste Mensch, sorgt in diesem Haus für alle Seine Geschöpfe wie ein allerbester Vater für seine Kinder im eigenen Wohnhaus. Somit haben wir nur eine Sorge, und diese ist, dass wir vor allem in dieses Wohnhaus kommen. Sind wir darinnen, so sind wir auch schon mit allem versorgt; denn obschon der allerbeste Gottmensch unsere äußere Welt nur dürftig ausgestattet hat, darum sie uns ist eine fremde Wohnung, so hat Er aber dennoch desto reichlicher diejenige heimatliche Wohnung ausgestattet, in welcher Er allein für uns alle sorgt wie ein allerbester Vater für seine Kinder.

[34.22] Seht, zufolge dieses ganz einfachen Grundsatzes besteht dann auch ihre religiöse Verfassung in nichts anderem als lediglich in dem nur, dass da ein jeder trachtet, fürs Erste die Selbständigkeit seines Geistes zu erlangen, und solches auf dem Wege der Demut und Selbstverleugnung, und sodann aber den Gottmenschen stets mehr und mehr zu erkennen und von Ihm geleitet zu werden.

[34.23] Das ist demnach aber auch schon alles, was die Bewohner dieses Gürtels in Hinsicht aller Bildung aufzuweisen haben. Ihr findet allda keine Tempel, keine Bethäuser und durchaus keine Schulen. Sondern die väterliche Nische, welche sich in einem Familienhaus vorfindet, ist alles in allem; denn in dieser Nische versammelt der Vater von Zeit zu Zeit seine ganze Familie, welche manchmal aus dreißig Gliedern besteht, und lehrt sie zu finden die innere Heimat und in dieser den einigen wahren Hausvater. Und hat er solchen Unterricht durch allerlei taugliche Gespräche und Erzählungen beendet, so segnet er seine Familie, und diese kann wieder entweder zu einer oder der anderen kleinen Arbeit gehen, oder sich aber auch in die eigentümlichen etwas kleineren Nischen begeben und allda in der Einsamkeit über das Vernommene nachdenken und zugleich Versuche machen, inwieweit die innere Wohnung und Heimat sich schon aufgedeckt hat.

[34.24] Das Gebet und somit auch der ganze Gottesdienst besteht in nichts anderem als in der beständigen, lebendigen Sehnsucht, so bald als nur immer möglich mit dem allerbesten Gottmenschen, und somit auch mit dem alleinig wahren Hausvater, die über alles erwünschte innere Bekanntschaft zu machen.

[34.25] Das Kennzeichen, wann einer oder der andere nahe vor der Tür der Wohnung des großen Hausvaters ist, welche ihm da ehestens soll aufgetan werden, besteht in dem Vernehmen von überaus volltönendem Sphärengesang. Dieser Erscheinlichkeit zufolge haben dann diese Bewohner auch einen Spruch, welcher also lautet: Wenn du vernehmen wirst, wie die großen Welten dem großen Hausvater ein erhabenes Loblied singen, sodann denke, dass du an der Schwelle derjenigen Tür stehest, welche da führt in die heilige Wohnung des alleinig wahren und überguten Hausvaters!

[34.26] Wenn sodann einer oder der andere erzählen kann, dass er etwas solches vernommen hatte, so haben alle anderen eine große Freude daran und wünschen ihm Glück und Beharrlichkeit in der Verfolgung seiner Bahn.

[34.27] So aber jemand vollkommen in diese innere Heimat eingetreten ist, so wird in einem solchen Familienhaus ein stilles Freudenfest gehalten, wozu auch die Nachbarn geladen werden. Dieses Fest aber ist dann auch das einzige, was ihr hier zu Gesicht bekommen mögt, und besteht in einem fröhlichen und allzeit mäßigen Mahl und endlich in einem allgemeinen Lob des allein wahren Hausvaters.

[34.28] Diejenigen, welche schon samt und sämtlich in der inneren Wohnung zu Hause sind, werden auch mit der Menschwerdung des Herrn bekanntgemacht und haben darüber die allergrößte Freude. Jedoch wird ihnen solches nicht bekanntgegeben, wie undankbar die Menschen eben desjenigen Planeten gegen ebendiesen überguten Hausvater sind, der ihrer Erde die unaussprechliche Gnade erwies, dass Er auf derselben annehmen wollte sogar eine menschlich-fleischliche Natur.

[34.29] Nun seht, da haben wir den ganzen nördlichen Gürtel. Was aber dessen südlichen Korrespondenten betrifft, so schließt er in sich die vier kleinen Planeten, deren entsprechendes Verhältnis mit diesem Gürtel wir nächstens berühren wollen, und sodann sogleich auf den vierten Gürtel übergehen. Und somit wieder gut für heute!

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