Am 12. März 1844
[3.243.1] Hier sind einige Skizzen von den wunderlichen Götzendarstellungen in den Tempeln:
[3.243.2] In einer tiefen Gebirgsschlucht, da ein wilder Gebirgsbach tobte und sich über hohe Felswände in jähen Fällen zerstäubte, war in einem ziemlich geräumigen Felsenkessel ein großer halbrunder Tempel erbaut.
[3.243.3] Die Vorderwand war gerade, und an sie schloss sich ein halbzylinderförmiger Hinterbau, an den sich dann das Wohngebäude der betreffenden Priesterschaft anreihte.
[3.243.4] An der Vorderwand dieses Tempels befanden sich zuoberst zwei große eirunde Fenster, gleichgestaltig mit den Augen eines Ochsen.
[3.243.5] Ein paar Klafter tiefer, aber gerade in der Mitte zwischen den beiden Oberfenstern, waren wieder zwei länglich runde Fenster, aber ziemlich knapp nebeneinander angebracht; aber ihre Länglichkeit war senkrecht gegenüber der waagerechten der oberen beiden mit den Augen eines Ochsen korrespondierenden Fenster.
[3.243.6] Endlich war zuunterst ein bei vier Klafter breites, mit drei schwarzen Säulen unterstütztes und eineinhalb Klafter hohes Tor angebracht, und hatte von der Ferne ziemlich das Ansehen eines Ochsenmaules.
[3.243.7] Und da die ganze Vorderwand um die Ober- und Unterfenster und um das Tor also bemalt war, wie da aussieht eines Ochsen Kopf, und zuoberst der Wand über den Augenfenstern zwei Ausläufer gleich zwei Hörnern und an den beiden Seiten parallel mit den Augenfenstern zwei große Blechohren angebracht waren, aus denen durch Röhren geleitet beständig ein mächtiger Rauch ging, so hatte diese Front das ganz schauerlich großartige Aussehen eines Ochsenkopfes.
[3.243.8] Das Innere des Tempels war dunkelrot bemalt, und im Hintergrund des Tempels, wie in einer mächtig großen Nische, stand ein kolossaler Ochse, aus Kupferblech angefertigt. Seine Hinterfüße waren so dick, dass man durch sie mittels einer Leiter recht bequem in den großen Bauch des Ochsen gelangen und da allerlei Blendwerk ausüben konnte.
[3.243.9] Das Blendwerk aber bestand darin: Bei wallfahrtlichen Besuchen dieses gar wundertätigen Tempels und Götzen wurde der große Kopf fortwährend auf und ab mittels eines inneren Hebels bewegt. Dann war innerlich im Bauch ein starker Blasebalg angebracht. Durch den wurde Rauch und nicht selten auch Flammen zum Rachen des Ochsen hinausgetrieben, worauf es dann im Ochsen gewaltig zu donnern anfing.
[3.243.10] Und wenn der entsetzliche Donner ein Ende nahm, da erst nahm der im Bauch des Ochsen befindliche Redner ein großes Sprachrohr und richtete einige zusammenhängende Worte an das bebende Volk.
[3.243.11] Darauf ward dann der Ochse ruhig, und der Oberpriester kam durch eine Hintertüre zum Vorschein, zündete ein Rauchwerk an und bestimmte die Opfer fürs Volk und die nächste Opferungszeit.
[3.243.12] Wer da ein Rindvieh hatte, musste hier opfern, sonst ward ihm das Vieh bald krank und krepierte, – was natürlich die dienstbaren Geister dieses Tempels bewirkten.
[3.243.13] Nächstens der Skizzen mehr.
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