(Am 18. August 1842 von 3 1/4 bis 5 1/2 Uhr nachmittags.)
[9.1] Es ist am Schluss der vorigen Mitteilung gesagt worden, dass wir da mit den Sonnenbewohnern wollen einen solchen Durchbruch von seiner ersten Entstehung an und somit auch, wie es sich von selbst versteht, bis zu dessen Verlauf beobachten. Solches also werden wir auch tun.
[9.2] Bevor wir aber solches recht nutzbringend tun können, müssen wir zuvor doch eine etwas nähere Bekanntschaft mit den Bewohnern der äußeren Sonne machen.
[9.3] Wie sehen denn diese aus, und in was für Verhältnissen leben sie untereinander? Und sind sie überhaupt mehr geistige oder mehr materielle Menschen? Und gibt es nur eine Art oder mehrere Arten der Menschen auf diesem großen Sonnen-Planeten?
[9.4] Es ist schon gleich anfangs erwähnt worden, dass auf dem Sonnenkörper alles das im vollkommensten Sinne des Wortes und der Bedeutung vorkommt, was nur immer auf all den anderen Planeten speciatim viel unvollkommener und verkrüppelter vorkommt.
[9.5] Solches ist auch also der Fall mit den Menschen. Darnach könnt ihr auf dem Sonnenplaneten nicht nur alle Menschenarten dieser Erde, sondern auch die aller anderen Planeten und ihrer Monde im vollkommensten Sinne, besonders was die Form betrifft, antreffen. Ja ihr könnt es vollends glauben, ein Mann oder ein Weib in der Sonne ist dem Leibe nach so außerordentlich schön, dass ihr die Schönheit, ohne dabei das Leben zu verlieren, nicht drei Stunden lang anzuschauen vermöchtet. Denn abgesehen von der überaus großen Fülle der Pracht in der Form, ist schon an und für sich der leibliche Glanz der Sonnenmenschen so stark, dass, so da irgendein Mensch aus der Sonne auf irgendeinem wenigstens zehn Meilen von euch entfernten Berg stünde, ihr dennoch nicht imstande wäret, ihn vor lauter Lichtglanz anzuschauen. In einer größeren Nähe würde euch sein Glanz fast augenblicklich zu Asche verbrennen. Das Weib ist auch in der Sonne viel runder und weicher als der Mann; aber ihr Leibesglanz ist minder als der des Mannes.
[9.6] Ihr werdet hier leichtlich fragen: Ja, wenn dem so ist, wie können denn hernach diese Sonnenmenschen formell bestehen, ohne plötzlich durch ihr eigenes Licht aufgelöst zu werden, nachdem sie doch auch sicher mehr oder weniger materiellen Leibes sind? – Dafür ist schon von Mir aus gesorgt. Auf der Erde gibt es freilich wohl keine Materie, welche in dem starken Sonnenlicht bestehen könnte; aber was da die Materie der Sonne betrifft, so besteht diese schon wieder aus anderen Gesetzen als die eines unvollkommenen Planeten. Und so besteht auch die Materie eines Sonnenmenschenleibes aus einem viel anderen Stoff als die Materie eures Leibes und ist daher beständig, selbst unter den allerintensivsten Strahlen, nachdem sie gewisserart mehr geistig ist und somit auch ums Unvergleichliche einfacher als die eurige. Unter solchen Bedingungen können sonach die Sonnenmenschen gar wohl existieren und sich freuen ihres Lebens und zu den nützlichsten Zwecken dasselbe benützen.
[9.7] Die schönsten aus allen Menschen der Sonne sind dennoch die weißen; obschon auch Menschen aller anderen Farben nirgends etwa hässlich anzutreffen sind.
[9.8] Was die Größe der Sonnenmenschen betrifft, so ist diese eben auch verschieden. Unter dem Äquator oder vielmehr in der Gegend des Äquators wohnen der Sonne kleinste Menschen, welche nicht viel größer sind als ein sehr großer Mann bei euch auf der Erde. Diese Menschen sind nahe samt und sämtlich von weißer Farbe und sind somit die schönsten auf dem ganzen Sonnenplaneten. Um die Pole der Sonne aber wohnen ihre größten Menschen, von nahe dunkelroter Farbe, aber ebenfalls lichtglänzend. Wenn da ein solcher Mensch auf der Erde stünde, so würde es ihm eben nicht gar zu schwer werden, wenn er ganz in der Ebene der Meeresoberfläche sich befände, mit leichter Mühe, ohne seine Hand zu sehr in die Höhe strecken zu müssen, die Himalajaspitze der Erde zwischen dem Daumen und Zeigefinger zu fassen und sie zu schleudern bis gegen den Südpol der Erde hin. Von dieser größten Menschengattung steigt die Größe abwärts bis zu den am Äquator wohnenden.
[9.9] Hier werdet ihr sagen: Was tun denn hernach solche ungeheure Riesen mit den kleineren Menschen, wenn sie allenfalls bei der Gelegenheit einer Bereisung mit ihnen zusammenkommen? – Diese Frage ist so gut als wie umsonst. Denn auf dem Sonnenplaneten ist eine jede Menschengattung auf ihren Platz durch die natürlich-planetarischen Verhältnisse der Sonne angewiesen und kann denselben so wenig verlassen wie ihr die Erde, wenn es euch noch so sehr gelüsten möchte, eine Reise in den Mond zu machen.
[9.10] Ihr werdet hier wohl freilich wieder fragen: Wie ist solches zu verstehen? In den Mond ist eine Reise freilich wohl unmöglich, weil er als ein zu weit getrennter Teil von der Erde abständig ist. Aber die Sonne ist ein kontinuierlicher Körper, der überall eine und dieselbe Oberfläche hat. Warum sollte denn da eine weite Reise für eine oder die andere Menschengattung unmöglich sein?
[9.11] So geduldet euch nur ein wenig; wir wollen die Unmöglichkeiten sogleich ein wenig durchmustern. Und so hört denn! Erstens ist der Erdboden des Sonnenkörpers sowohl von einem als von dem anderen Pol gegen den Äquator hin von mehr ungleicher Dichtigkeit, so zwar, dass der Erdboden der Sonne um deren Pole nahe so fest ist wie der Boden unserer Erde; nur ist er nicht so spröde und zerbrechlich. Dieser Boden taugt ganz wohl für die vorbenannten Riesen. Wenn dieser Boden anfängt, weicher zu werden, dann auch taugt er nicht mehr zu tragen die Last eines solchen Riesen; da möchte er zu wanken anfangen, und bei noch weiter fortgesetzter Reise bei jedem Tritt in den elastisch weichen Boden bis über die Mitte seines Leibes hineinsinken, fast gerade also, als wenn ihr da möchtet einen sehr großen Polster machen, der da hätte vom Boden bis zuoberst drei Klafter im Durchmesser. Wie würde es mit eurer Wanderung über einen solchen Polster, das da ausgefüllt wäre mit Federflaum, ergehen? Würdet ihr da nicht beim ersten Tritt auf demselben hineinsinken, allwann dann alles fernere Mühen vergeblich wäre, über denselben zu kommen, und wenn er auch nicht länger als im höchsten Falle hundert Klafter wäre? Möchtet ihr aber auf einen solchen Polster eine Maus setzen, so wird diese schon recht wohl über den Polster laufen können; noch leichter aber eine Fliege. Seht, das ist also für solche Wanderungen schon ein Hindernis, demzufolge jede Menschenklasse auf ihren Kreis bleibend angewiesen ist.
[9.12] Ein zweites Hindernis ist der Nahrungsstoff für verschiedene Klassen von Menschen. Denn wie da ist der Boden, also werden auch die Produkte, wenn auch durch den Willen des Menschen hervorgebracht. Wie ist solches zu verstehen? Nahe so wie bei euch auf der Erde, nur in viel vollkommenerem Sinne; denn auch der Sonnenboden gehorcht dem Willen der Menschen nicht überall gleich, so wie er auf der Erde ebenfalls der Tätigkeit der Menschen nicht gleich gehorcht. So möchte sich da einer auf den Kopf stellen, und er wird auf den Spitzbergen keine Ananas hervorbringen; während im umgekehrten Falle wieder der allergeschickteste Gärtner in einer Gegend unter dem Äquator kein Eismoos oder die sogenannte Rentierflechte zuwege bringen wird.
[9.13] Auf der Erde richtet sich der Gehorsam des Erdbodens nach den klimatischen Wärmeverhältnissen. Solches ist auf dem Sonnenplaneten freilich wohl nicht der Fall, obschon es auch dort an den Polen etwas kühler ist als an dem Äquator. Daher richtet sich dort der Gehorsam des Erdbodens lediglich nach den auf- oder abnehmenden Graden der Weiche desselben. Es kann oder es könnte vielmehr wohl auch ein Mensch eines festeren Bodens auf einem weicheren Boden etwas hervorrufen. Allein das Hervorgerufene wird wohl ungefähr die Form des Willens dessen haben, der es hervorgerufen hat; aber es wird viel kleiner sein und schwächer und weicher, wodurch es dann auch dem Bedürfnis des Magens dessen, der es hervorgebracht hat, ebenso wenig mehr entspricht, als wenn ihr zum Beispiel auf einer Alpe müsstet euren Magen sättigen mit dem sparsamen Steinmoos, wobei gewiss niemandem mehr ein Speck wachsen würde. Möchte sich sonach auch ein Mensch von einer Polargegend der Sonne durch allfällige künstliche Mittel bis zum Äquator hin versetzen, so müsste er dort ohne Gnade und Pardon verhungern.
[9.14] Ein drittes Hindernis sind die unterschiedlichen, großen Wasserkreise, welche vom Pol gegen den Äquator hin bei sieben Male das festere Erdreich gewisserart trennen. Ein solcher Wasserkreis hat allzeit eine Breite von mehreren tausend Meilen und gegen die Mitte zu nicht selten eine Tiefe von zehn bis zwanzig Meilen.
[9.15] Das Wasser der Sonne ist viel leichter als das auf den Planeten; daher ist es auch für keine Schifffahrt tauglich, und so tut es sich auch mit dem Schwimmen auf demselben gar nicht. Das ist demnach ein non plus ultra [unüberwindliches] Hindernis, welches die Sonnenmenschen nicht besiegen können; daher bleiben sie auch ganz ruhig auf ihrer Stelle und wissen von dem nichts mehr, ob über einem solchen Wasserkreis noch einmal irgendein Land zum Vorschein kommt, und sind vielmehr der Meinung, dass mit Anfang eines solchen Wasserkreises ihre Welt ein Ende hat und sodann das Wasser schon in alle Ewigkeiten fortdauert.
[9.16] Ein viertes Hindernis, dessen es kaum mehr nötig ist zu erwähnen, sind die vielen Vulkane und anderen hohen Berge längs eines solchen Wasserkreisufers. Diese Vulkane toben und wüten zumeist unablässig, und zwar hier und da in einer so großartigen Form, dass ihr euch auf der Erde davon rein keinen Begriff machen könnt. Denn da sind manche Krater größer als euer ganzes Europa, aus denen zu allen Zeiten Trillionen der heftigsten Blitze unter dem vehementesten Getöse und Gekrache entstürzen. Von solchen großartigen Naturspektakeln aber sind die Sonnenbewohner durchaus keine besonders großen Freunde. Demnach heißt es auch bei ihnen in der Tat, wie bei euch im Wort: Hübsch weit weg, ist gut vor dem Schuss zu sein. Diese Vulkane hindern auch die im Innern des Landes wohnenden Menschen, allfällige weltumsegelnde Versuche zu machen; und so bleiben sie, wie ihr zu sagen pflegt, beständig hübsch zu Hause.
[9.17] Es gäbe zwar noch einige Hindernisse; allein es genügen diese, damit ihr seht, wie da die verschiedenen Größengattungen der Menschen auf dem Sonnenplaneten ganz ungeniert auf einem und demselben Weltkörper leben können. Demnach hätten wir zum Voraus ganz oberflächlich die Lokalverhältnisse der Menschen wie die Menschen selbst beschaut und können demnach uns wieder zu unseren schönsten Menschen der Sonne, die alldort am Äquator wohnen, begeben und mit ihnen beschauen die gleich anfangs der heutigen Mitteilung besprochene Naturszene der Sonne.
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