[46.1] Was da die Tiefe betrifft oder vielmehr die Flachländer dieses Planeten, so haben wir bei verschiedenen Gelegenheiten schon so manches von der Lebensweise der Saturnusbewohner erfahren. Und so wird uns nur noch einiges zu erwähnen übrigbleiben.
[46.2] Eine Art Städte gibt es in diesem Planeten allland nirgends. Dessen ungeachtet aber wohnen hier und da, besonders in der Gegend der kleinen Seen und anderer minder großen Flüsse, die Familien näher aneinandergerückt als auf den Höhen, und zwar besonders in einigen Kontinentländern und deren südlichen Teilen. Nur sind sie nicht so zahlreich in einem Wohnhaus beisammen wie auf der Höhe. Denn da besteht eine ganze Familie gewöhnlich nur aus den beiden Eltern und ihren Kindern. Was die Groß- oder Ureltern betrifft, so leben diese gewöhnlich mit dem Beibehalt von einigen Dienst- oder Hilfsgenossen.
[46.3] Auch wohnen diese Menschen selten auf einem oder dem anderen euch schon bekannten Wohnbaum, sondern ihre Wohnungen bestehen zumeist aus einer Art Gezelten, welche aus übereinander gelehnten Bäumen errichtet sind, und zwar auf folgende Art: Die Bäume werden rund pyramidenartig zusammengestellt, dann werden sie von der Erde angefangen bis zur Spitze hinauf in Kreisen mit Latten beschlagen. Diese Latten werden dann mit allerlei Laubwerk überdeckt, und das zwar von außen wie von innen. Gegen Morgen [Osten] wird dann ein gehörig geräumiger Ausgang gelassen. Und so ist das Wohnhaus auch schon fertig.
[46.4] Was die Räumlichkeiten betrifft, so ist da ein solches Wohnhaus freilich wohl nicht so viel fassend wie ein Wohnbaum auf den Bergen. Aber dessen ungeachtet ist ein solches Gezelthaus noch immer so raumhaltig, dass ihr ganz bequem zehn Regimenter von euren Soldaten im selben beherbergen könntet.
[46.5] Die innere Einrichtung derselben ist ebenso gestaltet wie in den lebendigen Wohnhäusern auf der Höhe, nämlich mit einer abgestumpften, pyramidenartigen Schlaflehne und vor derselben mit einer runden Erhöhung, welche da den Dienst eines Tisches verrichtet. Und darin besteht auch schon die ganze innere Einrichtung des Wohnhauses.
[46.6] Was aber dann ihre sonstigen Gerätschaften, wie Werkzeuge, Speisegefäße, Kleidungen und Speisevorräte betrifft, so wird all dieses in den sogenannten Vorratskammern aufbewahrt, welche in der Tiefe ebenso erbaut sind wie auf der Höhe.
[46.7] Die Tempel betreffend, so sind diese auch ganz auf die Art erbaut wie auf den Bergen, nur sind sie manchmal bei weitem kleiner und nicht so erhaben prachtvoll wie auf den Höhen. Auch hat in der Tiefe nicht jedes einzelne Wohnhaus einen eigenen Tempel, sondern mehrere Familien haben da nur einen.
[46.8] Das wäre somit der architektonische Teil in der Tiefe – bis auf einige Ziergärten, die gewöhnlich ein Eigentum eines privilegierten Patriarchen sind. Wie diese Gärten geschmückt sind, ist euch schon bei der Gelegenheit der Beschreibung der Schaltiere, und zwar namentlich der Schnecken, gezeigt worden. Hier und da gibt es in den Gärten auch Schneckenhäuser, die zur lustigen Bewohnung für die Kinder eingerichtet werden, wie ihr solches schon im Vorhinein habt kennengelernt.
[46.9] Wer in der Tiefe gewöhnlich der Patriarch ist, ist auch schon gezeigt worden. Denkt nur zurück an das euch schon bekannte Tier mit dem Schlangenschweif und dem Feuerauge, da wird sich euch sogleich der Held mit der gewonnenen Haut und dem daraus verfertigten Mantel als Patriarch aufführen. Dass aber eben dieser heldenmütige Patriarch von dem Großen Geist umso mehr bedeutend viel Wenigeres angesehen wird als der Patriarch auf den Höhen, lässt sich ohne vieles Nachdenken sehr leicht begreifen. Dass sich demnach mit einem solchen bemäntelten Patriarchen die Engelsgeister eben nicht sehr und zu häufig abgeben, solches kann auch ohne vieles Nachdenken begriffen werden. Und dass darob die Ebenenbewohner viel weltlicher gesinnt sind als die auf den geheiligten Bergen, auch solches lässt sich wieder ohne vieles Nachdenken begreifen. Sie sind wackere Brüder und Schwestern miteinander, reden oft sehr weise miteinander und halten sich demnach für viel aufgeklärter und gescheiter als die Bewohner der Gebirge. Allein wenn es ihnen schlecht zu gehen anfängt bei aller ihrer Weisheit, so machen sie dennoch wallfahrtartige Ausflüge auf die Berge, allwo sie, wie ihr schon wisst, eines anderen belehrt werden.
[46.10] Somit gibt es in der Tiefe auch sehr wenig und sehr selten höhere Offenbarungen, außer bei denjenigen, welche ganz wahrhaft und treu aus der Schule der Berge hervorgegangen sind.
Kein Kommentar bisher