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234. Der vom König beauftragte Unterpriester überlistet die gegnerischen Oberpriester

Am 28. Februar 1844

[3.234.1] Als der ratgebende Unterpriester wieder bei den Oberpriestern anlangte, da ward er alsbald von tausend Fragen bestürmt; und er konnte zum Glück so schnell reden, wie schnell da klappert eine Windmühle, und antwortete durch ein Wortgebrodel den hundert Fragern.

[3.234.2] Aber keiner verstand auch nur eine Silbe, was er sprach. Darum ward er ermahnt, deutlich zu sprechen.

[3.234.3] Er aber antwortete darauf und sprach: „So lasst mir doch Zeit! Lasst mich eher zu Atem kommen, und fragt nicht alle zugleich, so werde ich auch deutlich genug die günstigste Nachricht von Seiten des Königs Gurat zu geben imstande sein! Aber wenn ihr alle auf einmal fragend auf mich einstürmt, da muss ich ja so schnell als möglich durcheinanderbrodeln, damit auf solche Art ein jeder Frager so geschwind als möglich befriedigt wird; ob er von der Antwort etwas versteht oder nicht, das ist dann gleich!“

[3.234.4] Und die Oberpriester beruhigten darauf den Unterpriester und ersuchten ihn ganz gelassen, dass er ganz deutlich und klar die Nachricht vom König vor ihnen enthüllen möchte.

[3.234.5] Darauf erst ging der Ratgeber zur Hauptsache über und sprach: „Also hört mich denn an, ihr Diener der Götter!

[3.234.6] Der Friedens- und Vergleichsantrag wurde vom König gar liebfreundlichst angenommen, und er hat euch nach meiner Vorstellung in eurer Würde als Oberpriester bestätigt! Nur müsst ihr euch natürlicherweise gefallen lassen, die Weltherrlichkeit fahren zu lassen; denn da ist er der Alleinherr und König über ganz Hanoch und über das ganze Reich. Das ist somit eine Abänderung, die er festgesetzt hat.

[3.234.7] Dann müssen die Hohepriester des Scheinkönigs entweder auch zu Oberpriestern werden, oder sie müssen samt dem Scheinkönig zu sein aufhören; denn vom König aus werden nur die Oberpriester und die Unterpriester bestätigt.

[3.234.8] Ferner ist des Königs Wille und Gesetz, dass alles Kastenwesen ein Ende nimmt, und er alle Stellen besetzt, die weltlichen wie die geistlichen.

[3.234.9] Das Gold und die Schätze unserer Paläste nimmt er in den Vollbesitz für seine Staatsgeschäfte; dafür aber sichert er einem jeden Beamten seines Reiches einen standesmäßigen Sold zu, dem geistlichen wie dem weltlichen. Wir aber müssen freilich nun in den etwas sauren Apfel beißen, weil sich die Sache nicht mehr ändern lässt!

[3.234.10] Dazu weiß er so gut wie wir, dass unser Götterdienst nichts als eine Volksillusion ist! Daher behält er sich denn auch vor, die Sache des Götterdienstes, oder richtiger gesprochen, die Sache der Volksillusion selbst als Oberhaupt zu leiten in geheimen Befehlen an euch; ihr aber müsst dann die wohlberatenen Vollstrecker seines Willens sein!

[3.234.11] Endlich wird er euch auch einen Generaloberpriester vorsetzen, unter dessen Leitung dann wir alle zu stehen kommen! Das ist nun sein fester Wille. Seid ihr damit zufrieden?“

[3.234.12] Anfangs war alles ganz stumm auf diese Deklaration; nach einer Weile erst stießen alle Oberpriester einen gemeinsamen Fluch aus und wussten sich aus lauter Grimm nicht zu helfen.

[3.234.13] Der Unterpriester aber sprach: „Ja, was nützt euch nun das alles? Können wir’s anders machen? Macht einen Aufstand gegen den Mächtigen, so ihr Lust habt, zuerst gespießt und dann bei lebendigem Leib gebraten zu werden! Denn also drohte er mir, mit allen Widerspenstigen zu verfahren!“

[3.234.14] Als die Oberpriester solches vernommen hatten, da ergaben sie sich und mussten dann Punkt für Punkt die Bedingungen aufzeichnen also, als hätten sie solches freiwillig erwählt und bestimmt.

[3.234.15] Als dieses Dokument fertig war, da übernahm es der Unterpriester und ging damit zum König.

[3.234.16] Was darauf, – in der Folge.

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