Am 26. Februar 1844
[3.232.1] Als die Deputation mit dem neuen König in Hanoch ankam, da ward dieser von den anderen Oberpriestern, die der Heldenpartei angehörten, auf das Allerfeierlichste empfangen und ward sogleich als König und Alleinherr allen Großen Hanochs vorgestellt, nahm sogleich die Huldigung an und bestieg den alten Thron Lamechs in der alten Burg, während der Scheinkönig noch in der neuen goldenen Burg residierte.
[3.232.2] Er zog die Heldenoberpriester mit aller Militärmannschaft zu sich und gab dann sogleich neue Gesetze, die sehr zweckmäßig waren, natürlich fürs Weltbürgertum.
[3.232.3] Alle Dieberei und alles Raubrecht musste aufhören, und wer irgendeinen Sklaven hatte und ihn nicht alsogleich freiließ, der ward im ersten Betretungsfalle zu einer Goldstrafe, die tüchtig war, verurteilt, und im zweiten Falle ward ihm lebenslängliches Gefängnis zuteil.
[3.232.4] Was aber sagte die andere Oberpriesterpartei zu dieser für sie ganz unerwarteten Erscheinung? Sie erhob unter sich ein Zetergeschrei über diese Gräueltat, raffte alle ihre aus dreißigtausend Mann bestehende Reservemacht in aller Eile zusammen und wollte über die Frevler herfallen.
[3.232.5] Aber ein nüchterner Unterpriester, der da auf dem Sprung stand, Oberpriester zu werden, trat vor die ergrimmte Schar der Oberpriester und sprach:
[3.232.6] „Hört mich an, ihr mächtigen Diener der Götter! Bevor ihr einen Schritt zur Rache tut, da berechnet, wie sich dreißigtausend zu einer Million und darüber verhält! Wenn diese uns nur scharf anschauen, so sind wir schon geschlagen!
[3.232.7] Denkt hier ja nicht an Rache, wo keine mehr möglich ist, sondern denkt entweder an die Flucht, oder an eine gütliche Ausgleichung!
[3.232.8] Denn wer die Macht in Händen hat, der ist der Herr; und denen, über die er sich erhebt, bleibt nichts anderes übrig, als sich entweder allergehorsamst zu ergeben, oder – wenn es noch Zeit ist – zu fliehen! Ich meine aber, hier wird es klüger sein, das erste dem letzten vorzuziehen; denn soviel ich in Erfahrung gebracht habe, so sind alle Tore stark bewacht, und es wird hart sein, über die große Stadtmauer hinauszugelangen.
[3.232.9] Aber ein sehr Leichtes dagegen ist es, mit dem neuen König Freundschaft zu schließen. Ich selbst will dieses Geschäft übernehmen! Gurat war mein größter Busenfreund; er wird mich noch kennen, und ich bin überzeugt, er wird mich anhören, wird euch bestätigen in eurem Amt und wird euch noch so manche Vorteile zukommen lassen.
[3.232.10] Empört ihr euch aber nun über ihn, da er schon gehuldigt und vollmächtig herrschend auf dem Thron sitzt, so werden wir dabei alle ums Leben kommen; und ich frage, wofür dann unsere Racheunternehmung gut war.
[3.232.11] Was nützt es, im Grimm zu entbrennen über einen reißenden Strom, wenn er angewachsen ist und seine Ufer verheert und verdirbt das Land und dessen Früchte? Wer wird so toll sein und wird sich ergrimmt in seine mächtigen Wogen und Fluten stürzen in der Meinung, durch seine Muskelkraft den Strom aufzuhalten und zu züchtigen?!
[3.232.12] Und seht, derselbe Fall ist hier! Wie können wir uns der großen Macht Gurats widersetzen? Werden wir das tun, da wird er alsbald den ganzen mächtigen Strom seiner Macht über uns leiten, und wir werden alle zugrunde gehen!
[3.232.13] Das ist mein Rat und meine gegründete Ansicht; ihr aber tut nun, was ihr wollt!“
[3.232.14] Diese Worte brachten die glühenden Oberpriester in eine tüchtige Traufe, die sie bedeutend abkühlte, und anstatt in den Rachekampf zu ziehen, beriefen sie einen Rat zusammen und berieten, wie sie auf die beste Art von der Welt dem Gurat eine Huldigung darbringen möchten.
[3.232.15] Und der eine unterpriesterliche Ratgeber sprach: „Lasst das ganz unbesorgt mir über! Morgen werde ich zum Gurat gehen und werde mit ihm unterhandeln, und ihr könnt versichert sein, dass er euch mit sehr kleinen Abänderungen in eurer Würde bestätigen wird!“
[3.232.16] Damit waren die Oberpriester zufrieden, und der Ratgeber begab sich darauf zum König.
Kein Kommentar bisher