Am 13. März 1844
[3.244.1] Eine starke Tagereise von Hanoch gegen Mittag hin auf einem ganz kahlen Felsengebirge ward einer der allerverdächtigsten Tempel errichtet, in dem die Sonne verehrt ward.
[3.244.2] Warum aber war dieser Tempel so verdächtig? Die nähere Darstellung desselben wird das klar zeigen.
[3.244.3] Der Tempel war vollkommen rund. Die eine Hälfte des Tempels hatte eine feste Wand; die andere Hälfte aber war offen und bestand aus sechs Säulen, die das kegelförmige Runddach trugen.
[3.244.4] An der Festwandseite, die gegen Abend gewendet war, war das priesterliche Wohngebäude angebaut und hatte für hundert Priester Wohnraum und war gleich hoch mit dem Tempel, der eine Höhe von zehn Klaftern hatte und hatte ebenso viel im Durchmesser.
[3.244.5] Gerade in der Mitte der Festwand des Tempels war ein bei zwei Klafter im Durchmesser habender feinstpolierter, aus dickem Goldblech bestehender Hohlspiegel angebracht, der durch kunstvolle Mechanik nach allen Graden eines Halbkreises hin und her und auf und ab gerichtet werden konnte.
[3.244.6] In genau zehn Klafter Brennpunktweite gegen Abend hin waren zwischen den sechs Säulen fünf Schuh hohe und vier Schuh im Durchmesser habende runde Opferaltäre angebracht.
[3.244.7] Von der Priesterwohnung führte ein unterirdischer Gang genau unter den Mittelaltar, der hohl war.
[3.244.8] Unter ihm befand sich eine Hebemaschine, welche einen steinernen Stempel hob, der genau in die Höhlung des Altars passte.
[3.244.9] Wenn nun der opfernde Priester in seinem Goldkleid in den Tempel, den das Volk umstand, kommen wollte, so stellte er sich auf den steinernen Stempel und ward in die Höhe gewunden durch eine Maschine, hob natürlich mit dem Kopf den goldenen Deckel des Altars in die Höhe und stand auf diese Art auf einmal wie hergezaubert, mit einem goldenen Hammer in der Hand, auf dem Altar.
[3.244.10] Wenn dann das Volk hinzuging und sich überzeugte, dass der Altar von festem Stein war, durch den kein natürlicher Mensch dringen kann, so sah es den Priester für ein höheres Wesen an. Darauf deckte der Priester den Altar wieder zu und murmelte einige unverständliche Worte und klopfte dann dreimal auf den Deckel des Altars, und sogleich hob sich der Deckel wieder, und ein zweiter Priester, mit Rauchwerk versehen, kam hervor.
[3.244.11] Die Operation geschah noch dreimal aufeinander. Dann ward der Mittelaltar fest geschlossen, die vier anderen Altäre wurden abgedeckelt, und die vier Oberpriester legten ihr Rauchwerk auf die ebenfalls weißen Steinplatten.
[3.244.12] Wenn nun das Rauchwerk gelegt war, da beteten die Priester den Hohlspiegel an, der die Gestalt der Sonne hatte. Der Oberpriester aber klopfte mit dem Hammer auf eine andere Platte, und alsbald ward der sonst verdeckte Hohlspiegel entdeckt und ward gedreht durch einen inneren Mechanismus, den ein Kunstverständiger leitete.
[3.244.13] Der mächtige Brennpunkt fiel nun auf einen der vier Opferaltäre und verzehrte im Augenblick das leicht entzündliche Rauchwerk.
[3.244.14] Wenn auf allen vier Altären das Rauchwerk verzehrt war, da trat dann ein Redner auf den Mittelaltar und hielt eine entsetzliche Rede an das Volk und zeigte, dass die Sonne ganz in der Gewalt dieses Tempels stehe. Darum musste das Volk gewaltig opfern, wenn es schöne Tage und ein gutes Jahr haben wollte.
[3.244.15] Mehr brauche Ich von diesem Satanswerk nicht zu sagen; denn es kann jeder Denkende leicht ersehen, welche Wirkung dieser Trug beim sehr finster gehaltenen Volk hervorbringen musste.
[3.244.16] Nächstens in der Art mehr.
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