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47. Handel und Gewerbe. Verbannung von Betrügern und deren Läuterung. Ernährung, Begräbnis, Ehe, Zeugung

[47.1] In den Tiefen, besonders an den Seen und großen Flüssen, wird auch mit verschiedenen Sachen eine Art Tauschhandel getrieben, und zumeist mit solchen Sachen, womit sich die Weiber auf die euch schon bekanntgegebene Art gerne schmücken und zieren.

[47.2] Manches Mal wird von einem oder dem anderen Kaufmann sogar an eine Übervorteilung gedacht. Doch wehe ihm, wenn sein Betrug aufkommt! Fürs Erste wird er von den Weibern mit allerlei spitzigen Sachen kreuz und quer zerkratzt. Und wenn er nach einer solchen Lektion noch einmal auf einem Betrug ertappt wird, so wird alsbald ein Schiff ausgerüstet und unser Betrüger mit seiner Familie in eine weit entlegene Gegend gebracht, allda er entweder eine bestimmt lange Zeit oder auch, nach der Größe des zweiten Betruges, für alle Zeiten der Zeiten zu verbleiben hat; welche Strafe alldort unter dem Namen „Purak“ oder „ewige Verbannung“ bekannt ist. Wer da nur auf eine bestimmte Zeit verbannt ist, der darf bei seiner Abreise mehrere Schifffruchtkörner mit sich nehmen, damit er sich in seinem Verbannungsland aus den Samenkörnern, welche er alldort sobald aussät, ein Schiff bereiten kann.

[47.3] Den zur ewigen Verbannung Verurteilten wird aber kein solcher Same mitzunehmen gestattet. Gewöhnlich aber geschieht es bei diesen ewig Verbannten, dass da von ihrem kläglichen Zustand gar bald die Gebirgsbewohner des einen oder des anderen Landes durch die Geister Kunde erhalten. Selbige begeben sich auf solche Kunde dann sobald an den Ort solcher Verbannung und nehmen die Verbannten auf, bringen sie dann auf die Höhen und machen aus ihnen nicht selten die besten Menschen.

[47.4] Und sie geben ihnen auch oft eine oder die andere Wohnung auf den Bergen eigentümlich [zum Eigentum]. Und es geschieht dann zuweilen, dass eben diejenigen Menschen, welche diese zur ewigen Verbannung verdammt haben, auf die Höhe gelangen und finden da Schutz, gastfreundlichste Aufnahme und Belehrung in der wahren Religion. Wenn dann solche Aufgenommene ihre Gastfreunde erkennen, so setzt es da allzeit eine Verwunderung um die andere ab, wo die Begastfreundeten nicht begreifen können, wie es da möglich hatte sein können, dass diese, nun ihre Gastfreunde, aus ihrer ewigen Verbannung haben dahin gelangen können.

[47.5] Bei dieser Gelegenheit wird den Verwunderten alsbald gar freundlich angezeigt, dass dem Großen Geist gar viele Dinge möglich sind, von denen sich bisher die Weisheit der Seebewohner noch gar entsetzlich wenig hat träumen lassen. Wenn die verwunderten Fragesteller solche Antwort bekommen, da schlagen sie sich gewöhnlich auf die Brust und klagen dann gewaltig über so manchen Unsinn, der da gang und gäbe ist in den Tiefen; worüber sie denn abermals belehrt werden und ernstlich ermahnt, dass sie bei ihrer Rückkehr in der Tiefe zur Ausrottung so mancher und vieler Torheiten auf das Kräftigste beitragen sollen.

[47.6] Dadurch ist es auch schon in so manchen großen Kontinentländern geschehen, dass die Ebenen völlig gleichen den Höhen. Aber hier und da gibt es dessen ungeachtet dennoch wieder Länder, in denen sich die Tiefen von den Höhen noch sehr gewaltig unterscheiden.

[47.7] Was ferner in den Tiefen die Manufakturen und anderes Gewerbe betrifft, so gleichen diese auch denen auf den Höhen, bis auf einige Luxusartikel, welche freilich auf den Höhen durchaus nicht stattfinden – allda sogar die Färbung eines Fadens als sündhaft angesehen wird.

[47.8] Die Nahrungsweise ist bis auf die Milch der großen Kuh fast auch dieselbe. Nur einige Patriarchalfamilien, welche auf den Seen die schönen, großen, weißen Felsen zu Lustwohnungen auf die euch schon bekanntgegebene Art zubereiten lassen, ergötzen sich oft auf diesen Lustörtern auch mit manchen etwas künstlicher bereiteten und somit den Gaumen etwas mehr kitzelnden Leckerspeisen, welche ihnen aber gewöhnlich nach und nach nicht gar zu gut anschlagen; darum dann so manche weise redenden Ärzte recht viel zu tun bekommen.

[47.9] N. B. solches ist auch bei euch der Fall! Würdet ihr ganz einfach und naturgemäß leben und essen die Früchte der Erde so wie Ich sie für euch zubereitet habe, bis auf einige wenige, die da nur weicher gekocht werden könnten am Feuer – so wäre eure Sprache um vier Worte ärmer, nämlich sie wüsste von keinem Arzt etwas, noch weniger von einer Medizin oder Apotheke. Und um diese drei Worte wüsste sie darum nicht, weil ihr eigentlich das erste Wort, Krankheit nämlich, fremd bliebe. So aber habt ihr künstliche Köche, diese sind privilegierte Fabrikanten der Krankheiten. Nach den Köchen kommen dann sogleich die Ärzte, dann die Apotheke, als die noch künstlichere Küche. Und dann aus dieser erst ganz vollkommen diejenige Speise, durch welche die Krankheit in dem Körper eines Patienten zum bleibenden Gast wird.

[47.10] Also ist es auch demnach, freilich nicht in einem so starken Grad wie bei euch, in den Tiefen unseres Saturnus der Fall; aus welchem Grund dann auch die Menschen in den Tiefen bei weitem nicht so alt werden wie auf den Höhen.

[47.11] Was das Begräbnis der Menschen in der Tiefe anbelangt, so ist es allda von zweifacher Art. Bei dem bessern Teil so wie auf den Höhen; bei den manchesmal etwas heidnischen Völkern, welche da den lichten Ring für eine Art Gottheit halten, ist das Begräbnis wesentlich verschieden. Diese laden ihre Verstorbenen auf ihre Schiffe und fahren damit gewöhnlich aufs Meer, besonders wenn dieses nicht zu ferne ist von ihrem Wohnort. Allda, nämlich auf dem Meer, werden die Verstorbenen ohne weitere Zeremonie ins Wasser geworfen; bei welcher Gelegenheit sich auch schon sogleich irgendein lebendiges Grab vorfindet, das nach diesen Leichen sehr begierig schnappt. Ist solch Begräbnis geschehen, dann kehren unsere Totengräber sobald wieder zurück, und die ganze Begräbnisfeierlichkeit hat bei der Ankunft in der Heimat ein Ende.

[47.12] Was die Ehen betrifft, so werden diese auch in der Tiefe, nur manchmal mit viel mehr äußerem Prunk, vor dem Patriarchen geschlossen.

[47.13] Die Zeugung ihresgleichen ist mit der auf den Höhen gleich. Nur geschieht es dann und wann, wenn der Mann in der Tiefe zu wenig Glauben und Willenskraft besitzt, dass er dann mit seinem Weib gewöhnlich eine Reise ins Gebirge unternimmt, um daselbst glaubens- und willenskräftig zu werden. Wozu, brauche Ich nicht noch ferner zu sagen.

[47.14] Das ist somit aber auch über das, was ihr ohnehin schon wisst aus den gelegenheitlichen Mitteilungen, das zumeist Merk- und Denkwürdige aus dem Bereich der Tal- und Ebenenbewohner des Saturnus. Somit wollen wir denn auch die eigentlich bewohnten Länder des Saturnus verlassen und uns dann auf ganz kurzen Wegen über dieses Planeten Schnee- und Eisregionen auf unseren Ring schwingen. Und somit lassen wir’s für heute wieder gut sein.

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